26.01.2018, 22:24
Die denkmalgeschützte Schiller-Oper muss in desolatem Zustand über den Winter kommen. Die Eigentümerin unternimmt nichts, um das historische Gebäude vor Herbststürmen und Frost zu schützen.
Anfang Dezember fragte die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann den Senat in einer SKA „Wie wird die Schilleroper winterfest gemacht?“ (DRS 21/11272) Die Antwort des Senats reduziert sich letztlich auf die Feststellung, dass alles seinen bürokratischen Gang geht. Auf die Frage "Was ist hinsichtlich der Schilleroper bereits geschehen oder bis wann geplant, um a) den zu befürchtenden Herbststürmen und b) dem Winter und etwaigen Schnee Massen zu trotzen?" wird lediglich mitgeteilt, "Die Eigentümerin führt zusammen mit dem zuständigen bürgernahen Beamten des PK16 in regelmäßigen, ca. 14-tägigen Abständen Begehungen des Objekts durch." Maßnahmen zum Schutz der denkmalgeschützten Rotunde vor den winterlichen Wettereinflüssen werden nicht einmal erwähnt.
Erwähnt wird dagegen, die einzige regelhafte Aktivität der Eigentümerin bestehe in der Ausbesserung der baufälligen Anbauten, indem "störende Äste zurückgeschnitten, lose Putzteile ersetzt sowie neue Dachrinnen eingebaut (werden)." Motiv für diese Aktivitäten dürfte u.a. sein, haftungsrechtliche Vorsorge zu treffen, falls Mauerbrocken auf die rings um die Schiller-Oper parkende Autos stürzen sollten.
Die Initiative beobachtet mit Sorge, wie die historisch einmalige Schiller-Oper weiter dem Verfall preisgegeben wird. Ein Erhalt des für St. Pauli identitätsstiftenden Denkmals scheint nicht im Interesse der Eigentümerin zu liegen.
Begehung im Januar – mit Initiative und Presse?
Immerhin kommt scheinbar Bewegung in die im Herbst 2017 angekündigte Stellungnahme des Amtes für Bauordnung und Hochbau der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen zur Standfestigkeit des Stahlgerüsts.
Vorbereitend dafür ist im Januar 2018 eine Begehung der Schiller-Oper durch das zuständige Bezirksamt und das Denkmalschutzamt gemeinsam mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen vorgesehen.
Wir meinen, dies ist eine gute Gelegenheit, der Schiller-Oper-Initiative sowie den Medien endlich einmal die Chance zu geben, die Schiller-Oper mit der denkmalgeschützten Rotunde von Innen zu sehen und die gewaltige Raumfülle des Zirkusbaus zu erleben. Wir erhoffen uns davon weitere Inspiration für einen Dialog über die künftige Nutzung der Rotunde.
Also: Wir warten auf eine Einladung zur angekündigten Begehung im Januar 2018 durch die beteiligten Behörden.
Schiller-Oper-Initiative,
15. Januar 2017
Hintergrund zur Schiller-Oper
Das Stahlskelett der Schiller-Oper, die Rotunde wurde 1889 bis 1891 für den Circus Busch als ganzjährig bespielbarer fester Aufführungs- und Zirkusgebäude errichtet und 1904 zum Theater mit 3.000 Sitzplätzen umgebaut. Es wurden Opern, Tragödien, Revuen aufgeführt, so Brechts und Weills "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagony". Hans Albers hatte mehrere Bühnenauftritte. Die Schiller-Oper war, wie das Hansa-Theater und das Flora-Theater am Schulterblatt eine stadtbekannte beliebte Kultureinrichtung und war sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. 1939 wurde die Schiller-Oper geschlossen und seitdem wurde die ehemalige Manege nicht mehr genutzt. Sie steht seit 2012 unter Denkmalschutz. Die sie umgebenden Gebäudeteile sind einsturzgefährdet. Das kann und muss der Rotunde erspart bleiben. Sie ist ein architektonisches Zeugnis im Stil des Eiffelturms, ein stadt- und kulturhistorisches Zeugnis, eine städteplanerische Herausforderung. Für ihren Erhalt kämpft die Schiller-Oper-Initiative.