Region: Essen
Bauen

Gegen aktuell geplanten Standort des Bauvorhabens auf dem Messeparkplatz in Rüttenscheid

Petition richtet sich an
Oberbürgermeister Thomas Kufen. Kopie an: Messe-Chef Oliver P. Kuhrt sowie WAZ
832 Unterstützende

Sammlung beendet

832 Unterstützende

Sammlung beendet

  1. Gestartet 2019
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

30.07.2019, 23:56

- der folgende Text besteht aus 2 Einträgen, s. unter Fortsetzung –

Ist es euch auch aufgefallen? Am 25.07. der Titel in der WAZ: „Nur 1.600 Einwohner mehr bis zum Jahr 2030. Statistiker der Stadt dämpfen Erwartungen an die Bevölkerungsentwicklung“. Ich freute mich schon: Eine Stadt, die nicht sonderlich wächst, hat keine Wohnungsnot und braucht keine massenhafte Bebauung. Die Bebauung des Messeparkplatzes: ade. Juchu!

Zwei Tage später kam die Ernüchterung. Wieder das Angstszenario, die horroreinflößende Meldung im Artikel „Wo wollen wir wohnen?“ vom 27.07., Zitat: „Nach den Berechnungen des Instituts für Wohnwesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalplanung (InWis) fehlen in den nächsten 10 bis 15 Jahren in Essen 16.000 Wohnungen.“

Hmm, ja was stimmt denn da nun, liebe WAZ? Einfach mal die Daten nehmen, die für den jeweiligen Artikel passen? Das nenne ich ja mal gründlich recherchierter Journalismus.
1.600 Einwohner oder 16.000 Wohnungen bis 2030? Das ist hier die Frage? Ich habe mir beide Artikel nochmal angesehen und selbst recherchiert: Um die unterschiedlichen Ergebnisse zu verstehen, muss man sich die Herangehensweise an das Zahlenmaterial anschauen, welches vom Amt für Statistik und vom InWis genutzt wird.

Das Amt für Statistik nimmt, wie auch andere Institute, die vorhandenen Daten der Bevölkerung dieser Stadt, wie z.B. Altersstruktur der Bevölkerung, Lebenserwartung und daraus zu erwartende Sterberate, Frauen im gebärfähigen Alter und daraus zu erwartende Geburtenrate oder auch der Zuwanderung und Abwanderungen, um eine Prognose oder wie das Amt selbst lieber sagt, eine „Vorausberechnung“ der Bevölkerungsentwicklung zu erstellen. Es greift dabei auf aktuelles, zeitnahes Zahlenmaterial zurück.

Argumentative Unterstützung für die eher maue Bevölkerungsentwicklung erhält das Essener Amt für Statistik vom unabhängigen Stadtplanung-Büro BKR aus Essen, welches schon im Jahr 2017 in seiner Denkschrift die Frage stellte: „Immer mehr Wohnbauflächen für eine wachsende Stadt Essen?“ www.bkr-essen.de/wp-content/uploads/2019/03/48_BKR_Essen_Denkschrift_Wachsende_Stadt_Essen1.pdf

In der Denkschrift des BKR wird unter Punkt 4. „Das Märchen fehlender Leerstände“ auch die Methode des InWis erläutert.

Die Zahlen des InWis sind irreführend und die Ergebnisse veraltet. Unter anderem basieren ihre Prognosen und Hochrechnungen auf den Zeitraum, in dem hohe Zuzüge in die Stadt strömten, welche fast ausschließlich auf Zuwanderung aus dem Ausland, z.B. durch die EU-Osterweiterung oder die Flüchtlinge zurückzuführen sind. Das waren Ausnahmesituationen. Seit März 2017 ist die Bevölkerung in Essen sogar rückläufig.
Die Landesstatistiker des IT NRW stellen selbst bei ihrer letzten optimistischen Prognose fest, dass ab dem Jahr 2032 für NRW ein Bevölkerungsrückgang einsetzt, der bis zum Ende des Berechnungshorizonts im Jahr 2060 anhält.
Dazu BKR für Essen: „Wenn der heutige Flüchtlingsboom zurückgeht, wird der boomende Wohnungsbau über kurz oder lang zu einem Leerstandsproblem führen – vor allem in Regionen mit Strukturproblemen. Häuser werden aber für eine längere Lebensdauer geplant als 10 Boomjahre – kann man der Wohnungswirtschaft ernsthaft einen zunehmenden Wohnungsbau auf Basis einer kurzfristigen, optimistischen Vorausberechnung empfehlen?“

Das bedeutet, dass das Hauptargument der P2-Baubefürworter*innen, dringend benötigten Wohnraum schaffen zu müssen, offiziell und jetzt auch amtlich wegfällt. Das Bauvorhaben ist mit einer Wohnungs-Notsituation nicht mehr zu begründen!

Eine Antwort dafür, weshalb das Zahlenmaterial des eigenen Essener Amtes seinen Weg nicht bei den politischen Entscheidungsträger*innen „findet“, ist im Artikel vom 25.07. auch nachzulesen: „Wenn die Stadt ihre ehrgeizigen Neubaupläne umsetzt, (...) besteht ein weiteres Wachstumspotenzial in Höhe von rund 5.000 Personen“(bis 2030). D.h. es wird hier also nicht für einen tatsächlichen Bedarf gebaut, der eine Wohnungs-Not lindern soll, sondern um ein „Wachstumspotential“ zu erreichen. Am Ende wird hier sogar am Bedarf der hier lebenden Menschen vorbeigebaut, wie von BKR im Jahr 2017 analysiert.
Fortsetzung s. nächster Eintrag.


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