13.02.2014, 01:49
...und die Musik landet im Papierkorb...
Über die Wirklichkeit des Berliner Musikschulalltags 2014
Liebe Unterzeichnerinnen und Unterzeichner,
es ist einiges passiert nach dem Petitionsende im Juni 2013, wohingegen es für die Situation der MusikschullehrerInnen keinen großen Durchbruch gab.
1.die Überarbeitung der Ausführungsvorschriften seitens des Senats fand nicht statt.
2.Für den Berliner Doppelhaushalt 2014/15 sind 2,5 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt worden, unklar ist was damit genau geschehen wird.
3.Die Büros der Musikschulen sind u.a. durch die immer noch nicht funktionierende Computer Software hoffnungslos mit den Einzelabrechnungen überlastet, Besserung ist nicht in Sicht.
4.Die Medien haben angefangen sich für die Musikschullehrer zu interessieren.
5.Eine neue Initiative hat sich gegründet: www.berlinermusikschullehrer.de
Das wichtigste von mir mittels der Petition angestrebte Ziel, die Überarbeitung der Ausführungsvorschriften, wurde bisher nicht erreicht. Die darin enthaltenen Verschlechterungen, umgesetzt durch die neuen Verträge gelten nun für alle MusikschullehrerInnen. Die LehrerInnen, die die neuen Verträge trotz des massiven existenzbedrohenden und auch psychischen Drucks nicht unterschrieben haben, wurden gekündigt, darunter auch einige im In-und Ausland konzertierende Künstler.
Die Bürokratie an den Musikschulen ist für alle Beteiligten auf ein unertraegliches, herabwürdigendes Maß gestiegen. Überflüssige Schülerlisten und Einzelbeauftragungen werden monatlich zu Tausenden aufs neue an die Lehrer verschickt. Ausgeklügelte neue Formulare wurden entwickelt, die sich unsinniger Weise auch noch bezirklich unterscheiden. Folgen der Überlastung der Verwaltung sind z.B. Ausfall von wichtigen Großveranstaltungen und Prüfungen und ein erhöhter Krankenstand bei den entnervten Bürokräften. Aktuell gibt es z.B. seit dem 12.02.14 in der MS City West eine Schülervermittlungspause, d.h. Schüler können mangels ausreichender Bürokräfte nicht mehr an die Lehrer vermittelt werden. Die Festangestellten Lehrer werden zu Schulungen für das scheinbar noch lange nicht funktionsfähige zur Bearbeitung der Einzelstundenabrechnungen notwendig gewordene Computerprogramm abgezogen, so dass sich viel unerledigte Arbeit ansammelt. Für das neue IT-Verfahren sind laut Bericht des Abgeordnetenhauses vom 24.01.14 die Kosten um 207.000 Euro außerplanmäßig gestiegen, was nahezu einer Verdopplung der ursprünglich auf ca. 240.000 Euro angesetzten Kosten entspricht.
Es fanden Gespräche beim Senat statt. Ein Bekenntnis von Frau Senatorin Scheeres zu einem Kurswechsel mit deutlich mehr Festangestellten und hin zu Tarifverträgen gibt es jedoch nicht. Dadurch untermauert Berlin seine Schlusslichtposition in Bezug auf die Musikschulen für Deutschland. Ein gutes Musikschulgesetz, wie z.B. Österreich es hat, würde die Weichen für eine nachhaltige Veränderung stellen.
Die bisher einzige positive Nachricht ist, dass es für 2014 und 2015 2,5 Millionen Euro zusätzlich für die bezirklichen Berliner Musikschulen geben wird. Die Beantwortung der alles entscheidenden Frage wie das Geld bei den Musikschulen ankommen wird ist jedoch noch ungeklärt und vermutlich dem Ping-Pong Spiel von Bezirken und Senat ausgeliefert. Eine sofortige konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten in allen Bereichen der Musikschullandschaft jenseits persönlicher Querelen ist dringend notwendig.
Der vorsichtig formulierte Wille des Senats ist die Festangestelltenzahl evtl. auf 20% zu steigern. SPD und CDU haben diese Marke sogar als Ziel auf ihren Landesparteitagen erklärt, die CDU visiert sie sogar laut Landesparteitagsbeschluss vom 1.6.2013 schon bis 2016 an. Von alledem ist jedoch nichts zu spüren. Die Bezirke müssen nun mitziehen und sich für mehr Festangestellte stark machen, sonst landet das Geld vermutlich als Honorarmittel bei den Musikschulen, womit zwar mehr Lehrer auf Honorarbasis eingestellt werden könnten, es aber zu keiner nachhaltigen Verbesserung der allgemeinen Situation der Lehrkräfte und damit der Musikschulen käme. Es ist durchaus möglich, dass es ohne ein neu zu schaffendes übergeordnetes Gremium über das Stellen in die Bezirke gelangen, keine wirksamen Veränderungen geben wird.
Die Honorarhöhe bei den LehrerInnen an den Musikschulen sollte sich mehr an den Lehrergehältern der allgemeinbildenden Schulen orientieren, zumal eine intensive Zusammenarbeit, sei es in der Nutzung der Räumlichkeiten und der Bildung von Unterrichtskooperationen, schon längst existiert.
Im Zuge ausgedehnter Proteste der Musikschullehrer auf vielen Ebenen, die die Thematik sogar bis ins Magazin TTT in der ARD brachten, hat sich die Initiative www.berlinermusikschullehrer.de gegründet, die auf ihrer Homepage aktuelle Infos bereithält. Sie können sich hier auch für einen Newsletter eintragen. Gekoppelt mit der Facebookseite www.facebook.com/berlinermusikschullehrer können Sie sich hier ohne sich bei Facebook anzumelden zu mü