15.12.2015, 19:36
LILIENJOURNAL·
NEUBEBAUUNGEN UM DAS ALTE GERICHT
Selten ist Raum 22 im Erdgeschoss des Rathauses so gut gefüllt, dass eine dritte Reihe aufgebaut wird. ca. 70-80 Menschen kamen heute zur sehr kurzfristig anberaumten Bürgerversammlung zu den neuen vorhabenbezogenen Bebauungsplänen "südlich der Gerichtsstraße."
Der erste Schritt zu Offenlegungen um Baurecht zu schaffen für die Hochschule Fresenius und etwa 1.000 Studenten an der Ecke Albrechtstraße/Moritzstraße. Daneben sollen, zur Oranienstraße hin, Studentenwohnungen in einem Neubau und dem ehemaligen "Beamtenhaus" entstehen. Das alte Gericht selbst will die Nassauische Heimstätte, an der Stadt und Land beteiligt sind, in Wohnungen umwandeln. Wobei man hier noch mitten in Planungsprozessen steckt, denn aus Schwurgerichtssälen und Amtsstuben heimelige Wohnungen zu machen birgt große Herausforderungen.
Hiergegen wenden sich auch die zahlreichen interessierten Bürger, vor allem die Initiative für ein "Haus der Stadtkultur" im Alten Gericht. Der frühere Stadtentwicklungsdezernent Jörg Jordan, Ex-OB Achim Exner und dessen Ex und frühere Kulturdezernentin Margarethe Goldmann waren nur einige der Gäste bei dieser Bürgerversammlung des Ortsbeirates. Sie wünschen sich Rückbesinnung, auch auf die Empfehlungen des Gestaltungsbeirats vor wenigen Monaten und für eine öffentliche Nutzung.
Angesichts der Wichtigkeit dieses Areals für das ganze Quartier und vieler verpasster Chance waren viele Besucher verwundert, das der Magistrat nicht vertreten war. Nur das Stadtplanungsamt, die Architekten und Bauherren informierten an diesem Abend.
Es ist offensichtlich das dieses Projekt nun sehr kritisch begleitet wird, birgt doch der nun folgende Prozess zur Aufstellung gleich zweier Bebauungspläne die letzte Möglichkeit Korrekturen vorzunehmen oder Teile des Projekts zu kippen. Auch hinsichtlich der Architektur und Darstellung ausreichender Tiefgaragen- und Stellplätze blieben viele Fragen offen.
KOMMENTAR
Entschieden ist hier noch nichts, das Areal ist nach wie vor im Besitz des Landes und die Politik, hier in Form von Christoph Manujura, bestätigte, dass die Stadt Wiesbaden das Alte Gericht sicher für einen symbolischen Euro hätte haben können.
Nur wollte sie es nie. Stadt wie Land war das Alte Gericht zuletzt nur ein Klotz am Bein. Man hatte Jahre zuvor eine Verwendung als Universität vorgesehen und sich auf die EBS verlassen, deshalb hatte man das Alte Gericht auch nie ernsthaft für ein Museum auf dem Schirm. Lediglich ob es als Stadtarchiv taugt wurde einmal geprüft.
Das gewaltige Potenzial wurde verkannt, man nimmt nun die einfachste Lösung statt nach der gewaltigen Blamage mit dem Stadtmuseum an der Wilhelmstraße ein wichtiges Stück Stadtgeschichte wenigstens im öffentlichen Zugriff zu behalten. (M.Bohrmann 15.12.2015