Kultur

RETTET DIE KIELER "FELSENHALLE" - Das Dornröschenschloss an der Moorteichwiese!

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Schleswig-Holsteinischen Landtag Petitionsausschuss, Denkmalschutzbehörde der Stadt Kiel

539 Unterschriften

Petitionsempfänger hat nicht reagiert.

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  1. Gestartet 2020
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 21.12.2020
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Petition richtet sich an: Schleswig-Holsteinischen Landtag Petitionsausschuss, Denkmalschutzbehörde der Stadt Kiel

Mitten in Kiel versteckt sich am Ende einer alten Lindenallee ein echtes denkmalhistorisches Kleinod und ein Stück Stadtgeschichte – die Felsenhalle. Mit ihren mehr als 170 Jahren ist sie nicht nur älter als die angrenzende Moorteichwiese, sondern auch älter als das sie umgebende Südfriedhofsviertel selbst. 1846 erbaut, war sie einst Mittelpunkt einer Brauerei-Dynastie, ein angesehener Gasthof mit Gartenwirtschaft und eigenem Brauereibetrieb (1, s. "Begründung"). Zuletzt wurde sie als Wohnhaus genutzt. Die wie in der Zeit stehen gebliebene Anlage mutet nicht nur durch ihren achteckigen Turm mit Aussichtsplattform an wie ein verzaubertes Dornröschenschloss. Auch der anschließende villenartige Bau mit seinen Holzverzierungen, sowie das Wohnhaus und die kleineren Nebengebäude erzeugen eine magische Beschaulichkeit. Das Gebäudeensemble liegt zudem malerisch in einem landschaftsparkähnlichen Garten mit altem Baumbestand und großer Schneeglöckchenwiese. Ebenfalls zur Felsenhalle gehört eine weiträumige unterirdische Anlage mit Kellergewölben und Gängen. Heute finden dort verschiedene Fledermausarten ein Zuhause. Nach einem Einsturz wurde dieser unterirdische Teil der Anlage 2010 begutachtet und saniert, sodass er gute Aussichten auf eine gesicherte Zukunft hat (2).

Der oberirdische Teil der Felsenhalle ist jedoch inzwischen akut gefährdet und der Fortbestand damit stark bedroht. Seit dem Tod der letzten Bewohnerin 2018 steht sie mangels Erben leer. Dem nachfolgenden Besitzer, dem Förderverein Schleswig-Holsteinisches Freilichtmuseum e.V., waren nach eigener Aussage in Sachen Erhalt der Gebäude die Hände gebunden, da seine Einsatzmöglichkeiten durch die Vereinssatzung stark auf den Standort Molfsee („in einem Freilichtmuseum“) begrenzt seien (3). Nun verfällt das Anwesen im Südfriedhofsviertel zunehmend, auch der Garten verwildert. Dabei steht die Felsenhalle unter Denkmalschutz und damit im öffentlichen Interesse – dieser Status unterliegt zurzeit allerdings einer Prüfung und steht damit zur Disposition (4). Es besteht daher die begründete Sorge, dass die Gebäude abgerissen und das Gelände planiert und neu bebaut werden sollen. Erst kürzlich wurde die Felsenhalle nun tatsächlich vom Förderverein an einen Immobilienentwickler verkauft.

Für Kiel würde das Verschwinden der Felsenhalle einen enormen Verlust bedeuten. Kriegsbedingt stammt kaum ein Viertel des Baubestands aus der Zeit vor 1945. In einer daher an älteren Sehenswürdigkeiten eher armen Stadt wie Kiel stellt die Felsenhalle einen ungehobenen Schatz von hohem kulturhistorischem Wert und architektonisch hier seltenem Reiz dar. Auch ein Verlust des zugehörigen Bestands an Flora und Fauna wäre eine Niederlage für Naturschutz und Stadtklima. Ein Abriss der Gebäude könnte durch Lärm und Erschütterung ggf. auch die unterirdisch lebenden Fledermäuse gefährden (17).

Daher wollen wir, eine Gruppe Kieler Bürger, einen möglichen Abriss verhindern und fordern den Erhalt der Felsenhalle. Dazu gehört sowohl die Fortführung des Denkmalschutzes, als auch die aktive Instandhaltung der oberirdischen Gebäude, des Turms und des Gartengeländes. Hierzu bedarf es aus unserer Sicht aktueller und unabhängiger Gutachten zum baulichen Zustand und dem botanischen Bestands des Gartens. Darüber hinaus wollen wir eine aktive Beteiligung der Bevölkerung bei der Erstellung und Umsetzung eines Zukunftskonzepts für die Felsenhalle. Vorstellbar für uns wären etwa eine Instandsetzung als rein museale Sehenswürdigkeit mit Besichtigungsmöglichkeit, eine kulturelle Nutzung (etwa für Ateliers, Ausstellungen, Lesungen, kleine Konzerte/Aufführungen), oder auch ein erneuter gastronomischer Betrieb.

Wir fordern daher die Stadt Kiel und ihre Untere Denkmalschutzbehörde auf, den Denkmalschutzstatus der Felsenhalle auch zukünftig fortzuführen. Darüber hinaus fordern wir auch den neuen Eigentümer auf, von einem möglichen Abriss abzusehen und eine transparente Kommunikation über den Zustand und die Zukunft der Felsenhalle zu ermöglichen, da sich aus ihrem historischen Wert ein allgemeines gesellschaftliches Interesse ableitet. Wir fordern in diesem Sinne auch den Petitionsausschuss des Landes Schleswig-Holstein auf, bezüglich unseres Anliegens aktiv zu werden. Darüber hinaus fordern wir ebenfalls das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein auf, gemäß seines Auftrags für den Erhalt und die Nutzbarmachung der genannten Objekte tätig zu werden.

Bitte schenken Sie der Felsenhalle Ihre Unterschrift - vielen Dank!

Mehr erfahren & mitmachen? https://www.facebook.com/groups/felsenhalle

Begründung

Die Felsenhalle ist Teil der Stadtgeschichte Kiels: Ihr Bau begann 1846, als es dort weder Strom, noch das heutige Südfriedhofsviertel gab. Die Gegend war ländlich, mit Hopfenanbau und Weidewirtschaft (6). Schön auf einer Anhöhe gelegen errichtete die Brauerei Willrodt ihren Betrieb mit Wohnhaus, Turm, Maschinengebäuden, Böttcherei, Fasslager und Gewölbekeller. Letzterer erstreckte sich über 1200qm auf drei Stockwerken bis zu 10m tief unter der Anlage (7). Über der Erde schloss sich als Herzstück ein beliebtes Ausflugslokal mit Gartenwirtschaft an. Hier wurde den Besuchern unter Apfelbäumen oder im Lokal mit Kaffee und Kuchen, Braten und Bier aufgewartet. Letzteres wurde durch einen Schacht im Turm aus den Kellern heraufgezogen, wo es kühl lagerte. Auf der Aussichtsplattform des Turms konnte man eine besonders schöne Aussicht genießen (8).

1876 übernahm die Kieler Actien-Brauerei (vormals Scheibel) das Gelände. Das Gastwirtschaftsgebäude wurde nun Direktorenwohnhaus. Der Brauereibetrieb wurde bis 1917 fortgeführt ( 9). Die Mälzerei wurde von der nachfolgenden Kieler Brauerei Zur Eiche noch bis 1944 genutzt (10). Während des Krieges dienten die Kellergewölbe der Bevölkerung als inoffizieller Luftschutzbunker (11). Das nach 1945 teilweise zerstörte Anwesen wurde für den gewerblichen Betrieb nun endgültig geschlossen und bis zum Tode der letzten Bewohnerin 2018 als Wohngebäude genutzt. Die Kellergewölbe waren noch bis in die 70er Jahre zugänglich (12).

Die Felsenhalle hat kunst-/denkmalhistorischen Wert: Schon die Grundkomposition wirkt herrschaftlich. Zentral ist der 15m hohe achteckige Turm mit Spitzbogenfenstern. Seine Aussichtsplattform verfügt über eine ornamental durchbrochene Brüstung. Zu beiden Seiten schließen sich villenartige Gebäude mit flachen Satteldächern an, die kunstvolle Holzverschalungen aufweisen (13). Auch im Inneren der Felsenhalle kann sich noch einiges von historischem Wert befinden. Zumindest hatte die letzte Bewohnerin schon zu ihren Lebzeiten kostbares handgefertigtes Mobiliar ihrer Großeltern dem Freilichtmuseum Molfsee übergeben.

Die Stadt Kiel verfügt nur über wenige Relikte aus der Vorkriegszeit. Von 1940 bis 1945 wurden hier ca. 900 Luftminen, 44.000 Sprengbomben und 500.000 Brandbomben abgeworfen. In der Folge wurden ca. 75% aller Gebäude durch Zerstörung oder Beschädigung in über 5 Millionen Kubikmetern Trümmerschutt verwandelt (14). Geschichtlich betrachtet ist der Baubestand der Stadt daher relativ jung und von geringer denkmalhistorischer Bedeutung. Speziell am Südfriedhof gibt es generell kaum Sehenswürdigkeiten. Vor diesem Hintergrund erhält die Felsenhalle einen besonderen Stellenwert, der über ihr bloßes Alter von 174 Jahren hinausgeht. Dies spricht nicht nur für einen notwendigen Erhalt, sondern auch dafür, diesen Schatz im Sinne des öffentlichen Bildungsauftrags zugänglich zu machen. Schließlich handelt es sich um ein eingetragenes Kulturdenkmal in der Hand eines Fördervereins, der die Pflege und Instandhaltung musealer Objekte und Grünanlagen und deren Aufbereitung und Vermittlung in Schleswig-Holstein unterstützen soll (15).

Last but not least sind auch die Auswirkungen auf die Flora und Fauna an der Felsenhalle zu erwähnen: So beherbergen die Kellergewölbe nachweislich bis zu sieben verschiedene Fledermausarten (16). Deren Unterschlupf ist durch die Sanierung 2010 zwar zunächst gesichert; überirdische Baumaßnahmen in der Dimension eines Abrisses sind jedoch durchaus dazu geeignet, die Fledermäuse durch Lärm und Erschütterung erheblich zu beeinträchtigen (17). Dies könnte etwa zu einem Verstoß gegen das Störungsgebot gemäß §44 Absatz 1 Satz 2 des BNatSchG führen. Zudem steht ein Teil des Baumbestandes unter Naturschutz (Fußnote 18).

Quellen:

Bild: Elfi Hoffmann

1) Kieler Nachrichten vom 16.07.2013; Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein u. Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte (Hg.): Kulturdenkmale Schleswig-Holstein, Bd. 1, S. 394f. 2) Kieler Nachrichten vom 18.12.2010 3) Schleswig-Holsteinisches Freilichtmuseum e.V.: Satzung vom 26.09.2018, §2 Abs.2 4) Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein: Denkmalliste Kiel, ObjektNr. 3228 (Stand: 06.01.2020) 5) https://freilichtmuseum-sh.de/de/impressum 6) Kieler Nachrichten vom 16.07.2013 7) s. 1) & 2) und https://de.wikipedia.org/wiki/Kieler_Actien-Brauerei 8) s. 6) 9) s. 7) 10) Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein u. Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte (Hg.): Kulturdenkmale Schleswig-Holstein, Bd. 1, S. 394f. 11) http://kieler-rundschau.de/gewoelbe-der-actien-brauerei-moorteichwiese/ 12) Kieler Nachrichten vom 14.01.2011 13) s. 10) 14) https://www.ndr.de/geschichte/Kiel-vor-und-nach-dem-Krieg,kiel4478.html 15) https://www.freilichtmuseum-ev.de/Verein.html 16) Kieler Nachrichten vom 14.01.2011 17) Stadt Aurich: Faunistischer Fachbeitrag Fledermäuse. Ergebnisbericht Februar 2014 18) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Naturdenkmale_in_der_Stadt_Kiel, Nr. 74, Eibe

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 19.06.2020
Petition endet: 18.09.2020
Region: Schleswig-Holstein
Kategorie: Kultur

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    Mit besten Grüßen,
    das Team von openPetition

Ich schreibe aktuell ein Buch, in dem genau dieses Gebäude einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt darstellt. Schon vor zehn Jahren, als wir dort ganz in der Nähe wohnten, habe ich mich in Geschichten rund um das Haus hinein geträumt. In meinem Buch gelangt man durch die unterirdischen Tunnel in eine geheimnisvolle Zwischenwelt. Es würde mich zerstören, wenn mein verwunschenes Haus einfach heruntergebrochen und meinem Buch damit das Herz herausgerissen würde. Gerne schicke ich entsprechende Leseproben.

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