25.04.2016, 15:08
„Prachtstraße“ lädt zu Kritik
Ganz klar: Bagger schaffen jetzt Fakten, und damit ist der Streit entschieden. Das ehemalige Hotel „Schöllhorn“ verschwindet aus dem Stadtbild Friedrichshafens – Historie hin, Denkmalschutz her. Pragmatismus hat sich durchgesetzt. Jedoch scheint dieser Fall manchem Häfler eine Warnung zu sein, und die Friedrichstraße wird zum bleibenden Zankapfel. Das Internet tut‘s kund.
FRIEDRICHSHAFEN – Die Geschichte ist hinlänglich bekannt: Dass die Junker Immobilien GmbH das alte Gebäude des Hotels erstanden hat, um es abzureißen und auf dem Gelände drei neue Häuser auch mit Wohnungen zu errichten, rief vergangenes Jahr Kritiker und Denkmalschützer auf den Plan. Die Untere Denkmalschutzbehörde reagierte zu spät, und der Investor konnte mit Segen der Baubehörde loslegen. Aber außerhalb der Verwaltung formierte sich Widerstand: Die Initiative FN 2030 forderte den Erhalt, eine Online-Petition sollte den Abriss des aus Häfler Gründerzeiten stammenden Hauses verhindern. 500 Unterstützer kamen zusammen.
Auch auf der Facebook-Seite „Friedrichshafen, damals, gestern und heute“, die immerhin 7800 Mitglieder zählt und regen Austausch pflegt, wird der Schritt mit einer Mischung aus Trauer, Ärger über den Abriss – und Argwohn gegenüber der Friedrichshafener Stadtplanung begleitet. Der „Fall Schöllhorn“ regt zu grundsätzlicher Kritik an. Die ganze Friedrichsstraße gerät verstärkt ins kritische Visier – und insbesondere die nächsten Nachbarn des Schöllhorn-Hauses, die in einem Rahmenplan der Stadt für die „Prachtstraße“ nämlich mit glatten Fassaden und Flachdach dargestellt werden. Tenor der Kritik: Soll so die ganze Straße werden? Soll nicht, versichert die Verwaltung – das sei nur eine Darstellung des Möglichen, nicht des Gewünschten.
Dennoch musste auch Oberbürgermeister Andreas Brand in dieser Woche bei einer Einwohnerversammlung kritische Fragen zur Entwicklung der Straße und zur Einbeziehung der Bürgerschaft bei künftigen Bauprojekten beantworten.
Derweil rückt ein weiterer, möglicher Streitfall ins Blickfeld der Häfler Geschichtsfreunde: Am anderen Ende der Straße, der Ecke zur Werastraße, hat das Hotel „Schloßgarten“ geschlossen – ein Nachkriegsbau als Ersatz für den zerbombten „Volksgarten“. Was daraus werden soll, ist nicht bekannt – und das erregt neuen Argwohn.
(Ganzer Artikel: www.wochenblatt-online.de/de/lokales/detail-ravensburg/article/prachtstrasse-laedt-zu-kritik.html)