Medien

ARD-Radio via Satellit und Kabel: keine Entwertung der Empfangsgeräte durch Umstellung auf AAC!

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Intendantinnen und Intendanten der ARD-Anstalten

1.031 Unterschriften

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

1.031 Unterschriften

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

  1. Gestartet 2021
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Neuigkeiten

30.12.2021, 19:44

Normalerweise liegen die Blogeinträge über Nacht oder wenigstens für ein paar Stunden, bevor ich sie veröffentliche. Manches formuliere ich dann noch um, „entschärfe“ es gegebenenfalls.

Heute nicht.

Ich komme gerade vom Recyclinghof.

Seit Tagen schon verspürte ich das Drängen, auf den örtlichen Recyclinghof zu gehen und in den Containern für Elektro-Kleinschrott zu schauen, ob die Umstellung des ARD-Hörfunks auf AAC schon angekommen ist.

Heute passte es vom Wetter her, der Regen hatte aufgehört, es war noch hell genug – also ab aufs Fahrrad und los. Derzeit weile ich in meinem Elternhaus, also in der „Provinz“. Der dortige Recyclinghof ist entsprechend kleiner als mein eigentlicher Hof in Berlin.

Es war kaum Betrieb. Ich lehnte mein Fahrrad an und schaute in die 3 vor dem Bürogebäude stehenden kleinen Container. Massenhaft alte Tasten-Handys, ein feuerroter DSL-Router mit „Heckflossen“, einige rausgerissene alte Grafikkarten und CPUs, deren Beinchen-Zahl auf 486er schließen ließ, ein Pentium II oder III im schwarzen Slot-1-Gehäuse, ein ca. 20 Jahre alter, äußerlich absolut intakt aussehender CD-Player des Herstellers mit den 3 gekreuzten Stimmgabeln im Logo.

Eine Mitarbeiterin des Recyclinghofes näherte sich. Obwohl am Eingang und auf der Webseite etwas von „3G-Regel“ stand, fragte sie nicht nach meinen Impfnachweisen.

Ich versuchte, ein Gespräch zu beginnen, das darin münden sollte, dass ich eine Antwort auf die Frage bekomme, ob Geräte, die so, so oder so aussehen (dazu hatte ich Fotos mitgebracht), bereits hier abgegeben wurden, eventuell sogar auffällig gehäuft.

Sie schaute mich an, als wäre ich geistesgestört.

Ich kenne diese Reaktion, es ist eine der Methoden, die im privaten oder auch beruflichen Bereich gern genutzt werden, wenn Menschen lästig sind und man seine Ruhe vor ihren Anliegen haben will. Und ich war mein ganzes Leben lang lästig, entsprechend oft habe ich solche Reaktionen erfahren. Was andere von mir halten, ist mir aber egal, solange es nicht zur körperlichen oder sonstwie existentiellen Gefahr für mich wird.

Mein Blick fiel, als ich versuchte, mein Anliegen zu erklären, noch einmal in den ersten Container.

Da lag hochkant direkt an der Wand, Rückseite nach oben, ein vom Regen tropfnasses Gerät mit mir vertrautem Anblick. Es war die neuere Variante des DVB-Kabelradios mit dem „N“ am Ende der Modellbezeichnung. Die Stecker (2 Audio, Netzteil) steckten noch, die Kabel waren abgeschnitten.

Diese neuere, im fast quadratischen Gehäuse ausgelieferte Variante dürfte es seit Ende 2018 geben. Das Gerät war also maximal 3 Jahre alt. Mit Upgrade-Software für 6,90 EUR im Download (Warum zahlt das eigentlich nicht die ARD?) wäre es weiterhin spielfähig gewesen – unterstellen wir einmal, dass das Gerät nicht defekt war, aber die Dinger sind eigentlich unkaputtbar.

Mich hat es fast umgehauen. Der erste Weg zum Recyclinghof – und schon ein Volltreffer.

Ich zeigte auf das Gerät und sagte zur immer noch neben mir stehenden Mitarbeiterin: „genau dieses Gerät meine ich.“

Ihre Reaktion war auch fast erwartungsgemäß: sie unterstellte mir (nicht wirklich im Bösen, ihr war das alles sichtlich egal und nur lästig), das Gerät dort extra drapiert zu haben. Klar doch, ich nehme ein DVB-Kabelradio, stecke abgeschnittene Stecker ran, beträufele das Gerät mit Schmutzwasser und lege es auf dem Recyclinghof ab.

Menschen sind hochgradig kreativ, wenn es darum geht, ungewünschte Dinge nicht wahrnehmen oder wahrhaben zu müssen. Dabei werden auch gerne diejenigen, die auf Dinge aufmerksam machen, zu den Verursachern erklärt. Auch das kenne ich genug aus meinem Leben.

Ich äußerte dann den Wunsch, das Gerät so wie es da in der Kiste liegt, fotografieren zu dürfen. Ja, ich weiß: normale Menschen würden das einfach machen, ich will es aber anständig und korrekt machen und frage nach. Mit diesem Anliegen wurde ich an den Chef verwiesen, der erkennbar aus Angst vor Konsequenzen für ein Foto, auf dem nichts außer einem Ausschnitt eines Kleinschrott-Containers zu sehen ist, keine Erlaubnis erteilte. Auch dieses Verhalten ist mir aus dem Alltag nur zu vertraut. Oder halt die „Disziplinierungen“, wenn man der Situation angemessen und eigenständig handelt.

Um zu verhindern, dass ich weiterhin mit meiner Existenz belästigend wirke, flog das Gerät dann in hohem Bogen in einen der großen Schrottcontainer. Das wäre nicht nötig gewesen, ich hatte längst begriffen, dass man an diesem Ort einfach nur sein Ding machen will und der Rest der Welt egal ist.

Dieser Ort ist fast überall. Das ist Deutschland. Das Land, in dem man „seinen Job“ macht. Auch wenn der daraus besteht, den Karren gegen die Wand zu fahren – oder den Hörfunk auf unüblichen Codecstandard umzustellen und damit massiv zu schädigen.

In mir kocht die Wut.

Dieses Land braucht dringend mehr anständige und zukunftsfähige Menschen, die von Kleingeist und Mittelmaß als „lästig“ und „geistesgestört“ empfunden werden.

Herzlichen Gruß
Christian Schubert


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