Bauen

Erhalt des Gebäudes "Hotel Schöllhorn" als letzter Zeuge des Prachtboulevards Friedrichstraße

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Oberbürgermeister Andreas Brand, Stadt Friedrichshafen, Eigentümer des Gebäudes

534 Unterschriften

Petitionsempfänger hat nicht reagiert.

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Petitionsempfänger hat nicht reagiert.

  1. Gestartet 2016
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Neuigkeiten

23.08.2016, 12:04

Friedrichshafen sz Das historische „Hotel Schöllhorn“ hat 192 Jahre lang das Gesicht der Friedrichstraße mitgeprägt. Seit April ist das Haus, kurz vor dem Abriss zum Denkmal erklärt, Geschichte. Ob es so weit kommen musste, darf nun erneut in Frage gestellt werden: Mails aus Stadtverwaltung und Regierungspräsidium lassen Vorgänge um den Abriss in neuem Licht erscheinen.

Wochenlang hatte der Streit um das Haus aus den Geburtsjahren Friedrichshafens zu Jahresbeginn für Gespräche gesorgt. Auf der einen Seite: Ein Investor, der einen neuen Gebäudekomplex errichten wollte. Auf der anderen Seite: Ein Historiker, der das Haus zum Denkmal erklären ließ. Die Erklärung vom Dezember 2015 kam allerdings zu spät, um den bereits im April 2015 genehmigten Abriss zu verhindern.

Was bisher unbekannt war: Bereits im Jahr 2013 hätte erkannt werden können, dass im runtergekommen „Hotel Schöllhorn“ ein Denkmal steckt. Damals sollte das Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart eine Bestandsaufnahme des Gebiets rund um Bahnhof und Friedrichstraße vornehmen sollen. Der Auftrag: Denkmäler finden und überprüfen. Das belegen E-Mails, die der Schwäbischen Zeitung vorliegen.

Behörde überlastet
„Auslastungsbedingt“, schreibt damals ein Beamter an die Stadt, habe die Prüfung nicht stattfinden können. Der Beamte der chronisch unterbesetzten Behörde bittet die Stadt Friedrichshafen daher, selbst zu prüfen „ob in ihrem Neuordnungskonzept alle Kulturdenkmäler enthalten sind.“ Doch auch in Friedrichshafen geht niemand in die Friedrichstraße und sieht nach, ob es an der ältesten Straße der Stadt eventuell noch Denkmäler gibt. Stattdessen vergleichen Mitarbeiter nur, ob bereits bestehende Denkmäler korrekt in Karten und Unterlagen übertragen wurden. „Ein gängiges Vorgehen“, sagt ein Szenekenner.

Mit der 2013 verwendeten Liste von Denkmälern beruft sich die Stadt allerdings auf eine Kartierung, deren Ursprünge in die 1980er-Jahre reichen: „Im Jahr 1988 erhielt die Stadt die Liste der Denkmalobjekte vom Landesamt für Denkmalschutz (LfD) mit der Bitte um Stellungnahme. Das Hotel Schöllhorn war in dieser Liste nicht enthalten“, teilt Stadtsprecherin Monika Blank auf SZ-Anfrage mit. Damit war die Chance für das Hotel, ein Denkmal zu werden, allerdings noch nicht vertan:

1991, vor 25 Jahren, gab es einen neuerlichen Termin in Tübingen. Erneut sollte die Liste der Denkmäler von Friedrichshafen geprüft werden. Das Hotel Schöllhorn sei damals seitens der Stadt als Denkmal vorgeschlagen, aber von Tübingen als nicht erhaltenswert im Sinne des Denkmalschutzgesetzes bewertet worden, berichtet Blank weiter. Seither habe man das Gebäude von Seiten der Stadt nicht mehr als „Kulturdenkmal“ weiterverfolgt.

Das erklärt zwar, warum das Hotel Schöllhorn auch 2013 durch das Raster der Denkmalschützer gerutscht sein könnte. Aber warum ist es dann 2015, kurz nach vorhandener Abrissgenehmigung, doch noch zu einem Denkmal geworden? Das LfD bescheinigt dem Haus schließlich in einer Mail vom 19. November 2015 eine „Denkmalfähigkeit“, die „im Wesentlichen auf dem äußeren Erscheinungsbild“ des Vorderhauses und seiner Lage an der Einmündung der Karl- in die Friedrichstraße beruhen würden. Das Haus wird Denkmal. Vier Monate später kommt der Abrissbagger.

Dass es fast 30 Jahre nach der ersten Erörterung eine gänzlich andere Bewertung der Denkmalschützer gab als zuvor, erklärt ein Sprecher des LfD auf SZ-Anfrage folgendermaßen: Erstens sei heutzutage eine „neue Generation an Denkmalschützern“ im Dienst der Behörden. Diese würden neue Maßstäbe an Denkmäler anlegen. Zweitens seien nach der Denkmal-Anfrage des Häfler Bürgers „bislang nicht bekannte Archivalien“ aufgetaucht, die das Haus in neuem Licht dargestellt hätten.

Weil die Stadt Friedrichshafen dem Bauherrn zu diesem Zeitpunkt aber längst eine Abrissgenehmigung erteilt hatte, gab es zu diesem Zeitpunkt angeblich kein zurück mehr: Der Investor durfte das zum Denkmal erklärte Haus abreißen.

Investor wollte Kompromiss
Der Schwäbischen Zeitung liegen nun ebenfalls Unterlagen vor, die selbst zu diesem Zeitpunkt noch einen weiteren Ausweg aus dem Denkmaldilemma ermöglicht hätten. Offenbar hat sich der Investor, das Bauunternehmen Junker, bemüht, die Fassade des „Hotel Schöllhorn“ zu bewahren.

Datiert auf den 18. Januar 2016 gibt es einen Vorentwurf eines Architekten (siehe Grafik), der einen Umbau des Hauses mit dem weitgehenden Erhalt der historischen Fassade samt Wiederherstellung der ursprünglichen Ansicht des Erdgeschosses kombiniert. Das Innere und die nicht sichtbare Rückseite des Hauses wären aber stark verändert worden

Diese Pläne lehnte das LfD ab: „Die Realisierung der Planung hätte wegen der massiven Eingriffe in die Bausubstanz zum Verlust der Denkmaleigenschaft geführt“, so die Beamten.

(Artikel: www.schwaebische.de/region_artikel,-Denkmal-wurde-25-Jahre-lang-nicht-geprueft-_arid,10495606_toid,310.html)


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