Region: Deutschland, Österreich und Länder, in denen zum Teil Deutsch gesprochen wird.
Kultur

Klassisch Gendern - Reden wie früher, mit einem kleinen Unterschied

Petition richtet sich an
Bundestag, Bundesrat, Bildungseinrichtungen, Printmedien, Radio- und TV-Sender, besonders öffentlich-rechtliche, soziale Plattformen im Internet, Deutschland
58 Unterstützende

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

58 Unterstützende

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

  1. Gestartet August 2022
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Soll unsere Sprache in Zukunft so aussehen wie im Bild oben gezeigt?

Oder wollen wir wieder zu fast 100% so reden wie früher? Verständlich, kurz, klar. Und trotzdem gendergerecht!

Das geht: mit "Klassischem Gendern”.

Nehmen Sie sich bitte Zeit zum Lesen . Das Thema ist komplex und zu wichtig, um es kurz zu machen. Der folgende Text ist übrigens komplett “klassisch” gegendert. Sie werden sehen, wie gut sich diese Methode in die Sprache integriert.

Die blauen Textstellen können Sie anklicken, sie sind Links zu Hintergrundinformationen.

Das “klassische Gendern” beruht auf einer alten Wortendung zur Kennzeichnung des männlichen Geschlechts, die fast jeder aus dem Struwwelpeter kennt:

"Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich."

Der Wüterich ist ein männlicher Wüter. Natürlich gibt es auch weibliche Wüter: Wüterinnen. Zusammen gehören sie zur großen Gruppe der Wüter. Genauso gibt es schon lange Zwergeriche, Elferiche, Gänseriche, Enteriche usw.

Eine einfache Endung, extra für die Männer.

In den 1990er Jahren zog eine Frau vors Gericht, weil sie ihren Reisepass-Antrag nicht unterschreiben konnte. Im Feld für die Unterschrift standInhaber”.

1996 wird beschlossen, dass in diesem Feld “Inhaber bzw. Inhaberin” stehen muss. Hätten die Verantwortlichen damals besser recherchiert, hätten sie uns und unserer Sprache viele Probleme erspart. Stattdessen entsorgten sie - mit einem Handstreich - alle relevanten Oberbegriffe aus unserer Sprache.

Denn wenn “Inhaber” nur die Männer sind, und “Inhaberinnen” nur die Frauen, welches Wort steht dann für ALLE, die einen Pass besitzen: Die männlichen und die weiblichen? Welches Wort steht für alle, die eine Rente beziehen? Welches Wort steht für alle, die Sport treiben?

Wie einfach wäre es geworden, wenn damals erkannt worden wäre,

  • wie wichtig die Oberbegriffe in unserer Sprache sind. Hier also einen Begriff für alle Passinhaber, unabhängig vom Geschlecht.
  • welche drastischen Folgen es für die Sprache hat, den Oberbegriff “Passinhaber” exklusiv an die Männer zu vergeben.
  • dass der logische und sprachfreundliche Weg zur Geschlechtergerechtigkeit so aussehen muss, dass Männer, genauso wie Frauen, eine eigene, vom Stammbegriff abgeleitete Endung bekommen.
  • Und dass es diese schon gibt. Sie schlummerte in unserer alten Sprache; im Wüterich, im Zwergerich und Enterich.

Die Inhaberin hätte zusammen mit dem Inhaberich das Feld zur Unterschrift für die "Inhaber" räumen können.

Die alte Form mit dem "rich" ist ungewohnt. Aber sie passt sich, weil über Jahrhunderte gewachsen, viel besser in unsere Sprache ein, als es sich zunächst anfühlt. Und auf jeden Fall stört sie weniger oft, da es nur sehr selten die Notwendigkeit gibt, nur ein Geschlecht, hier das männliche, exklusiv zu benennen.

Die Behörde entschied sich also für die Doppelnennung “Inhaber bzw. Inhaberin”.

Die Klägerin hatte gewonnen.

Genauso die Männer, sie bekamen die kurze Stammform.

Die Gemeinschaft hatte verloren. Es gab keine Oberbegriffe mehr. Die Oberbegriffe, die uns alle unter einem Wort vereinen, und die jede Sprache braucht.

Was passierte nach der Entscheidung? 

Die Welle startete bei den Politikern. 

Sie gewöhnten sich und uns an neue Anreden: "Liebe Wählerinnen und Wähler."

Welcher Politiker will sich schon Sexismus vorwerfen lassen? Vor allem welcher Politikerich!

Die Medien zogen nach, dann die Behörden.

Und wir kamen vom Regen in die Traufe.

Denn bei diesem neuen "gendergerechten! Sprechen werden alle Menschen ignoriert, die schon bei ihrer Geburt weder eindeutig männlich noch eindeutig weiblich waren. Also die vom Bundesverfassungsgericht 2017 als drittes Geschlecht anerkannte Gruppe.

Jeder, der von "Bürgerinnen und Bürgern" spricht, schließt diese Menschen aus. 

Die Versuche, das aufzulösen und als neue Oberbegriffe Wortkonstruktionen wie Besitzer:innen, Besitzer_innen, Besitzeris, BesitzerX oder Besitzerys zu nehmen, kranken an der problematischen Aussprache, an der Verkomplizierung der Sprache und vor allem an einem Punkt:

Wie wollen wir zu einer gendergerechten Sprache kommen, wenn ausgerechnet der kürzeste Begriff, die Stammform - z.B. “Besitzer” - von den Männern vereinnahmt wird? Frauen (Besitzerinnen) und die neuen Oberbegriffe (Besitzer_innen, Besitzerys usw.) müssen sich - leider - mit einer abgewandelten Form des Stammbegriffes arrangieren? Weil der Stammbegriff schlicht und ergreifend den Männern gehören soll?

Das alles erinnert stark an die Schöpfungsgeschichte, nach der Eva aus Adams Rippe entstanden ist.

Der Mann ist der Ursprung, die Frau von ihm abgeleitet, ihm untergeordnet. 

Die aktuellen Formen der "gendergerechten" Sprache wird diese uralte Ungerechtigkeit weiter verfestigen und nicht auflösen.

Grundsätzlich gilt in praktisch allen Sprachen: Oberbegriffe sind die kurzen Bezeichnungen, Spezialisierungen werden angefügt:

Weizenbrot, Vollkornbrot, Schwarzbrot - alles Brote.

Bäckerinnen, Bäckeriche, vielleicht einmal diverse Bäckerixe - alles Bäcker.

Begründung

Unsere Sprache muss sprechbar bleiben!

Ein Filmfestival veröffentlichte 2022 den folgenden Satz:

Der Publikumspreis des Wettbewerbs Spielfilm geht an den/die Regisseur:in, dessen/deren Film die höchste Zuschauer:innenwertung erhält.

Wollen wir in Zukunft so sprechen? Ist das Geschlecht tatsächlich wichtig für den Preis? 

Mit unserem Vorschlag des “klassischen Genderns” heißt es wieder einfach:

Der Publikumspreis des Wettbewerbs Spielfilm geht an den Regisseur, dessen Film die höchste Zuschauerwertung erhält.

Das sieht erst einmal ungegendert aus. Aber beim “klassischen Gendern” wird nur dort gegendert, wo es wirklich um Gender geht.

An den - kurzen - Stammformen ist zu erkennen, dass es bei Zuschauern und Regisseuren um alle Geschlechter geht.

Die, die den Richterspruch der 90er Jahre verinnerlicht haben, sehen das anders, vermissen das Gendern. Sie seien vertröstet auf die Fälle, wo es wirklich um Gender geht: Wenn es z.B. einen Preis nur für weibliche Regisseure gäbe, dann - und nur dann - wäre das der Regisseurinnenpreis. Und wenn tatsächlich nur Männer darüber abstimmen sollten, dann - und nur dann - stimmen die “Zuschaueriche” ab.

Weil wir aber fast immer, wenn wir von Menschengruppen reden, alle Geschlechter meinen, werden wir in den allermeisten Fällen die kurzen Oberbegriffe nutzen.

Das klassische Gendern wird sich so auf eine unaufdringliche, organische Weise in die Sprache integrieren.

Anders als die aktuellen Gender-Formen, die allein schon durch ihre Häufigkeit verstören, aber durch eigenartige Wortkonstruktionen und künstliche Sprechpausen von vielen als Verunglimpfung der Sprache empfunden werden. 

 

Ein weiterer Vorteil des klassischen Genderns soll noch erwähnt werden:

Menschen mit Spracheinschränkung haben mit den aktuellen komplexen Formen des Genderns große Probleme. Beim klassischen Gendern nicht. Sie können viel einfacher reden, ohne sich ausgeschlossen zu fühlen.

Das trifft auch auf die zu, die unsere Sprache erlernen: Kinder, Schüler, Fremdsprachler

 

Hier noch einmal zusammengefasst das klassische Gendern: 

Männer bekommen eine eigene Endung, orientiert an der weiblichen: Leserich. Im Zweifel einfach statt dem -in ein -ich anhängen.

Das Stammwort  - Leser - wird so wieder frei zur Verwendung als Oberbegriff. Die Oberbegriffe, die ein Gericht vor 30 Jahren gekippt hatte, werden zurück gewonnen.

Leser sind dann wieder alle, die lesen; Studenten wieder alle, die studieren. 

Wortungetüme wie Bürger_innenmeister_innen werden überflüssig. 

Alexandra Popp darf, wie eine Zeitung geschrieben hat, bester deutscher Mittelstürmer seit Miroslav Klose sein. Eine Ehre, die ihr als beste Mittelstürmerin nie zuteil würde! 

Diese Änderungen werden sehr selten in Erscheinung treten, denn die männlichen Formen werden nur dann genutzt, wenn es explizit um Männer geht. Auch die weibliche Form - z.B. Leserin - wird in Zukunft seltener verwendet werden müssen, denn wir werden öfter als aktuell die genderfreien Oberbegriffe verwenden: Leser, Studenten usw. 

 

Abschließend noch etwas zum Versuch, unsere Gesellschaft durch Ändern der Sprache zu verbessern.

Die einen fordern, das Gendern wieder rückgängig zu machen. Aber es gibt in unseren Augen keinen Resetknopf für die Entwicklung der letzten 30 Jahre. Außerdem hat unsere Sprache im Bezug auf die Geschlechter tatsächlich einen Mangel. Wenn männliche Studenten denselben Begriff einnehmen wie alle Studenten, werden Männer klar bevorzugt. 

Auf der anderen Seite geht unser Vorschlag - vor allem Kritikerinnen - nicht weit genug. Sie freuen sich, dass die neuen Genderformen endlich die Frauen sichtbar machen. Dass die neue Sprechweise in großer Häufigkeit auf die alte Ungerechtigkeit aufmerksam macht.

Aber die Sprache muss neutral bleiben. Sie darf nicht einem politischen Ziel unterworfen werden. Genauso wenig, wie aus politischen Gründen Wörter verboten werden dürfen, sollten wir aus politischen Gründen neue Wortformen erzwingen. Das betrifft Wortformen wie “Bürger*innen” genauso wie die doppelte Anrede “Bürgerinnen und Bürger”. 

Allein das Gute zu wollen rechtfertigt einen solchen Eingriff nicht! 

Wenn Sprache auf diese Weise zum Erziehungsmittel einer kleinen Gruppe wird, werden sich die Risse in unserer Gesellschaft weiter vergrößern. 

Das klassische Gendern ist ein ausgewogener Kompromiss: 

Auf der einen Seite bleibt die Sprache zum allergrößten Teil so, wie wir sie kennen. Gut sprechbar.

Auf der anderen Seite bietet das klassische Gendern in den seltenen Fällen, wo es tatsächlich um Gender geht, die Mittel, in Zukunft gendergerecht zu reden. Kurz und knapp.

Es wird dabei kein Graben erzeugt zwischen denen, die das “klassische Gendern” nutzen und denen, die ohne schlechtes Gewissen weiter so reden wollen wie bisher.

Probieren Sie es bitte aus. Vor allem, wenn Sie als Sprachmultiplikator in Print- und anderen Medien erkannt haben, dass die bisherigen Genderversuche auf keinen fruchtbaren Boden fallen und polarisieren statt zusammen zu führen!

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Bernhard Thiery aus Neustadt
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Neuigkeiten

  • Die Petition ist abgeschlossen, stolze 58 Unterschriften! Danke an alle :-)
    Trotzdem: es geht voran. Langsam aber sicher.
    Erst berichtete die BNN: bnn.de/nachrichten/pfalz/lehrerich-als-kompromiss-pfaelzer-startet-online-petition-fuer-klassisches-gendern
    Dann der Pluspedia-Eintrag: de.pluspedia.org/wiki/Klassisch_Gendern
    Es fanden andere mit ähnlichen Ideen zusammen, eine Internetseite entstand: gendern2-0.de/
    Bei der aussagekräftigen Bezeichnung Gendern 2.0 (Gendergerechter als Doppelnennungen und Gap-Gendern, aber sprechbar wie früher) half tatsächlich Luise F. Pusch mit, die schon seit den 80er Jahren für eine geschlechtergerechte Sprache kämpft und in unserer Idee tatsächlich gute Lösungsansätze sieht!
    Nannte uns... weiter

  • Hallo ihr lieben Unterzeichner meiner Petition

    Klassisch Gendern - Reden wie früher, mit einem kleinen Unterschied"

    Sie ist jetzt ein Jahr alt, und damit ist automatisch Schluss.
    Und zwar mit stolzen 57 Unterschriften ;-)

    Ein großes Dankeschön an euch alle!

    Aber ich gestehe: Als Petitionsstarter hatte ich damals auf viel, viel mehr gehofft.

    Aber ich sage euch trotzdem, ohne rot zu werden:
    Es hat sich gelohnt!!!
    Ich hab viel gelernt und sie war Auftakt für etwas Neues.

    Ich fasse mal zusammen, und freue mich auf Rückmeldungen:

    - Wikipedia hat nicht geklappt. Noch nicht. Aber entdeckte "Pluspedia", und seitdem gibt's die Idee des Klassischen Genderns auf lexikalisch: de.pluspedia.org/wiki/Klassisch_Gendern

    -... weiter

  • Hallo ihr lieben Unterstützer unserer Petition "Klassisch Gendern"
    Ein herzliches Danke für euere Unterschriften. Jetzt immerhin über 50. Klar, das ist nicht wirklich viel. Unsere Erklärung: Die, die übers Gendern schimpfen, die wollen überhaupt keine Änderung an der Sprache und tun weder unterschreiben noch verbreiten.
    Die, die unbedingt Gendern wollen, denen ist unsere Idee viel zu lasch. Unterschreiben bzw. verbreiten auch nicht.
    Wir haben also ein Problem, das typisch ist für einen Kompromiss.

    Statt dessen kommen wir aber an anderen Stellen gut voran. Da ist vor allem ein toller Zeitungsbericht in der BNN (siehe Anhang). Und es gibt schöne Rückmeldungen, z.B. von Winfried Kretschmann, MP von BW,, oder vom Sänger Rolf Zuckowski. Ganz spannend... weiter

Noch kein PRO Argument.

Noch kein CONTRA Argument.

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6.389 Unterschriften
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