Region: Der Senat von Berlin, Kulturverwaltung
Kultur

Für die Benennung des Platzes vor der Akademie des Jüdischen Museums Berlin nach Moses Mendelssohn

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Der Semat von Berlin, der Regierende Bürgermeister
3.291 Unterstützende

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

3.291 Unterstützende

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

  1. Gestartet 2013
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

29.04.2013, 06:41

Von Gender-Bekloppten und Mord-Profiteuren

Geschrieben von Rainer Balcerowiak
Sonntag, 28. April 2013

Moses Mendelssohn gehört zu den großen Philosophen der deutschen Aufklärung, der sich trotz der großen europäischen Tradition des Antisemitismus zur Aufgabe gemacht hatte, die Integration seiner jüdischen Glaubensbrüder in das deutsche Kulturleben voran zu treiben. Und wenn es heute um die Benennung eines öffentlichen Platzes vor dem Jüdischen Museum in Berlin-Kreuzberg geht, sollte der Vorschlag, ihn nach Moses Mendelssohn zu benennen, eigentlich unstrittig sein. Doch dieser habe „leider das falsche Geschlecht“, befand die mit Abstand stärkste Partei in der Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung, die Grünen. Schließlich habe man beschlossen, dass neue Straßenbenennungen ausschließlich Frauen vorbehalten seien, bis deren Anteil dem der Männer entspricht.

Das ist so unfassbar, dass man es kaum glauben mag. Und niemand hat diesen, vom Gender-Wahn befallenen Kultur- und Geschichtsignoranten ein paar pädagogisch gebotene Ohrfeigen verpasst. Stattdessen verständigte sich die Mehrheit des Bezirksparlament, friendly supported bei SPD, auf einen unglaublich faulen Kompromiss: Der Platz wird künftig „Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz" heißen. Man ahnt es: Fromet war die Ehefrau des Philosophen. Wolfgang Lenk, grüner Bezirkspolitiker, nannte dies eine „geniale Idee“. Durch die Benennung seien „zwei Dimensionen berücksichtigt. Das eine ist die gewichtige Dimension der jüdischen Aufklärung, aber die andere Dimension ist diese demokratisierte Paarbeziehung." Die Grünen können stolz sein: Sie haben diesen doofen patriarchalischen Juden in Berlin mal so richtig gezeigt, was eine anständige deutsche Gender-Harke ist.

Doch in anderen Berliner Bezirken sind die Provinzpolitiker auch nicht besser. In Moabit wurde am Donnerstag die Eröffnung eines neuen Einkaufszentrums im Gebäude des alten Hertie-Kaufhauses gefeiert. Hauptmieter ist die Bekleidungskette C&A; Anlass für Stadträte und die Gentrifizierer der Sanierungsbüros, reichlich von der „neuen Attraktivität und Lebendigkeit der Turmstraße“ zu faseln. Die Turmstraße mag jetzt ein bisschen lebendiger sein, die Arbeiterinnen, die vor einigen Tagen in Bangladesch am Verlassen einer akut einsturzgefährdetenb Textilfabrik gehindert wurden, sind dagegen mausetot. Produziert wurde dort u.a. auch für die Riesenprofite von C&A, wie die Frankfurter Rundschau berichtete. Blutige Billigklamotten für die Attraktivität der Turmstraße und Geschlechterzensur bei der Ehrung großer jüdischer Philosophen. Berlin ist manchmal einfach nur borniert und scheiße.

Da fällt der alltägliche Terror gegen Konsumenten kaum noch ins Gewicht. Mein Versuch, bei einer Schuh-Kette namens RENO ein paar stabile Stoffschuhe zu erstehen, endete jedenfalls mit einem Wutausbruch. Denn es war nicht möglich, die Schuhe anzuprobieren, da sie ohne Schnürsenkel angeboten wurden. Meine entsprechende Nachfrage beschied der Verkäufer mit dem Hinweis, das dies “inzwischen bei vielen Modellen üblich sei“ und man ja schließlich auch mit dem kleinen Gummizug über dem Spann feststellen könne, ob der Schuh passt. Was natürlich kompletter Schwachsinn ist. Ich werde mich jedenfalls nicht daran gewöhnen, künftig beim Schuhkauf eigene Schnürsenkel mitzubringen, und RENO steht ab sofort auf meiner ganz persönlichen schwarzen Liste.

Schlechte Laune macht Magendrücken. Also schnell noch die für mich in diesem Jahre ersten Stangen Brandenburger Spargel besorgt, der endlich die 10-Euro-pro-Kilo-Schranke unterschreitet. Ich werde es mit einem holzfreien Chardonnay versuchen. Das geht vermutlich schief, und daher steht natürlich noch einen No-Risk-Weißburgunder im Kühlschrank. Über die Ergebnisse wird berichtet.


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