01.06.2016, 09:59
Mit Pauken und Trompeten in die Pleite
Kulturabbau scheint sich zur neuen Lieblingsbetätigung der Landes- und Kommunalpolitiker im Kampf gegen die teils selbst zu verantwortenden Nothaushalte zu entwickeln.
In Hagen bedroht der Ratsbeschluss mit seiner Einsparsumme von mindestens 1,5 Millionen Euro ab dem Jahr 2018 massiv die Existenz des Hagener Theaters.
Die bereits geleisteten Einsparungen belaufen sich seit 2007 inzwischen auf mehr als 3 Millionen Euro, und dennoch ist es der Führungsriege um Intendant Norbert Hilchenbach gelungen, mit erfolgreichen Eigenproduktionen jährlich rund 190.000 Zuschauer aus nah und fern nach Hagen zu locken - bei gleichzeitig niedrigstem Pro-Kopfzuschuss in NRW!
Unzählige positive Besprechungen in beinahe sämtlichen überregionalen Medien unterstreichen die künstlerische Bedeutung des TheaterHagen und einer seit Jahren unter enormem Spardruck operierenden Belegschaft.
Obwohl oder weil sich der Rat selbst in ein Dilemma manövriert hat, indem er mit der Sparvorgabe auch den Erhalt aller Theatersparten ohne betriebsbedingte Kündigungen verknüpft hat, wird jegliche Debatte, jegliches konstruktive Gespräch seitens des Rates oder des Oberbürgermeisters strikt verweigert.
Sollte es in 2018 zur Umsetzung des Ratsbeschlusses kommen, wird, nach heutiger Daten- und Faktenlage, Geschäftsführer Michael Fuchs die Insolvenz beantragen müssen.
Neben einem zu vernachlässigenden pekuniären Einspareffekt für die Stadt mit ihren strukturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Defiziten wäre ein anderer Aspekt dieses finalen Schrittes fatal. Hagen würde von der kulturellen Landkarte Deutschlands endgültig verschwinden.
Gegen diese kurzsichtige und destruktive Kulturpolitik wurde am 16. April eine Online-Petition gestartet, die inzwischen mehr als 10.000 kulturaffine Menschen unterzeichnet haben – diese Petition wird im Rahmen des Theater-Marsches am 23. Juni 2016 dem Oberbürgermeister bzw. Vertretern des Rates der Stadt Hagen übergeben.
Wir fordern Hagens PolitikerInnen auf, sich mit allen relevanten Gruppen, deren Vertretern, mit kundigen BürgerInnen, den Theaterexperten und Künstlern an einen Tisch zu setzen und eine alte Debatte neu zu beginnen.
`Wie können wir gemeinsam die Kultur in Hagen erhalten, fördern und in eine gesicherte Zukunft führen?`
Denn eines ist sicher: Stirbt das Theater, stirbt die Stadt.
Theater-Marsch: Donnerstag, 23. Juni 2016. Treffen um 14 Uhr auf dem Theater-Vorplatz – Marsch mit Pauken und Trompeten zum Friedrich-Ebert-Platz - Kundgebung mit anschließender Übergabe der Petition.
Organisatoren: Alexander Schwalb - Betriebsratsvorsitzender TheaterHagen; DGB Hagen, Verdi, Ballettfreunde eV.; Hagener KünstlerInnen