10.05.2016, 01:20
Friedrichshafen – Die Tür ist alles, was am Montagmorgen noch vom Hotel Schöllhorn übrig ist. Sie führt auf einen meterhohen Schuttberg. Bauarbeiter sortieren die Überreste der historischen Fassade, um sie in die vorgesehenen Container zu werfen.
Seit dem Beginn der Abrissarbeiten am 7. April ist das 1811 erbaute Schöllhorn jeden Tag ein Stückchen mehr von der Bildfläche verschwunden. Proteste der Gruppe "FN 2030", die einen sofortigen Abriss-Stopp forderte, blieben erfolglos. Auch eine Online-Petition, die 534 Personen, darunter 346 Häfler, unterzeichneten, konnte den Bagger nicht aufhalten. Dieser machte sich zuerst am Hinterhaus zu schaffen. Mitte April folgte der Abbruch der Fassade. Hierfür wurde die Fahrbahn vor dem Hotel auf jeweils eine Spur pro Fahrtrichtung verengt. In einer Pressemeldung hatte die Stadt angekündigt, dass diese Behinderung morgen aufgehoben werden könne. Auf Nachfrage des SÜDKURIER räumte die städtische Pressesprecherin Monika Blank ein, dass sie jedoch bis voraussichtlich Ende des Monats verlängert werden müsse.
Zeitenwende an der Friedrichstraße
Direkt nebenan, im Familientreff "Insel", beobachtet man den Abriss mit gemischten Gefühlen. Denn auch hier ist das Ende des Standortes eingeläutet. "Wir müssen bis 30. September die Räume verlassen", sagt Corinna Sollbach, Mitarbeiterin des Landratsamtes und in dem Familientreff als sozialpädagogische Betreuung tätig. Die Stadt, die im Besitz des Hauses an der Friedrichstraße 63 ist, habe dem Verein jedoch eine neue Bleibe zugesichert. Der Abriss des Hotels Schöllhorn habe verdeutlicht, dass sich das Gesicht der Straße gerade markant wandle, so Sollbach.
"Wir waren überrascht zu sehen, wie schnell das auf einmal ging", sagt die Pädagogin. Wer die Räume des Treffs nach dem Auszug beziehen wird, wisse sie nicht. Wie der SÜDKURIER berichtete, ist die Immobilie in einer nicht-öffentlichen Sitzungsvorlage der Stadt als mögliche Flüchtlingsunterkunft für 50 Personen in Erwägung gezogen worden.
Was mit dem Areal des Hotels Schöllhorn passiert, steht hingegen fest. Zwischen Friedrichstraße und Möttelistraße sind drei jeweils viergeschossige Gebäude plus Dachgeschoss geplant. Anstelle des historischen Baus an der Friedrichstraße soll ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen, dass im Erdgeschoss eine Ladenzeile und in den Obergeschossen neben Büros und Praxen auch Wohnungen vorsieht. Wie die Fassade gestaltet wird, sei noch nicht sicher, erklärte der Investor Andreas Junker Ende April im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Entlang der Wörthgasse sowie der Möttelistraße sind zwei weitere Gebäude nur für Wohnzwecke vorgesehen.
(Artikel: www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/friedrichshafen/Hotel-Schoellhorn-ist-Geschichte;art372474,8702232)