28.01.2022, 00:13
Liebe Unterstützerin, lieber Unterstützer,
seitdem in der vergangenen Woche das 1800-seitige Gutachten über die Missbrauchsfälle in der kath. Kirche veröffentlicht wurde, gibt es unzählige Kommentare - und die Medien sind wieder einmal aktiv.
Das war auch schon einmal so - vor 20 Jahren, als zwei Schüler der Odenwaldschule von der Presse gehört wurden.
Oder dann 2010 als der Missbrauchsskandal am Canisius-Kolleg dank des Schulleiters publik wurde.
Im Zusammenhang mit all‘ den vielen Berichten in den Medien fällt mir wieder das aufdeckende und erschütternde Interview ein, das der Kriminologe Christian Pfeiffer im April 2019 mit dem Chefredakteur der ZEIT geführt hat (siehe Dokument).
Und ich frage mich: Warum kommt kein Kirchenrechtler, kein Betroffener wie z. B. Matthias Katsch vom „Eckigen Tisch“, der zur Zeit immer wieder mit Kommentaren zu hören ist oder zitiert wird (auch heute wieder), kein Journalist, kein Politiker – warum kommt niemand auf die Idee, endlich das Recht der Kirchen auf eine eigene Gerichtsbarkeit ins Gespräch zu bringen und dieses Recht endgültig und ein- für allemal aufzuheben?
Gestern habe ich via Internet in einem Artikel gelesen:
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp glaubt nicht mehr, dass die Kirche die Missbrauchsfälle selbst aufarbeiten kann.
Mit der Überschrift: Katholiken fordern staatliches Eingreifen
- und das kommt vom ZdK = Zentralkomitee der deutschen Katholiken
„Staatliches Eingreifen“ bedeutet für mich in diesem Fall ganz konkret:
eine Gesetzesänderung des Artikels 140 im Grundgesetz.
Aber da traut sich wohl nach mehr als 100 Jahren niemand ran (ein längst überholtes Relikt aus der Weimarer Verfassung!)
Vor mehr als 500 Jahren hat Martin Luther den sog. „Ablass-Handel“ angeprangert, ihn als „Betrug“ bezeichnet und als verwerflich und scheinheilig aufgedeckt.
Damals ging es „nur“ um Geld, das den Leuten von der „Kirchen-Mafia“ mit leeren Versprechungen aus der Tasche gezogen wurde.
Luther hat gehandelt. Er hat diese Machenschaften öffentlich gemacht und zum Widerstand aufgerufen.
Heute geht es um ehemals junge Menschen, denen schweres Leid zugefügt wurde.
„Die unsichtbaren Verletzungen der Seele“ (so Andreas Huckele, ein Missbrauchsopfer an der Odenwaldschule) bleiben ein Leben lang.
Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung, spricht von einem „kalten Pragmatismus, mit dem Missbrauch „wegverwaltet wurde“ und einem „herzlosen Institutionenschutz“ – ohne Empathie für die Opfer.
Warum bleibt es bei solchen Feststellungen und Erkenntnissen, ohne dass Konsequenzen gezogen und auch umgesetzt werden?
Reden hilft nicht weiter, es muss endlich gehandelt werden!
Deshalb werde ich auch nicht aufhören, die Aufhebung des Rechts auf eine eigene kirchliche Gerichtsbarkeit vehement einzufordern.
Ich habe schon mehrere Mitglieder des Bundestages und auch Missbrauchsopfer und deren Vereine angeschrieben – auch die überregionale Presse.
Für mich hat die Vorgehensweise der Institution Kirche nämlich Methode.
Die Erfahrungen, die wir in zwei Verfahren beim Kirchlichen Verwaltungsgericht gemacht haben, haben uns das Vorgehen deutlich aufgezeigt:
Es wurde und wird bis heute immer wieder und noch vertuscht und nur zu Gunsten der Kirche entschieden.
Immer das gleiche Schema: Die Opfer bzw. die Klagenden werden ignoriert, die Täter bzw. Beklagten geschützt, um die Kirche vor Imageschaden zu bewahren. Es geht nur um den sog. „guten Ruf der Kirche“ - siehe oben: es geht um „herzlosen Institutionenschutz“!
Nachdem das 1800 Seiten umfassende Gutachten seit vergangener Woche veröffentlicht ist und dieses Mal nicht – wie 2012 (nach der Schilderung von Herrn Pfeiffer) – in der Versenkung verschwand, ist jetzt Zeit zu handeln. Höchste Zeit!
DANKE für Ihre Unterschrift!
Bitte unterstützen Sie die Verbreitung dieser Petition und geben Sie den Link weiter!
www.openpetition.de/petition/online/aufhebung-des-rechtes-auf-eine-eigene-kirchliche-gerichtsbarkeit-wir-brauchen-keinen-staat-im-staa
In der Hoffnung mit Hilfe der Petition und mit anderen Anstrengungen eine Änderung des Grundgesetzes zu erreichen, grüße ich Sie freundlich von der Bergstraße
Rosemarie Schwarz