19.02.2024, 17:14
Eiderstedt muss weiter gefahrlos durchflogen werden können!
Offener Brief des NABU Schleswig-Holstein an die Gemeinden im Amt Eiderstedt
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Montag, 19. Februar 2024
Sehr geehrte Damen und Herren,
auf Eiderstedt beabsichtigt eine Gruppe von Privatpersonen, Windenergieanlagen zu errichten und damit den Bestand seltener und stark bedrohter Brut-, Rast- und Zugvögel erheblich zu gefährden. Der NABU Schleswig-Holstein begrüßt grundsätzlich den Ausbau der Windenergie. Im hiesigen Fall aber ist das aus Sicht des Naturschutzes nicht zu vertreten!
Auf der Halbinsel Eiderstedt kreuzen sich zwei Vogelzuglinien von europäischer Bedeutung. Sowohl aus nordwestlicher Richtung (Grönland, Island, Norwegen) als auch aus nordöstlicher Richtung (Finnland, Baltikum, Russland) nutzen abertausende Vögel den ostatlantischen Zugweg. Diesem einzigartigen Naturphänomen wurde mit der Einrichtung des UNESCO-Weltnaturerbes Nationalpark Wattenmeer und den Vogelschutzgebieten in der Eider-Treene-Sorge Region und in Teilen Eiderstedts bereits Rechnung getragen. Eiderstedt muss sich daher seiner einzigartigen, europaweiten Bedeutung für den Vogelzug bewusst sein. Entlang der schleswig-holsteinischen Westküste befinden sich nahezu flächendeckend zahlreiche Windenergieanlagen, die dichte Barrieren bilden. Allein Eiderstedt ermöglicht es den Vögeln, durch diesen noch freien Korridor hindurch gefahrlos zu fliegen und zu rasten.
(Die Datei mit der Karte musste ich extra kopieren und hochladen, Rainer Palm)
Eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Vogelarten wäre unausweichlich betroffen: Ohnehin bereits stark gefährdeten Arten wie Kornweihe, Goldregenpfeifer und Uferschnepfe würden weitere sehr herbe (Lebensraum)-verluste drohen.
Uferschnepfen, Austernfischer und Kiebitze kommen auf Eiderstedt als Brutvögel vor. Diese Wiesenbrüter benötigen einen weiten Blick ohne Erhebungen im Gelände. Der Bau von Windenergieanlagen würde unweigerlich dazu führen, dass diese besonderen Vögel auch auf Eiderstedt keinen Lebensraum mehr hätten. Die Kiebitzbestände sind deutschlandweit seit 1980 um 93% geschrumpft. Deshalb ist er erneut zum Vogel des Jahres 2024 gewählt worden und steht besonders im Licht der Öffentlichkeit.
Seeadler und Rohrweihe sind auf Eiderstedt ebenfalls als Brutvögel beheimatet, die Kornweihe und der Wanderfalke überqueren die grüne Halbinsel als Zugvögel. Sie alle gehören zu den kollisionsgefährdeten Arten, sodass ihnen droht, zwischen den Rotorblättern zu Tode zu kommen. Allein diese vier Arten wurden in den letzten fünf Jahren von Ornitholog*innen über 4.000-mal auf der Meldeplattform ornitho.de für Eiderstedt registriert. Da es sich dabei um so genannte Zufallsbeobachtungen handelt, dürfte die tatsächliche Anzahl der vorkommenden Vögel noch um ein Vielfaches höher liegen.
Eiderstedt darf seine einzigartige Stellung nicht leichtfertig für Vorhaben preisgeben, die auch andernorts und ohne diese katastrophalen Folgen für die Vogelwelt realisiert werden können. Der NABU Schleswig-Holstein wird die Entwicklungen auf Eiderstedt genau verfolgen und die nötigen Maßnahmen ergreifen, um diese wertvolle Landschaft zu schützen.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Schwarzlose
Landesvorsitzender des NABU Schleswig-Holstein
Kontakt für Rückfragen, Interviewanfragen und weitere Auskünfte:
Eva Krautter, Pressesprecherin NABU Schleswig-Holstein, 04321.7572077, Eva.Krautter@nabu-sh.de
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Moin,
mich haben daraufhin heute die Kieler Nachrichten angerufen und mit mir darüber gesprochen. Dazu wird es einen Bericht geben. Und der NDR / Oliver Kring will für das Schleswig-Holstein Magazin einen kleinen Film machen, zu dem ich zum Interview eingeladen bin.
Der Gegenwind wird endlich kräftiger - ist das nicht toll!
Beste Grüße
Für die BI Zukunft-Eiderstedt
Rainer Palm