27.04.2013, 10:39
Berliner Tagebuch: Philosoph muss posthum Geschlechterquote erfüllen
Ehrung nur dank Frau Mendelssohn
Von unserem Korrespondenten Martin Ferber
Der Platz vor dem Jüdischen Museum wird nach Mendelssohn benannt. © dpa
Strenge Bezirksverordnete
Wäre er Single geblieben, hätte er Pech gehabt. Doch weil Moses Mendelssohn, der große Berliner Philosoph, im Jahre 1762 im Alter von 33 Jahren Fromet Guggenheim heiratete, kann der bislang namenlose Platz vor dem Jüdischen Museum nach ihm benannt werden. Im grün regierten Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain gilt das Prinzip, dass erst dann wieder eine Straße oder ein Platz nach einem Mann benannt werden darf, wenn 50 Prozent aller Wege den Namen einer Frau tragen. Nach langen Debatten hat sich Bezirksverordnetenversammlung dazu durchgerungen, das Areal vor dem Museum "Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz" zu taufen. Nun sind alle zufrieden. Der Bezirk ersparte sich gerade noch eine peinliche Blamage - und die 50-Prozent-Quote ist erfüllt. Glückliche Stadt, die sonst keine Probleme hat.
© Mannheimer Morgen, Samstag, 27.04.2013