02.04.2014, 20:16
Neue Begründung: Die K+S AG nutzt nach wie vor das Kammer-Pfeiler-Abbauverfahren, welches im Gegensatz zu dem von der UNEP geforderten Verfahren – dem untertägigen Versatz der Rückstände („Versatzbergbau“) – Rückstandshalden von enormen Ausmaß über Tage zur Folge hat. Diese Halden haben verheerende langfristige Auswirkungen für Mensch und Umwelt:
Versalzung von Grund- und Oberflächengewässer:
Gefährdung davon abhängiger Ökosysteme und wertvoller Trinkwasservorkommen in der Region, insbesondere der Colbitz-Letzlinger Heide. Das Colbitzer Wasserwerk ist über den Trinkwasserversorger Städtische Werke Magdeburg (SWM) an der Versorgung mit Trinkwasser höchster Qualität von 760.000 Menschen in 68 Gemeinden beteiligt. Laut BUND-Experte Ralf Krupp könnten bei einer Halde von 45 Millionen Tonnen Rückstandssalz mehr als 100 Milliarden Kubikmeter Süßwasser versalzen werden. In Zielitz, Sachsen-Anhalt, sind bisher schon 357 Mio. Tonnen genehmigt. Etwa nochmal so viel soll die Haldenerweiterung des Kaliwerkes Zielitz umfassen.
Aktuell ist das Natura 2000 Gebiet “Elbaue Jerichow” (DE 3437 401) bereits von Versalzung der Gewässer betroffen. Der offizielle Managementplan für das betroffene Natura 2000 Gebiet gibt detaillierte Informationen zu den verheerenden Auswirkungen, die von den Halden des Kaliwerkes Zielitz ausgehen. Das Dokument ist abrufbar über: goo.gl/M0MCKz
Hiernach wird der Salzgehalt bis 2030 regional schon jetzt ohne die neu geplante Halde bis zu mehr als 10g/l ansteigen (S. 20-22). Dies steht eindeutig im Widerspruch zur Richtlinie 2006/21/EG , wonach „die Betreiber der mineralgewinnenden Industrie alle notwendigen Maßnahmen treffen, um alle tatsächlich oder potenziell schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit, die von der Bewirtschaftung von Abfällen aus der mineralgewinnenden Industrie ausgehen können, zu verhindern oder weitestmöglich zu verringern.”.
Starke Versalzung angrenzender Fließgewässer durch Haldenwässer:
Aktuell betroffen sind u.a. die Werra, Weser und die Elbe.
Raubbau:
Nur zwischen 30%-60% (je nach Tiefe) des vorhandenen Kalisalzes werden mittels des Kammer-Pfeiler-Abbauverfahrens gewonnen, während der Rest als Rohstoff verloren geht. Diese Abbau-Verluste können vermieden werden. Seit langer Zeit existieren praxisbewährte Abbauverfahren, die eine vollständige Lagerstättennutzung ermöglichen. Beispiel Südharz-Revier, Deutschland: Durch das Einbringen von Spülversatz in die Abbaue wurde eine Nachgewinnung der Stützpfeiler (Kalisalz) ermöglicht. Rückstands- und abwasserfreie Kalibergbau-Beispiele finden sich weltweit.
Großräumige Bodensenkungen:
Riskant vor allem in vom Hochwasser bedrohten Gebieten.
Untertagedeponie:
Zusätzliches Risiko durch Sonder- und Giftmülllager. Nationale und internationale Sonder- und Giftmülltransporte bergen unkalkulierbare Umwelt-Risiken für Bahn, Straße, Meere und Luftverkehr.
Großflächige Zerstörung von Naturschutzgebieten:
Aktuell plant K+S am Standort Zielitz für eine Haldenerweiterung die Rodung von über 200ha Buchen-Eichen-Mischwald inmitten des Landschaftsschutzgebietes Lindhorst-Ramstedter-Forst in Sachsen-Anhalt. Dieses Gebiet ist Habitat für eine hohe Vielfalt an Flora und Fauna und grenzt an das Natura 2000 Gebiet “Elbaue Jerichow” (DE 3437 401) sowie an ein Wasserschutz- und Trinkwassergewinnungsgebiet. In dem betroffenem Waldgebiet leben auch Vogelarten, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG als bedroht mit aufgeführt sind: u.a. Haliaeetusalbicilla (Seeadler) und Dryocopusmartius (Schwarzspecht). Ebenfalls ansässig sind u.a. der Grünspecht (auf der roten Liste) und 13 von den 21 in Sachsen-Anhalt vorkommenden Fledermausarten.
Gemäß der FFH-Richtlinie 92/43/EWG verschlechtert sich der Zustand der natürlichen Lebensräume in Europa unaufhörlich. "Die verschiedenen Arten wildlebender Tiere und Pflanzen sind in zunehmender Zahl ernstlich bedroht.“ Ein Grund mehr, das bedrohte Waldgebiet zu schützen!
Hohe finanzielle Belastung und zugleich hoher Attraktivitätsverlust für die betroffene Region für die nächsten Jahrtausende:
Denn so lange braucht es, bis derart große Halden abgeregnet und im Boden versickert sind. Nachdem die K+S AG die Erde ausgebeutet hat und das Land mit Salzabfall und Giftmüll zurücklässt, sind es die Gemeinden bzw. das Land, welche die Kosten für die Maßnahmen zur Schadensbegrenzung zu tragen haben! Und die Frage, die bleibt, ist: Gibt es überhaupt Maßnahmen gegen verseuchtes Grund- und Trinkwasser, gegen verseuchte Luft und Böden?
Die Alternativen Versatzbergbau und/oder die Verwertung der Rückstandssalze sind wirtschaftlich und nachhaltig. Zudem kann durch Versatzbergbau die Lagerstätte vollständig genutzt und folglich der Produktionsstandort länger erhalten werden. So wäre auch im Werk Zielitz der Erhalt von ca. 1.800 Arbeitsplätzen in einer sonst strukturschwachen Region weit über das Jahr 2040 hinaus gesichert.