Soziales

Frauenhaus Lörrach: Wir fordern mehr Schutzplätze für Frauen und Kinder in Lörrach

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Landrätin Marion Dammann, an die Kreistagsfraktionen

1.461 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

1.461 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

  1. Gestartet 2021
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Petition richtet sich an: Landrätin Marion Dammann, an die Kreistagsfraktionen

Seit über 35 Jahren setzt sich der Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ als Träger des Frauenhauses dafür ein, Frauen und auch deren Kinder Schutz und Zuflucht zu bieten, sie zu stärken und ihnen die Möglichkeit eines Lebens außerhalb der Gewaltbeziehung aufzuzeigen.
Wie unersetzbar das Frauenhaus ist, sehen wir an der großen Anzahl der Frauen, die sich in ihrer Not an uns wenden. Wir bewegen uns nach wie vor Richtung konstante Auslastung, immer wieder kommen wir in die Situation wegen Vollbelegung Anfragen ablehnen zu müssen und diese Frauen möglichst an andere Häuser bundesweit weiter zu vermitteln.
Diesen untragbaren Zustand wollen wir hier vor Ort im Landkreis Lörrach aktiv verändern und sind aktuell erneut damit beschäftigt, politisch darum zu werben unsere Platzzahl verdoppeln zu können. Wir berufen uns hierbei auf eine Konvention im Zuge deren Ratifizierung auch Bundesfördermittel zur Verfügung stehen, die uns die Möglichkeit schaffen können, eine Immobilie kostenneutral zu kaufen und umzubauen.
Diese Konvention, die sogenannte „Istanbul Konvention“, trat im Jahr 2018 in Kraft. Es handelt sich hierbei um ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Form eines in 2011 ausgearbeiteten völkerrechtlichen Vertrags. Diese Konvention schafft verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt und gibt auch konkrete Berechnungsmodi vor, welche in Zahlen benennen, was es braucht, um das Hilfesystem zu verbessern.
Für den Landkreis Lörrach sollten laut „Istanbul Konvention“ 59,31 Frauenhausplätze zur Verfügung stehen. Dem gegenüber stehen 12 Frauenhausplätze die das Autonome Frauenhaus seit über 35 Jahren trotz stets dokumentierten Platzmangels anbietet.
Der Landkreis Lörrach ist ein Flächenlandkreis im hauptsächlich ländlichen Bereich, in dem das Autonome Frauenhaus nach wie vor die einzige Zufluchtsstätte für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder ist. Es zeigt sich also, wie zwingend notwendig der Ausbau ist.

Begründung

Basierend auf der Berechnung laut Istanbul Konvention, haben wir im vergangenen Jahr den Antrag an den Landkreis gestellt, unsere Platzzahl zu verdoppeln. Leider sind wir mit diesem Vorhaben insofern gescheitert, dass wir nur zwei zusätzliche Plätze zugesichert bekamen.
Besonders bitter für uns ist die Tatsache, dass der erste Schritt im Ausbau der bisher chronisch überlasteten Gewaltschutzinfrastruktur vom Kreistag aufgrund von Sparmaßnahmen bedingt durch die Corona Pandemie abgelehnt wurde. Denn gerade diese Krise zeigt doch deutlich auf: in ihren Auswirkungen betrifft sie das Leben der Menschen nicht gleich; die Pandemie hat die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern gravierend verschärft:
Frauen sind auf vielen Ebenen besonders betroffen. Sie arbeiten in systemrelevanten und zugleich unterbezahlten Berufen und sind damit auch einem erheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Freistellung, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit konfrontieren sie mit Einkommenseinbußen, sie leisten im Schnitt dreimal so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer, übernehmen also den überwiegenden Teil der Haus- und Familienarbeit und reduzieren dafür ihre Arbeitszeit – oder leisten alles auf einmal. Auf den Schultern der Frauen lasten hohe Gesundheitsrisiken, wachsender finanzieller Druck, zusätzlicher Betreuungsaufwand und vermehrte Arbeit im Haushalt.
Dem nicht genug belegt das Hellfeld der Kriminalitätsstatistik des Bundeskriminalamtes, wie gefährdet Frauen in Mitten unserer Gesellschaft sind: an fast jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet (siehe Quelle 1). Und alle 45 Minuten wird - statistisch gesehen - eine Frau Opfer von vollendeter oder versuchter gefährlicher Körperverletzung durch Partnerschaftsgewalt (siehe Quelle 3). Diese Zahlen verdeutlichen, dass Frauen nicht wie vermeintlich noch immer angenommen im Außen gefährdet sind, sondern vielmehr an dem Ort, an dem sie sich sicher fühlen sollten: ihrem Zuhause.
Wenn dann aufgrund von pandemiebedingten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, Quarantäne, Homeoffice und sozialer Isolation die Frauen das Zuhause nur sehr eingeschränkt verlassen können, sind sie dem Misshandler noch stärker ausgeliefert als zuvor.
Erste Untersuchungen bestätigen: Während der Corona-Krise haben mehr Opfer häuslicher Gewalt Hilfe gesucht, die Organisation Weißer Ring spricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von einer Zunahme von zehn Prozent (siehe Quelle 2). Eine umfangreiche Studie der TU München belegt, dass rund drei Prozent aller Frauen in Deutschland in der Zeit der Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020 zu Hause Opfer körperlicher Gewalt wurden.
Dem gegenüber steht aber ein seit Jahren komplett überlastetes Hilfesystem: Frauenhäuser in Deutschland waren schon vor Corona von steter Überbelegung und Vollauslastung gezeichnet. Wir bekommen nahezu täglich Anfragen nach Aufnahme im Frauenhaus. Die prekäre Situation ist in unseren Zahlen in den Jahresberichten dokumentiert und zementiert unser berechtigtes Anliegen auf Erweiterung.
Wir vertreten nach wie vor die Ansicht, dass mit 12 Plätzen - und auch mit den zwei weiteren im letzten Jahr vom Kreistag genehmigten - der Landkreis Lörrach immer noch in der Situation der absoluten Unterversorgung steht. Eine Erweiterung der Plätze, auf 24 insgesamt, bleibt bei 59,31 über die Istanbul-Konvention berechneten, für den Landkreis Lörrach erforderten Schutzplätzen, nach wie vor nicht mal die Hälfte dessen, was vor Ort benötigt würde.
Wir brauchen den Ausbau von Frauenhäusern mehr denn je, er darf keinesfalls coronabedingten Sparmaßnahmen zum Opfer fallen! Betroffene Frauen und deren Kinder müssen Zuflucht finden können!
Deshalb haben wir für dieses Jahr erneut den Antrag auf Erweiterung des Frauenhauses gestellt und befinden uns aktuell wieder in Gesprächen mit dem Landratsamt und den Kreistagsfraktionen, um vom Kreistag im Juni 2021 möglichst einen positiven Bescheid zu bekommen. Mit diesem beantragen wir erneut den Kauf und Umbau einer Immobilie über das Bundesinvestitionsprogramm.
Dies wird sicherlich kein leichter Kampf, deshalb können wir hierfür jede Stimme die uns unterstützt benötigen.
Verfolgen Sie die Presse und Social Media in den kommenden Monaten. Machen Sie sich stark für mehr Schutzplätze im Landkreis Lörrach. Schreiben Sie Briefe oder Emails an die Kreistagsfraktionen und die Landrätin und positionieren Sie sich!
GEWALT GEGEN FRAUEN GEHT UNS ALLE WAS AN! 
Quellen:
1.FHK (2020): Femizide verhindern. URL: https://www.frauenhauskoordinierung.de/fileadmin/redakteure/Publikationen/Pressemeldungen/2020-11-23_PM_Aktionstag_-_Femizide_verhindern__Gewaltschutz_sicherstellen.pdf
2.SWR (2020): 2020 deutlich mehr Opfer häuslicher Gewalt. URL: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/weisser-ring-gewalt-2020-100.html
3.BMFSFJ (2019): Gewalt in Partnerschaften. URL: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/gewalt-in-partnerschaften-bleibt-auch-2019-auf-hohem-niveau-162194 

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 08.03.2021
Petition endet: 07.09.2021
Region: Landkreis Lörrach
Kategorie: Soziales

Neuigkeiten

  • Liebe Unterstützende,
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    Ihr openPetition-Team

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