11.07.2021, 22:31
Liebe Unterstützerin*innen,
das Schuljahr 2020/21 neigt sich dem Ende zu – eigentlich wollten wir die Petition einreichen. Doch aus verschiedenen Gründen haben wir uns dagegen entschieden: Zum einen fehlen nach wie vor zu viele Unterschriften, damit sich der sächsische Landtag mit unserer Petition beschäftigen muss. Zum anderen gab es in den letzten Tagen genug Anzeichen, dass das sächsische Kultusministerium die Probleme beim digitalen Unterricht weiterhin aussitzen möchte. Angesichts nun wieder steigender Infektionszahlen und einer verlangsamten Impfkampagne wollen und können wir das nicht hinnehmen. Wir wollen, dass unsere Forderungen und Probleme ernst genommen werden!
Hier ein Beispiel: Nach einer Diskussionsrunde am letzten Donnerstag mit Herrn Piwarz wurde klar, dass von seinem Ministerium aus nicht viel mehr passieren wird. Eine Aussage hat am meisten Eindruck hinterlassen: „Die Erwartungen der Eltern sind einfach viel zu hoch.“
Wie kann die Erwartung auf gute und gleichberechtigte Bildung unserer Kinder zu hoch sein? Wie ist es möglich, dass ein Ministerium nach zwei Schuljahren mit schlechter häuslicher Lernzeit immer noch von Einzelfällen spricht und tatsächlich der Meinung ist, alles getan zu haben? Klar, Laptops wurden angeschafft und engagierte Lehrer*innen können an Fortbildungen teilnehmen. Eine Verpflichtung für digitales Lernen gibt es aber weiterhin nicht. Genauso fehlen vielerorts Server und Internet-Zugänge. Dazu wird kein IT Personal zur Einrichtung und Wartung der Geräte eingestellt. Stattdessen ist das Ministerium nun auf der Suche nach Schulassistent*innen – ganz ehrlich: Das Assistenzsystem hat schon in der Elementarpädagogik nicht funktioniert.
Seit 2017 gibt es die Verpflichtung jeder Schule, ein digitales Konzept zu erarbeiten. 2020 ist allen dann klar geworden, dass die Schulen dieser Verpflichtung nur mangelhaft nachkommen konnten. Die Pandemie wäre also ein guter Anlass gewesen, mit aller Kraft in das digitale Lernen zu investieren – sowohl technisch als auch didaktisch. Doch was macht das sächsische Kultusministerium? Es setzt ausschließlich auf Präsenzunterricht und verlässt sich auf die akademische Ausbildung der Lehrer*innen und der damit verbundenen pädagogischen Freiheit.
Nur: Die Ausbildung der meisten sächsischen Lehrer*innen fand schon weit vor der digitalen Zeit statt. In der Pandemie hat sich gezeigt, dass Sachsen es über viele Jahre versäumt hat, seine Lehrer*innen für den Umgang mit digitalen und modernen Lernformaten fort- und weiterzubilden. Es hat sich auch gezeigt, dass pädagogische Freiheit ohne feste Rahmenbedingen nicht zu flächendeckenden Erfolgen führt, sondern zu einem großen Flickenteppich – teilweise variieren innerhalb einer Schule die Qualitätsniveaus beim digitalen Unterricht.
Niemand sagt, dass diese zwingend notwendigen Entwicklungen einfach sind. Niemand erwartet, dass das alles auf die Schnelle umgesetzt werden kann. Aber wer nicht anfängt und sich nicht auf den Weg macht, wer immer nur auf veraltete Konzepte setzt, hat schon längst verloren und wird auch langfristig verlieren.
Die Bildung der sächsischen Schulkinder steht auf dem Spiel. Wer möchte schon gern auf einer Intensivstation behandelt werden, auf der die Intensivschwester sagt: „Sorry, mit dem digitalen Kram kenne ich mich nicht aus.“
Wir möchten, dass es nicht so kommt und kämpfen weiter. Wir möchten nicht, dass unsere vielen vielen Stimmen einfach so im Sommerloch untergehen. Wir möchten, dass Eltern und Kinder auch im kommenden Herbst noch eine Lobby haben, wenn erneut Schulschließungen drohen und das sächsische Kultusministerium wieder nichts getan hat, um den digitalen Unterricht für alle zu verbessern.
Unterstützt uns also bitte weiterhin – mit dem Teilen des Petitions-Links und mit dem Ausdruck unserer neuen Mini-Plakate. Hier findet ihr ein PDF dazu, um auf die Petition aufmerksam machen zu: bit.ly/36xnplb
Einfach ausdrucken und an Schulen, Supermärkten, Spielplätzen und weiteren relevanten Stellen für Eltern, Kinder, Schüler*innen und junge Erwachsene aufhängen.
Herzliche Grüße