30.07.2019, 23:54
Was haben die ganzen Statistiken von InWis, dem Institut für Wirtschaftsforschung in Köln, IT NRW bis hin zu der des Amtes für Statistik in Essen gemeinsam? In all diesen Statistiken werden weder ökologische, noch städtebauliche Bewertungen, noch individuelle Spezifika eine Stadt vorgenommen noch berücksichtigt. Das bedeutet:
Hitzerekorde und die daraus resultierenden Folgen für den Städtebau (hier nachzuschauen: www.tagesschau.de/multimedia/video/video-571927.html
) oder individuelle Besonderheiten der Stadt Essen, wie z.B. in hohem Maße fehlende KiTa-Plätze (fairer Weise sei gesagt: Die Politik arbeitet daran, besser ist es noch nicht), das extreme Nord-Süd-Sozialgefälle oder auch Leerstände in einer unattraktiven Innenstadt sind nicht im Fokus dieser „Wohnungs-Statistiken“. All diese Themen, die mit der Fragestellung „Wie wollen wir wohnen“ verbunden sind und die von der Politik auch in der Stadt-PLANUNG direkt beeinflusst werden, untersuchen die Statistiker, die eine Stadt als reinen Wohnungs-Wirtschaftsstandort beurteilen nicht!
Wachstumspotential-Ergebnisse, die perspektivisch auf eine reine Wohnungs-Wirtschaft ausgelegt sind und weitere Betonmeere in die Städte zu spülen verheißen, sollte man die Studien und Untersuchungen der Experten wie dem Climate Service Center Germany in Hamburg entgegengehalten. Dieses stellt aktuell bei seiner Vorhersage zur Entwicklung bei den Spitzenwerten der Hitzewellen fest: „Wenn man den regionalen Klimamodellen Glauben schenkt, dann können bspw. im Oberrheingraben zur Mitte des Jahrhunderts bis zu 44, 45 oder 46 Grad kommen. Ballungszentren seien besonders betroffen.“ (Zitat, WAZ 26.07.2019). Der Regionalverband Ruhr (RVR) empfiehlt: „Das Ruhrgebiet muss vom Grün her denken. Den angeblichen Widerspruch zwischen wirtschaftlicher Prosperität und Klimaschutz möchte der RVR auflösen und aufzeigen, dass sich diese beiden für unsere Zukunft im Ruhrgebiet wichtigsten Bereiche sogar gegenseitig bedingen anstatt auszuschließen. Kein Unternehmen wolle heute noch in einer Betonwüste arbeiten.“ (WAZ, 27.07.2019)
In ihrer Wohnumgebung wollen die Menschen eine Betonwüste erst recht nicht!
SPD Ratsherr und Vorsitzender des Planungsausschusses Thomas Rotter hat gar kein Verständnis dafür und kommentiert die Widerstände der Bürger*innen und Bezirksvertretungen gegen die ausgewählten 28 Bauflächen im Rahmen des Bürgerforums „Wo wollen wir wohnen“ im o.g. WAZ Artikel lapidar so: „Immer nur nein sagen - damit kommen wir nicht weiter.“ (Eine Analyse dieses „Bürgeforums“ spare ich mir an dieser Stelle, es sei nur am Rande bemerkt, dass die Bürger*innen, welche die Bau-Flächen auswählen sollten, von den Flächen keine tiefergehende Kenntnis hatten und selbst auch nicht dort wohnen.)
Thomas Rotter möchte als Vorsitzender des Planungsausschusses der Stadt Essen u.a. mit einem solche unschlagbar sachkundigen Argument „Immer nur nein sagen – damit kommen wir nicht weiter“, u.a. an so einem Bauvorhaben auf dem Messeparkplatz „festhalten“ (WAZ vom 17.07.2019) ? Ein Umdenken, wie auch bei den 10 anderen bereits durchgeführten Bauvorhaben der letzten 10 Jahre in Rüttenscheid kommt für ihn nicht in Frage, trotz der Widerstände, Argumente (unter www.openpetition.de/rettetruettenscheid), Zeichen der Zeit? Da kann ich nur mal Thomas Rotter selbst zitieren: „Immer nur nein sagen, Herr Rotter, zu den statistischen Bevölkerungsentwicklungs-Ergebnissen der eigenen Verwaltung, zu Anliegen der Bürger*innen, zu Gegenargumenten mit recherchierten Fakten, zu den (Klima-)Zeichen der Zeit und zu Stadt-PLANUNG an sich – damit kommen wir nicht weiter!“
In diesem Sinne: immer schön nein sagen!
Estelle
P.S.: Ich empfehle eine Emailaktion an Herrn Rotter (gerne weitersagen!) noch vor der nächsten Planungsausschusssitzung im September unter thomas.rotter@spd-essen.de mit dem 3Zeiler:
Sehr geehrter Herr Rotter,
Bezug nehmend auf die Fragestellung und den WAZ Artikel vom 27.07.2019 „Wo wollen wir wohnen?“ teile ich Ihnen mit: Bestimmt nicht in dem geplanten Bauvorhaben auf dem Messeparkplatz P2! Ich bin gegen dieses Bauvorhaben und begründe meine Ablehnung mit dem sachkundigen Argument: „Immer nur nein (zum Bürger) sagen – damit kommen wir nicht weiter!“ Weitere Gründe finden Sie unter: www.tagesschau.de/multimedia/video/video-571927.html
Mit freundlichen Grüßen
und den gesamten Ausschuss, samt Opposition, mit in cc zu nehmen: barbara.soloch@spd-essen.de, daniel.behmenburg@googlemail.com; paul.coenen@spd-essen.de; peter.dinkelmann@spd-essen.de; jens.groene@spd-essen.de; martin.schlauch@spd-essen.de; kipphardtguntmar@aol.com; post@ubeul.de; kladiek@gmail.com; hans-peter.huch@gmx.de; uwe.kutzner@innogy.com; peter-lotz@gmx.de; christoph.kerscht@gruene-essen.de; hiltrud.schmutzler-jaeger@gruene-essen.de
- alles Adressen, die im Internet öffentlich sind.