412 Unterschriften
Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen
Petition richtet sich an: Geschäftsstelle des Eingabenausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft
Die Hamburger Bürgerschaft möchte am 28. Februar über einen neuen gesetzlichen Feiertag abstimmen.
Mit Besorgnis mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass sich die Ministerpräsidenten und Bürgermeister der Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Hamburg in einer Sondersitzung der Konferenz Norddeutschland am Donnerstag, den 31.1.2018 in Berlin für den Reformationstag am 31. Oktober aussprachen.
Sechs christliche Feiertage sind bereits im Kalender verankert.Unser Bündnis lehnt einen weiteren christlichen Feiertag ab und fordert stattdessen die Einführung eines weltlichen Feiertages für alle Bürgerinnen und Bürger.
Das Bestreben die Arbeitsmarktgerechtigkeit zu verbessern unterstützen wir, ebenfalls das Vorhaben die Feiertage zu vereinheitlichen. Einzig und allein der Anlass erscheint uns zweifelhaft, daher akzeptieren wir im Prinzip jeden säkularen (weltlichen) Feiertag.
Erfreulicherweise werden in der Bürgerschaft bereits Alternativvorschläge diskutiert. Wir möchten die Diskussion um eigene Vorschläge bereichern (in chronologischer Reihenfolge):
8.März: „Frauentag“ oder „Tag der Frauenrechte und des Weltfriedens“ (UN)
8.Mai: „Tag der Befreiung“ (Kapitulation Nazideutschlands 1945)
9.Mai: „Europatag“ (Schuman-Erklärung 1950)
23.Mai: „Tag der Grundrechte“ (Dreißigjähriger Krieg 1618 / Grundgesetz 1949)
1.Juni „Kindertag“ (UN)
1.November: „Europatag“ (1993 Maastricht-Verträge)
4.November: „Tag der Menschenrechte“ ( Europäische Menschenrechtskonvention 1950);
20.September: „Weltkindertag“ (BRD Resolution 1954)
10.Dezember: „Tag der Menschenrechte“ (AEMR der UN 1948)
Finde noch mehr Vorschläge und unseren gesamten offenen Brief auf https://hamburg.diehumanisten.de
Begründung
Der Reformationstag ist ein rein evangelischer Feiertag und gilt keineswegs für das ganze Volk. Evangelisch-Lutheraner repräsentieren lediglich ein knappes Drittel der Hamburger. Für die Mehrheit ist der bei Historikern ohnehin umstrittene Thesenanschlag Luthers nur von geringer Bedeutung. Daher fordern wir einen weiteren weltlichen Feiertag für alle Hamburger! Selbst die meisten Christen sind für einen interkulturellen Dialog und viele befürworten einen gemeinsamen Feiertag, obwohl die Reformation für sie persönlich von Bedeutung ist. Im Hinblick auf die seit Jahren kontinuierlich sinkenden Mitgliederzahlen ist die Etablierung eines evangelischen Feiertages im freiheitlich-demokratisch-pluralistischen Hamburg von 2018, in dem über 100 verschiedene Glaubensrichtungen mit Konfessionsfreien friedlich zusammenleben, geradezu anachronistisch.
Einige behaupten, die Reformation habe einen enormen positiven gesellschaftlichen Impuls ausgelöst. Das ist historisch nur die halbe Wahrheit. Die Reformation wäre etwa ohne den Humanismus, die Erfindung des Buchdruckes, den Aufstieg des finanzstarken Bürgertums und die Auflehnung der Fürste gegen Papst und Kaiser nicht möglich gewesen. Luther war unbestritten eine bedeutende Persönlichkeit, doch seine Rolle wird von der Kirche überhöht. Die auch in seiner Verantwortung stehende Spaltung der Kirche hatte zudem verheerende Folgen, die bis heute anhalten. Vor allem angesichts der 400. Jährung des Prager Fenstersturzes am 23. Mai, der unter der Dynamik des Konfessionsstreits zum grausamen Dreißigjährigen Krieg führte und geschätzten 6-7 Millionen von 18 Millionen Deutschen das Leben kostete, ist die Huldigung der Kirchenspaltung nach unserem Ermessen geradezu zynisch.
Selbst wenn Luthers Schriften im historischen Kontext betrachtet werden müssen, sind seine antisemitischen und antimuslimischen Entgleisungen – allen voran seine Schriften „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543) und „Vom Kriege wider die Türken“ (1528) – nicht hinnehmbar, da sie Gefühle der heute lebenden Juden und Muslimen verletzen.
In der Plenarsitzung vom 11. Oktober 2017 wird Hamburg als „Hauptstadt des interreligiösen Dialogs“ hervorgehoben. Damit sei der Reformationstag, obwohl wie beschrieben ein klarer Trennungsakt, „Brückenschlag zwischen den Religionen”. Mindestens die Hälfte der Ham-burger Bürger ist konfessionsfrei und wird mit einem „interreligiösen Dialog“ vollkommen außen vor gelassen. Dass ausgerechnet Luther den Grundstein eines säkularen Staates gelegt haben soll, entspricht nicht den Tatsachen. Humanismus und Aufklärung werden kurzerhand aus der Geschichte getilgt. Für viele Konfessionsfreie lässt sich Ethik nicht aus der Religion oder gar der Reformation herleiten. Der Reformationstag ist für den inter-weltanschaulichen Dialog nicht geeignet.
Für viele Konfessionsfreie lässt sich Ethik nicht aus der Religion oder gar der Reformation herleiten. Der Reformationstag ist für den inter-weltansschaulichen Dialog nicht geeignet. Ohne die Bedeutung der Ev.-luth. Kirche schmälern zu wollen, deren Engagement für die Stadt wir durchaus anerkennen, lehnen wir den Reformationstag aus oben genannten Gründen entschieden ab.
Die kulturell vielschichtige Stadt Hamburg sollte sich nicht allein auf ihre christliche Vergangenheit berufen, sondern selbstbewusst auf ihre wachsende Bedeutung als weltoffene europäische Metropole verweisen. Ein weiterer säkularer Feiertag für alle Hamburgerinnen und Hamburger, der die Grundwerte des friedlichen Zusammenlebens hochhält, könnte zur Versöhnung der Kulturen beisteuern.
Finde noch mehr Gründe und unseren gesamten offenen Brief auf https://hamburg.diehumanisten.de
Link zur Petition
Abrisszettel mit QR Code
herunterladen (PDF)Neuigkeiten
-
Liebe Unterzeichnende,
wir vom Landesverband der Partei der Humanisten Hamburg und Initiator des "Hamburger Bündnis für einen weltlichen Feiertag" bedanken uns herzlich für die zahlreiche Unterstützung.
Leider wurde der Tag der Reformation in Hamburg mit 66 Ja-Stimmen in der Bürgerschaft soeben eingeführt. 50 Stimmen wurden einem der anderen Vorschläge oder für keinen weiteren Feiertag abgegeben.
Wir sind erschüttert über dieses Ergebnis, das bekanntermaßen bereits vorher feststand (Quelle: www.welt.de/regionales/hamburg/article173619021/Tag-der-Reformation-Hamburg-bekommt-bald-einen-neuen-Feiertag.html )
Ebenso über das Vorpreschen der Landeschefs, mit dem Wunsch nach einer einheitlichen Lösung der nördlichen Bundesländer. Daher... weiter -
Bündnis wurde auf 14 Partner erweitert!
am 21.02.2018Das von der Partei der Humanisten Hamburg initiierte „Hamburger Bündnis für einen weltlichen Feiertag“ besteht derzeit aus folgenden Partnern:
- Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten IBKA
- gbs - Giordano Bruno Stiftung
- gbs- Giordano Bruno Stiftung Regionalgruppe Hamburg
- Säkulares Forum e.V.
- V.f.W. – Verband freier Weltanschauungsgemeinschaften Hamburg
- Stiftung Geistesfreiheit
- Jugendweihe Hamburg
- Unitates – Unitarische Stiftung der Deutschen Unitarier
- Interessengemeinschaft Humanistische Lebenskunde
- Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters
- Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg
- Partei der Humanisten
- Neue Liberale Landesgruppe Hamburg
- Piraten Hamburg -
Gemeinsam mit den Bündnispartnern wurde der Brief geringfügig überarbeitet. Er wird vor der Abstimmung den Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft überreicht.
Debatte
Als Reaktion auf das Kontraargument "Frauentag", "Kindertag": Frauenrechte und Kinderrechte gehen jeden Bürger etwas an. Diese Rechte sind den Kindern und Frauen gegenüber von jedem Bürger einzuhalten und zu respektieren. Die Feiertage können dazu beitragen dies einmal im Jahr verstärkt in das Bewusstsein zu rücken. Luthers Thesenschlag ist ein historisches Ereignis, welches stark religiös aufgeladen ist und nicht in gleicherweise die ganze Gesellschaft etwas angeht. Das ist der Unterschied.
Kompromiss (mindestens) 2 neue Feiertage!!