18.03.2018, 14:25
Über die angedrohte Abschiebung des eigentlich vorbildlich integrierten 22-jährigen Peruaners Ivan Santivanez Portocarrero hat die Presse bereits ausführlich berichtet. Wer jedoch bei der Reiterei auf Paragraphen vergessen wird sind die Personen, die vom Wissen und dem Talent des jungen Mannes profitieren und die der Verlust ihres Trainers und Freundes am härtesten treffen würde. Nämlich die Kinder und Jugendlichen, mit denen Ivan Santivanez Portocarrero wöchentlich ehrenamtlich arbeitet.
Es ist Mittwochabend 19:00 Uhr in der Sporthalle des ESV Weil am Rhein und vier der Tischtennis-Nachwuchsspieler, Yannik Kopplin, Jan Wedekind, Jonas Wiegand und Glenn Schmid aus Weil am Rhein kommen voller Vorfreude und mit einem Lachen im Gesicht in die Halle. Heute sind außerdem Wolfgang Wiegand, Großvater von Jonas und die Mutter von Jan, Jane Wedekind mit dabei. Auch sie freuen sich, dass ihre Kinder mit großer Begeisterung ins Training gehen wollen. Ihr Coach Ivan Santivanez Portocarrero begrüßt alle per Handschlag. Vor dem Trainingsstart frägt Ivan seine Schützlinge ebenfalls, wie es ihnen geht und wie der heutige Schultag war. Es herrscht ein reger Austausch und es wird viel gelacht. Seit etwas mehr als 3 Jahren engagiert sich der 22-jährige aus der Andenstadt Huancayo in Peru für tischtennisinteressierte Kids aus Weil am Rhein und Umgebung. Der ESV Weil am Rhein in Person von Präsident Maik Hoffmann unterstützt diesen Einsatz und freut sich über die gute Stimmung in der Halle. In 1,5 Stunden lehrt der selbst sehr talentierte Tischtennisspieler Santivanez der Trainingsgruppe nicht nur Technik und Taktik mit dem Schläger und dem kleinen weißen Plastikball. „Wir trainieren viel Koordination und auch das ein oder andere Mal ein bisschen Fitness“, sagt Ivan Santivanez Portocarrero. Noch viel wichtiger für ihn ist allerdings, dass die Kinder den freundlichen und respektvollen Umgang untereinander Pflegen. „Die Kinder sollen sich nicht nur im Tischtennis verbessern. Es ist außerdem sehr wichtig, dass sie immer respektvoll miteinander umgehen und sich gegenseitig helfen und unterstützen. Das haben sie in den letzten Jahren schon gelernt und ich bin sehr stolz auf meine Trainingsgruppe“, hebt Santivanez hervor.
Auch die Kinder und Jugendlichen zollen der Arbeit ihres Trainers höchsten Respekt. Jan Wedekind, der von Beginn an mit Ivan Santivanez Portocarrero trainiert und sich in dieser Zeit zu einem der besten Tischtennisspieler Südbadens in seiner Altersgruppe entwickelt hat, schätzt neben dem Wissen, welches sein Coach mitbringt, vor allem, dass er die Gruppe sehr gut motivieren und mit guter Laune zu Höchstleistungen bringen kann. Der 15-jährige Jan fügt des Weiteren hinzu. „Unter Ivan habe ich gelernt, niemals aufzugeben und immer alles zu geben“. Ähnlich sieht es auch Glenn Schmid, der als letzter zur Trainingsgruppe im vergangenen Jahr dazu gestoßen ist. „Unter Ivan macht trainieren sehr viel Spaß. Manchmal ist es anstrengend, aber ich habe schon sehr viele neue Sachen gelernt. Für mich ist er der beste Trainer.“ Während seinen Worten sieht man die Freude in seinen Augen. „Er bringt sehr viel Freude mit ins Tischtennis und wir machen oft auch Dinge, die wir sonst nicht in anderen Trainingseinheiten machen“, sagt Jonas Wiegand. Dabei spielt er auf Aufwärmspiele oder sonstige Trainingsaktivitäten wie zum Beispiel Fußballtennis, ein Koordinations-Parcours oder ein Basketballmatch an. Yannik Kopplin, der Älteste der Gruppe lobt die Arbeit seines Trainers vor allem in einer Ansicht. „Ich habe außer Tischtennis vor allem von Ivan gelernt, dass man, auch wenn es mal nicht so gut läuft, immer weitermachen soll und irgendwann kommt man dann wirklich weiter und ans Ziel. Diese Einstellung und diese Motivation, die mir Ivan jede Woche im Training mitgibt hilft mir auch in der Schule.“
Nicht nur die Spieler schätzen die Arbeit von Ivan Santivanez Portocarrero sehr. Auch die Eltern loben den Trainer, dem sie ihren Nachwuchs anvertrauen. Wolfgang Wiegand, Großvater von Jonas, sagt: „So gerne wie Jonas hier ins Training kommen, das sagt doch schon alles! Alles ist gut organisiert, das ist einfach toll.“ Zusätzlich betont er die sehr gute Zusammenarbeit untereinander zwischen Ivan und den Kindern. „Was ebenfalls zu erwähnen ist, dass Jonas durch das gute Training sich durch seinen zweiten Platz beim letzten Bezirksranglistenturnier für die nächst höhere Leistungsgruppe seiner Altersklasse qualifiziert hat“, fügt Wolfgang Wiegand hinzu. Ähnlich sieht es auch Jane Wedekind. Sie hebt neben der guten Trainingsarbeit vor allem die Eigenschaft hervor, dass ihr Sohn Jan durch die Zusammenarbeit mit Ivan außerdem einen Freund gefunden hat, von dem er sehr viele Wertvolle Dinge für das tägliche Leben mitnehmen konnte. So würde Jan viele Dinge anders anpacken und auch in schwierigen Situationen Geduld, Motivation und die nötige Willenskraft zeigen. Mama Diana Schmid bringt ihren Sohn Glenn ebenfalls sehr gerne in die Sporthalle. „Glenn geht jede Woche sehr gerne ins Training, weil er mag Ivan sehr gerne. Nach dem Training ist er oft ausgepowert aber immer glücklich, weil es ihm immer sehr viel Spaß macht. Wenn ich ihn vom Training abhole sehe ich, wie gut Ivan mit den Kids umgeht und wie viel er ihnen beibringt.“
Doch über all dieser guten Arbeit und der Freude der Kinder schwebt eine ganz dunkle Wolke. Nach Ansicht der Ausländerbehörde Weil am Rhein ist Ivan Santivanez Portocarrero in unserem Land und in Weil am Rhein nicht erwünscht. Dies trotz der eigentlich vorbildlichen Integration des Peruaners. Aus diesem Grund wurde gegen diese Entscheidung Einspruch beim Verwaltungsgericht Freiburg eingelegt. Ein Thema, welches natürlich auch die Kinder und Eltern der Trainingsgruppe stark beschäftigt und nachdenklich macht. Mutter Diana Schmid hat zur Thematik eine klare Meinung: „Da gibt es glaube ich andere, die zuvor gehen sollten. Wenn sich jemand so integriert wie er finde ich das eigentlich relativ daneben ihn aus dem Land zu verweisen.“ Auch Wolfgang Wiegand zeigt Unverständnis zur Entscheidung der Ausländerbehörde Weil am Rhein. „Ivan ist eine Person die sehr gut lehren kann, einer der in sich Freude weitergibt und die Kinder genau das lernen, was er ihnen die letzten Jahre vorgelebt hat. Jemand, der sich so integriert hat, in so kurzer Zeit Deutsch gelernt hat, gutes Deutsch spricht, mit dem die Kinder gerne Zusammenarbeiten, warum muss er gehen?“ Bei den Kindern und Jugendlichen ist die Meinung ebenfalls klar und da sind sich alle einig. „Wenn Ivan gehen muss verlieren wir nicht nur unseren Trainer, sondern wir verlieren auch unseren Freund“, sagen sie traurig und dem ein oder anderen wird eine kleine Träne in den Augen sichtbar.