Region: Berlin
Bildung

Büchervernichten in Berlin? Bibliotheken werden kaputt rationalisiert

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Abgeordnetenhaus Berlin, Stiftungsrat der Zentral- und Landesbibliothek

20.498 Unterschriften

Bearbeitungsfrist abgelaufen

20.498 Unterschriften

Bearbeitungsfrist abgelaufen

  1. Gestartet 2014
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Neuigkeiten

13.03.2017, 07:37

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Liebe Unterstützer*innen,

während ich folgenden offenen Brief an den neuen Kultursenator von Berlin geschrieben habe, erreichte mich die Nachricht, dass es nun in der Zentral- und Landesbibliothek auch den restlichen Medien, also nicht nur der Buchauswahl, an den Kragen gehen soll ( www.neues-deutschland.de/artikel/1044573.nicht-mehr-alle-filme-im-schrank.html ).

Viele Grüße

Eckart Müller

Herrn
Kultursenator Dr. Klaus Lederer
Brunnenstraße 188-190
10119 Berlin

Eckart Müller
Dresdener Str. 95
10179 Berlin

per Einschreiben mit Rückschein und per Mail
Offener Brief: 20.000 Leser*innen wollen endlich eine Reaktionen auf die ZLB-Petition

Sehr geehrter Herr Senator Dr. Klaus Lederer!
Vom Dezember 2014 bis Juni 2015 haben über 20.000 Leser*innen eine von mir initiierte Online-Petition unterschrieben, die Ihnen und Ihrer Partei DIE LINKE im letzten Jahr viele Stimmen eingebracht haben dürfte. Denn nur DIE LINKE hatte in Ihr Programm zur Abgeordnetenhauswahl geschrieben:
„Wir wollen […] den zentralen Büchereinkauf über die ekz.bibliotheksservice GmbH (Einkaufszentrum) in Reutlingen rückgängig machen, den der Stiftungsrat der ZLB […] 2014 entschieden hat. Denn mit dieser Entscheidung wird die zentrale Kompetenz einer gut sortierten allgemeinwissenschaftlichen Bibliothek in und für Berlin weitestgehend vernichtet.“

Worum geht es?
Bis vor kurzem suchten hochqualifizierte Lektor*innen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) die Bücher aus, mit denen Berliner*innen in der Amerika Gedenk Bibliothek und der Berliner Stadtbibliothek versorgt werden. Damit soll nach dem Willen des Management-Direktors Volker Heller nach und nach Schluss gemacht werden. In Zukunft soll v.a. ein privater Dienstleister aus Reutlingen, die ekz-Bibliothekenservice GmbH, Haupteigentümer Jörg Meyer, ein standardisiertes Programm mit Bücherkisten von der Stange liefern. Nahezu die gesamte Buchauswahl soll an drei bis vier solcher Großbuchhändler abgegeben werden.

Dass bisher niemand diese inhaltlich und wirtschaftlich unsinnige Verschlechterung des Buchprogramms an der ZLB aufhalten konnte, liegt auch daran, dass es neben dem in der Belegschaft sehr unbeliebten Managementdirektor Volker Heller seit Jahren keine bibliothekarische Leitung der meistbesuchten Berliner Kulturinstitution gibt. Um seinen Plan einer völligen Umstrukturierung durchzusetzen, hat Volker Heller bereits den Stellenpool unter den Bibliothekar*innen durcheinandergebracht, Fachgebiete verschoben und bewährte Strukturen zerschlagen.
Entsprechend ist die Stimmung im Haus.

Gerade die hervorragende Buch- und Medienauswahl dieser Fachlektor*innen aber war es, die täglich tausende Leser*innen in der ZLB gesucht und gefunden hatten. Nun werden kaum noch besondere Titel angeschafft (wie z.B. interessante Doktorarbeiten), wandern viele außergewöhnliche Bücher in die Magazine, bleiben selbst die Veröffentlichungen der Berliner Verlage monatelang unbearbeitet liegen,
weil das ekz-Standard-Programm bevorzugt in die Regale unserer Bibliotheken eingestellt werden muss.
Anstelle eines qualifizierten und differenzierten Bestandsangebots in vorheriger Qualität setzt die ZLB nun auf Events, Mitmach-Angebote und Marketinggags, wie das Entleihen von Schlagbohrern, Nähmaschinen und Badmintonschlägern. Nichts gegen ergänzende Angebote, aber diese können nicht rechtfertigen, das bisherige Kerngeschäft der Bibliothek an die Privatwirtschaft auszulagern!

Als unsere Initiative am 13. Juli 2014 öffentlichkeitswirksam eine 100 Meter oder 388 Seiten lange Unterschriften-Schlange ins Foyer Ihres heutigen Dienstsitzes in der Brunnenstraße trug, bekamen wir dort vom stellv. Stiftungsratsvorsitzenden Dr. Konrad Schmidt-Werthern die feierliche Zusage, der Stiftungsrat und er würden uns selbstverständlich eine Antwort zukommen lassen. Diese Zusage wurde nicht gehalten. Bis heute haben die Herren und Damen der Berliner Kulturverwaltung und des Stiftungsrates der ZLB uns Leser*innen schlichtweg ignoriert.
So aber sollte man den treuesten Nutzer*innen der ZLB nicht umgehen.

Wir bitten Sie daher,
- die versprochen Stellungnahme zeitnah zu veranlassen.

Wir bitten Sie weiterhin,
- das Wahlversprechen umzusetzen und den Vertrag mit der ekz so bald wie möglich zu kündigen, die Buchauswahl nicht Großbuchhändlern, sondern den Lektor*innen zu überlassen
und
- personelle Maßnahmen in der ZLB einzuleiten,
- um dann in der ZLB Strukturen zu etablieren, die eine unter bibliothekarischen Gesichtspunkten hochwertige Buchauswahl von gleicher oder noch höherer Qualität zu ermöglichen, die wir Leser*innen bis vor Kurzem in der ZLB gewohnt waren.

Mit freundlichen Grüßen

Eckart Müller
Initiator der Online-Petition „Büchervernichten in Berlin? Bibliotheken werden kaputt rationalisiert“
www.openpetition.de/petition/online/buechervernichten-in-berlin-bibliotheken-werden-kaputt-rationalisiert


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