05.01.2020, 20:02
Liebe Sprachfreunde,
eine weitere Verwaltung hat sich zur Herausgabe eines Leitfadens für „gendergerechte Sprache“ berufen gefühlt, vertreten durch den Bürgermeister und die Frauenbeauftragte der Stadt Lübeck. bekanntmachungen.luebeck.de/dokumente/d/1055/download
In diesem Ausdruck besonders naßforscher Amtsanmaßung werden Bürger ausdrücklich aufgefordert, sich nicht mehr aus dem Erbe gewachsener Sprachbilder zu bedienen. „Rollenklischees und Stereotypen“ wie z.B. „Milchmädchenrechnung“ sollen verhindert werden, heißt es in dem Machwerk. Dabei bleiben solche fabelhaft anschaulichen Sprachbilder wie von selbst in Gebrauch, einfach weil sie menschlicher Lebenserfahrung entspringen, denn jeder, der sich im Leben schon mal (zu früh) gefreut hat, kann die Gefühle nachvollziehen, die mit der Vorfreude und Hoffnung des Milchmädchens, dem Verschütten der Milch und dem am-Ende-leer-ausgehen verbunden sind…
Indem sich die Verwaltung auf die AGA II 1/68 (Allgemeine Geschäftsanweisung) beruft, täuscht sie eine Rechtmäßigkeit ihrer sprachlichen Verrenkungen vor, wo sie lediglich ihre Weisungsbefugnis überschreitet. Wie der Fall des Studenten Sebastian Zidek zeigt, muß man solche irregeleiteten (Dienst-)anweisungen nicht befolgen, auch wenn sie noch so vollmundig vorgetragen werden, denn sie entbehren jeglicher Rechtsgrundlage (www.heise.de/tp/features/Lehrkraft-darf-Studenten-nicht-zum-Gendern-zwingen-3373930.html)
Der VDS e.V. unterstützt Bedienstete, Arbeitnehmer und Studenten, falls diese durch ihre Weigerung, derlei unsinnige Dienstanweisungen auszuführen, Nachteile erfahren sollten.
www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=135384
www.focus.de/politik/gerichte-in-deutschland/leitfaden-der-stadt-luebeck-luebecker-innen-verein-deutsche-sprache-rebelliert-gegen-verordnung-zu-gender-schreibe_id_11515919.html
Bevor ihr aber gegen die Genderpapiertiger die Gerichte bemüht, fragt spaßeshalber erstmal im Alltag nach, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben (resp. alle Latten am Zaun, den Schuß nicht gehört, ein Rad ab, einen an der Waffel, einen Sprung in der Schüssel, einen Dachschaden, einen Ratsch im Kappes, einen weichen Keks…).
Dann werden sie auch ohne Klagen kapieren, wo der Frosch die Locken hat, der Barthel den Most holt, und der Hammer hängt.
In diesem Sinne, mit herzlichen Grüßen,
Sabine Mertens