Region: Bayern
Soziales

Abstand heißt Einsamkeit - Altenheimbewohner leiden unter Abstandsregelung

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Amt für Gesundheit und Pflege
4.711 Unterstützende 2.323 in Bayern

Der Petition wurde nicht entsprochen

4.711 Unterstützende 2.323 in Bayern

Der Petition wurde nicht entsprochen

  1. Gestartet 2020
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Beendet

09.03.2021, 10:05

Liebe Unterstützer,

letztes Wochenende schon ist die Antwort des Bayerischen Landtages bezüglich unserer Petition eingetroffen, allerdings musste ich selbst die Antwort erst einmal verdauen. Ich habe mich entschieden, das Schreiben auszugsweise zu veröffentlichen.

[…] Das Staatsministerium kam bei der Überprüfung des Sachverhalts zu dem Ergebnis, dass Ihrem Anliegen aufgrund der geltenden rechtlichen Bestimmungen nicht entsprochen werden könne. Die getroffenen Maßnahmen würden fortlaufend überprüft. Dies gälte auch für einen möglichen Verzicht des Mindestabstands von 1,5 m zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern von vollstationären Pflegeeinrichtungen, soweit dies aus infektiologischer Sicht für diese besonders vulnerable Gruppe bei sorgfältiger Abwägung der Interessen und der Schutzbedürfnisse gerechtfertigt erschiene […]

Auch in das Begründungsschreiben lasse ich Sie gerne reinschnuppern. Ich erspare Ihnen die vielen Hinweise auf die besondere Schutzbedürftigkeit der vulnerablen Gruppen und die erhöhte Ansteckungsgefahr in Gemeinschaftsräumen. Ich denke, das ist uns allen klar, wir wissen, dass die Bewohner*innen besonders gefährdet sind und ich für meinen Teil habe genau deshalb z.B. die Maskenpflicht des Personals oder der Angehörigen nie in Frage gestellt.

[…] Gleichzeitig ist es wichtig, dass sie [die Bewohner] weiterhin Besuch erhalten können, um soziale Isolation und Vereinsamung zu verhindern. Gerade ältere Menschen brauchen den Kontakt zu Ihren Angehörigen und Freunden und leiden unter Kontakteinschränkungen besonders. Es gilt daher einen angemessenen Ausgleich zwischen den Interessen zu schaffen. Aus diesem Grund halte ich [Staatsminister f. Gesundheit und Pflege] es für richtig, dass mit möglichst wenig einschneidenden Maßnahmen, wie z.B. das Abstandsgebot, die Ermöglichung des Kontakts weiterhin sichergestellt bleibt. Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass das Abstandsgebot nur einzuhalten ist, wenn es auch möglich ist, z.B. kann beim Schieben eines Rollstuhls der Mindestabstand nicht eingehalten werden […]

Es ist in vielen Heimen immer noch so, dass die Besuchszeit stark reglementiert ist, auf bestimmte Räume begrenzt, mit Abstand und Maske abgehalten werden muss. So müssen die Bewohner*innen im Alltag einzeln an den Tischen sitzen, einzeln essen, einzeln spazieren gehen, um am Tag ½ Stunde (je nach Heim) ihre Lieben sehen zu können. Natürlich auch stark begrenzt, ohne direkten Kontakt, ohne Umarmung, durch die Maske auch ohne richtige Verständigung, manches Heim lässt nur eine bestimmte Person zu, manches Heim begrenzt den Besuch auf 2 x pro Woche. Und das ist keine Isolation? Ich kann es einfach nicht nachvollziehen. Allerdings sehen wir uns auch nicht in der Lage, etwas daran zu verändern. So bleibt es dabei, dass wir im Kleinen versuchen müssen Gutes zu tun und irgendwie für die Bewohner*innen da zu sein. Denn in dem Alter, in dem sich die Bewohner*innen befinden ist Qualitätszeit viel wichtiger, als alles andere. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz, für Ihre wertvollen Kommentare, für Ihre Unterschrift, für den Versuch etwas zu verändern und hoffe, dass es eine Zeit „nach Corona“ geben wird, in der uns diese Ära wie ein böser Traum vorkommt.

Herzlichen Dank für alles!


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