Bauen

Deichbau in Halle: ja! Aber ohne Verlust von Überschwemmungsflächen und Gefährdung von Bürgern!

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Oberbürgermeister Bernd Wiegand

523 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

523 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

  1. Gestartet 2013
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Neuigkeiten

24.07.2013, 22:39

Nachdem uns der wirklich sehr bemühte Leiter der Unteren Wasserbehörde vorige Woche unsere Fragen nicht alle beantworten konnte, haben wir uns einfach um einen Termin beim Oberbürgermeister Bernd Wiegand beworben. Völlig gegen unseren Erwartungen haben wir sogar einen bekommen. Herr Wiegand hat sich am 23. Juli 2013 fast eine Stunde Zeit für unsere Fragen genommen, was uns durchaus positiv beeindruckt hat. Schließlich sind wir nur ganz normale Durchschnittsbürger der Stadt Halle.

Hier nun zusammengefasst einige Antworten auf unsere Fragen:

Was unterscheidet die Schutzbedürftigkeit der Bürger der „Altstadt“ von der Neustadt? Hier verblüffte uns Herr Wiegand, denn die Antwort lautete: „Der Deich“. Weil die Neustadt einen Deich hat, ist sie schutzbedürftiger als die Altstadt ohne Deich.

Noch unerwarteter fiel die Präzisierung dieses Gefahrenpotentials aus: Eigentlich ist es nämlich nicht die Gefahr des Hochwassers, sondern die Gefahr einer Gasexplosion, die die besondere Anfälligkeit der Neustadt ausmacht. Da die im Deich verlegte Gasleitung bei einem Hochwasser explodieren könne, brauche die Neustadt einen neuen Schutz. (Darauf hat er heute laut HalleSpektrum ja auch noch mal indirekt verwiesen, hallespektrum.de/nachrichten/vermischtes/wiegand-alter-gimritzer-damm-birgt-gefahren/57344/).
Das alle Medien im Falle eines Hochwassers selbstverständlich abgeschaltet werden können, umging Herr Wiegand galant und wir waren ehrlich gesagt zu verblüfft, um darauf noch adäquat zu reagieren. Natürlich verwies Herr Wiegand im Gespräch auch mehrfach darauf, dass jeder Bürger sich in erster Linie selber schützen müsse.

Dennoch räumte Herr Wiegand bzw. der Leiter der Unteren Wasserbehörde auch ein, dass die Hafenstraße während des Hochwassers übersehen wurde. Hier haben die Erfahrungen der letzten Hochwasserstände dazu geführt, die Gefahr zu unterschätzen. Zukünftig kann die Hafenstraße aber mit einer besseren Hilfe rechnen. Besonders schön fanden wir die Bereitschaft, im September mit den Betroffenen aus Hafenstraße/Sophienhafen eine Bürgerversammlung zu veranstalten Wir regten an, auch Beratungen zum besseren Hochwasserschutz für die Anwohner durchzuführen.

Wer (vernünftige !) Ideen hat, ist also herzlich willkommen. Es ist nach Aussage von Herrn Wiegand möglich, hier präventive Projekte bei der Hochwasserhilfe einzureichen. Allerdings entscheidet eine Kommission nach Härtefall. (Die Frage bleibt, was ein Härtefall ist…)

Ähnlich konstruktiv war das Gespräch auch bei der Frage, wie das Informationsmanagement beim nächsten Hochwasser noch verbessert werden könnte. Hier wurde unsererseits vor allem darauf hingewiesen, dass keine Prognosen zu den Pegelständen durch die Hotline der Stadt gegeben wurden. Die Stadt verweist hier allerdings auf die Zuständigkeit des Landes, die mangelnden Informationen durch die Landesbehörden und die Schwierigkeit eines solchen Unterfangens. Wir werden da also noch bei der entsprechenden Behörde nachfragen müssen. Betroffene können sich auf jeden Fall auf eine Meldeliste setzen lassen und werden bei nahendem Hochwasser informiert. Insgesamt hatten wir bei diesem Abschnitt des Gesprächs ein sehr positives Gefühl, dass Anregungen tatsächlich als solche verstanden werden. Es ist sicherlich auch eine Frage der Musik, wie die Anliegen von Bürgern hier vorgetragen werden.

Spannend wurde es dann noch einmal beim Thema Vorverlegung des Deiches. Herr Wiegand betonte noch einmal, dass er aus Verantwortung für die Stadt handeln musste. Es gäbe ein „Vorgutachten“ für den Deichbau. Ein richtiges Gutachten würde in den nächsten Tagen eintreffen und wir könnten es dann erhalten! Herr Wiegand betonte, dass der Verlust der Retentionsfläche zu keiner Erhöhung des Pegelstandes für die Altstadt führen würde. Als wir hier Skepsis anmeldeten, forderte Herr Wiegand genaue Expertennennungen und konkrete Gutachten von uns, die andere Dinge belegen. Dass alle Welt allgemein von der Bedeutung der Überschwemmungsflächen redet, hatte für ihn keine Relevanz. Wir freuen uns, wenn uns hier vielleicht jemand mit Informationen und Hinweisen versorgen kann!

Ansonsten folgt die Vorverlegung des Deiches einer besseren Anpassung des Deiches an die Flussströmung. Unsere Einwände dazu wurden mit Verweis auf das Vorgutachten abgewiesen.

Von diesen Argumenten waren wir am Ende eher wenig überzeugt: Wir betonten noch einmal, dass wir ein demokratisches Verfahren (Planfeststellungsverfahren) wünschen und einen Deichbau ohne Verlust von Retentionsfläche.

Alles in allem geben wir uns also mit dem Ergebnis des Gespräches den Deichbau betreffend nicht zufrieden. Die konträren Positionen bleiben nach wie vor bestehen und daher bleibt es bei der Petition.
Für den Fall einer erneuten Hochwasserkatastrophe in Hafenstraße/Sophienhafen haben wir aber Hoffnung auf Verbesserungen, da unsere Anliegen hier sehr ernst genommen wurden.

Andreas Wienke und Katrin Moeller


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