Bauen

Erhalt des Gebäudes "Hotel Schöllhorn" als letzter Zeuge des Prachtboulevards Friedrichstraße

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Oberbürgermeister Andreas Brand, Stadt Friedrichshafen, Eigentümer des Gebäudes

534 Unterschriften

Petitionsempfänger hat nicht reagiert.

534 Unterschriften

Petitionsempfänger hat nicht reagiert.

  1. Gestartet 2016
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Neuigkeiten

22.04.2016, 11:16

534 digitale Unterschriften, Leserbriefe, scharfe Pressemitteilungen von FN2030, Kerzen in der Friedrichstraße – der Abriss des Hotel Schöllhorn hat viele Gemüter in Friedrichshafen erhitzt. Oberbürgermeister Andreas Brand berichtet im Gespräch mit Martin Hennings, dass ihn dieser Protest nicht kalt gelassen habe und die Angst ums alte Friedrichshafen, die dahinter steckt. Er will deshalb das Thema „Historische Bausubstanz“ grundsätzlich diskutieren, am liebsten im Rahmen des ISEK-Prozesses.

Herr Brand, Sie haben gestern dem Initiator der Online-Petition Peter Liptau ein Gesprächsangebot gemacht. Warum?

Zunächst mal, weil ich sein Schreiben – anders als andere in dieser Frage – auch tatsächlich erhalten habe. Die Tonlage war angemessen, die Mail hatte inhaltliche Tiefe. Ich habe da den echten Wunsch nach mehr Sensibilität im Umgang mit alten Gebäuden gespürt und mich gefragt: Wie schaffen wir das? So kam es zu meiner Antwortmail.

Fehlt Friedrichshafen die Sensibiliät für alte Gemäuer?

Nein. Zunächst muss man sehen, dass im Moment sehr viel in unserer Stadt bewegt wird. Das hat verschiedene Gründe: Die niedrigen Zinsen fördern den Wohnungsbau, schauen Sie Wiggenhausen oder Berg an als Beispiel. Es gibt auch viele Projekte, die einfach jetzt reif zur Umsetzung sind, Beispiel Bäder, Beispiel ZF-Forum, Beispiel Sporthallen, Molke und Kindertagesstätten oder die lang erwartete B 31. Ja, das ist viel Veränderung auf einmal. Die aktuelle Diskussion zeigt, dass es einen Wunsch nach stärkerer Diskussion über die Zukunft alter historischer Bausubstanz gibt. Auch der Technische Ausschuss des Gemeinderats hat sich nichtöffentlich mit dem Thema befasst und die Verwaltung beauftragt, die Liste der offiziell schützenswerten Kulturdenkmäler in der Stadt zu aktualisieren. Wir wollen aber auch eine Aufstellung aller Gebäude, die zwar nicht offiziell geschützt, aber dennoch von besonderem Interesse sind. Vielleicht liegt die Latte in einer Stadt wie Friedrichshafen auch anders als in einer Stadt voller Fachwerkhäuser.

Mit zwei Listen allein ist es aber nicht getan, oder?

Nein, natürlich nicht. Wir haben ja ISEK, den Prozess zur integrierten Stadtentwicklung, angestoßen. Ich meine, dass das Thema hier gut aufgehoben ist und hier kann sich jeder Bürger einbringen.

Was heißt das konkret?

Das ist noch nicht entschieden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir einen eigenen Workshop zum Thema historische Bausubstanz machen oder einen gemeinsamen Stadtrundgang. Ich wünsche mir sehr, dass es uns gelingt, möglichst viele Interessierte mit ins Boot zu holen, Bürger, Architekten, andere Fachleute.

Was kann jenseits von ISEK passieren?

Wir müssen zum Beispiel darüber nachdenken, wie wir mit dem Instrument des Vorkaufsrechts umgehen oder noch aktiver versuchen, interessant Gebäude zu kaufen. Grundsätzlich kann und darf die Kommune jede Immobilie in der Stadt erwerben, wenn sie den gleichen Preis bezahlt wie ein Dritter. Mit diesem Instrument könnten wir noch viel gestaltender eingreifen. Es muss aber auch klar sein, dass das dann viel mehr Geld kostet. Wir haben auch schon mal über einen Gestaltungsbeirat diskutiert, in dem dann Fachleute ihre Expertise einbringen würden. Es gibt nun mal den Konflikt, dass die Bürger mehr Wohnraum brauchen und wollen und zugleich alte Bausubstanz und Natur geschont werden sollen. Dieses Problem werden wir ziel- und lösungsorientiert angehen und uns nicht in Scharmützeln über die richtige Tonlage und Einzelobjekte verlieren.

Nochmal zum Schöllhorn-Abriss: Die Gruppe FN 2030 sagt nach wie vor, die entsprechende Genehmigung sei rechtswidrig, weil die Denkmalpflege nicht zu Rate gezogen worden ist.

Was genau der Vorwurf der Gruppe ist, weiß ich gar nicht. Ich könnte mir das allenfalls aus einem Konglomerat von Mails, offenen Briefen und Presseveröffentlichungen zusammensuchen. Fakt ist – und das habe ich auch schon mehrfach betont: Der Bauvorbescheid war korrekt und inhaltlich rechtmäßig. Der Bauherr und wir als Stadtverwaltung haben uns klar am Rahmenplan Friedrichstraße orientiert.

Hätte man eine andere Informationspolitik betreiben sollen?

Nein. Man sagt dann so einfach: Ach, hinterher ist man immer schlauer. Eine Verwaltung stößt hier einfach an rechtliche Grenzen. Es geht immerhin um ein privates Bauvorhaben. Sollen wir das öffentlich diskutieren? Man muss doch auch die schützenswerten Interessen des Bauherrn beachten. Die älteren Häfler erinnern sich noch an die Auseinandersetzung ums Graf-Zeppelin-Haus. Es gab Protest von vielen Seiten. Und heute sagen alle: Da haben wir was Gutes und Richtiges geschaffen. Das ist auch für die Friedrichstraße wünschenswert.

(ganzer Artikel: www.schwaebische.de/region_artikel,-Viel-Veraenderung-auf-einmal-_arid,10435123_toid,310.html)


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