Region: Berlin
Wissenschaft

Das BerlHG und die Wissenschaftssenatorin

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Abgeordnetenhaus von Berlin

35 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

35 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

  1. Gestartet 2022
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Petition richtet sich an: Abgeordnetenhaus von Berlin

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass in den Medien zur Novelle des Berliner Hochschulgesetzes Stellung genommen wird. Inneruniversitär scheinen Gut und Böse übersichtlich verteilt zu sein. Angeblich verweigern Professor:innen den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen die begehrte Entfristung ihrer Arbeitsverträge. Die Berliner Hochschulen betreiben vermeintlich reformfeindliche Blockadepolitik, indem sie das neue Gesetz ablehnen und, im Fall der Humboldt-Universität, Verfassungsbeschwerde gegen das BerlHG eingelegt haben.
Wir, Professorinnen und Professoren der Humboldt-Universität, sind es leid, uns in die Rolle von Mittelbaufeinden und Reformverweigerern drängen zu lassen. Denn dieses Spiel lenkt die Diskussion vom politisch verantwortlichen Berliner Senat ab.
Der Senat möchte die Arbeitssituation von Postdoktorranden verbessern. Das wollen wir alle! Aber wie will die Landesregierung das erreichen? Welche Wissenschaftspolitik will die zuständige Senatorin, Frau Gote, betreiben? Wie stellt sie sich zur anstehenden Novelle des bundesweiten Wissenschaftszeitvertragsgesetzes? Wie soll künftig exzellente Wissenschaft in Berlin mit Bundesmitteln gefördert werden? Solche Fragen sind eigentlich naheliegend, und sie werden gestellt.
Beantwortet werden sie nicht. Die Forderung von Dorothea Weltecke, stellvertretende Vorsitzende des bundesweiten Verbands der Historikerinnen und Historiker (VHD), an die Senatorin, den Dialog mit den Wissenschaftler:innen aufzunehmen, lehnte deren Büro ab: Begründung: Man spreche grundsätzlich nicht mit den Interessensvertretungen der Wissenschaftler:innen, sondern nur mit Hochschulleitungen und Gewerkschaften. Man wolle auch nicht in die Autonomie der Hochschule eingreifen - als wenn der Senat das nicht schon getan hätte!
Wie sieht die Wirklichkeit aus?

  • Anschubfinanzierungen für promovierte Wissenschaftlerinnen mussten gestrichen werden. Darunter leidet u.a. die Frauenförderung. 
  • Zum Teil namentlich bewilligte Stellen in Projekten der Berlin University Alliance (BUA) wurden gar nicht erst besetzt, weil sie unter das BerlHG fallen. Das betrifft unmittelbar das Prestigeprojekt der Berliner Exzellenzstrategie!
  • Promovierte Wissenschaftler:innen, die bisher mit der Verlängerung ihrer befristeten Arbeitsverträge rechnen konnten, sahen sich schlagartig ihrer Zukunft beraubt. Forschungsstrategien wurden zerstört, feste Zusagen lösten sich in Luft auf.
  • Berlin fällt auch im Kampf um die besten Köpfe zurück. Die Philosophische Fakultät und die Juristische Fakultät der HU Berlin mussten kürzlich das Scheitern wichtiger Berufungsverfahren erleben. Expliziter Grund der Rufablehnung: das BerlHG und die mit ihm verbundenen Unsicherheiten für die Forschung. Wie sollen unter solchen Voraussetzungen hervorragende Wissenschaftler:innen gegen konkurrierende Angebote gewonnen oder gehalten werden?

Wir sind Wissenschaftler:innen. Es geht hier nicht um die Frage, ob wir das BerlHG befürworten oder ablehnen, geschweige denn um die Frage, ob wir die unbefristete Beschäftigung von promovierten Wissenschaftler:innen begrüßen oder nicht. Wir stehen für exzellente Forschung und brauchen einen lebendigen, internationalen Standort für Austausch und Diskussion. Wir brauchen Antworten. Wir sind bestürzt über die Wurstigkeit, mit der die Landesregierung Wissenschaftspolitik betreibt. Die Landesregierung sollte folgende Fragen beantworten:

  • Warum kooperiert die Wissenschaftsverwaltung mit Gewerkschaften, aber nicht mit Verbänden der Wissenschaftler:innen?
  • Wie sollen diejenigen promovierten Wissenschaftler:innen künftig gefördert werden, die keine der wenigen unbefristeten Stellen erhalten haben? Anders gesagt: Was geschieht mit denen, die aktuell promovieren und nach ihrer Promotion auf Stellen außerhalb von Drittmittelprojekten künftig nicht mehr hoffen können?
  • Wie will die Senatsverwaltung die Universitäten davor schützen, dass viele Stellen gestrichen werden müssen, um unbefristete Beschäftigungsverhältnisse nachhaltig finanzieren zu können? Sieht so die vielgepriesene Strukturplanung der Hochschulen aus?
  • Das bundesweite Wissenschaftszeitvertragsgesetz steht zur Novellierung an. Zweifellos wird das BerlHG als Modellfall dienen. Wie will die Landesregierung zu dieser Debatte Stellung nehmen, nachdem die Folgen des Berliner Hochschulgesetzes offen zutage liegen?
  • Wie positioniert sich der Senat von Berlin „post BerlHG“ in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder? Was gedenkt die Senatorin zu tun, um den Wissenschaftsstandort vor weiterem Ansehensverlust zu schützen?

Wir brauchen und erwarten eine zukunftsweisende Wissenschaftspolitik für den Standort Berlin und seine exzellenten Universitäten.

Begründung

An den Berliner Universitäten sind rund 6.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigt, deren Arbeitsstellen vom Land Berlin bezahlt werden. Meist handelt es sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits einen Doktorgrad erworben haben und eine wissenschaftliche Karriere als Professorin oder Professor anstreben. Es gibt aber nicht genug Professuren. Die meisten "Postdoktorandinnen und Postdoktoranden" haben befristete Stellen. Ihnen wollte ein neues Hochschulgesetz bessere, sicherere Arbeitsverhältnisse ermöglichen. Die gute Absicht wurde aber schlecht umgesetzt, nicht selten ist das genaue Gegenteil dessen dabei herausgekommen, was ursprünglich beabsichtigt war. Dafür trägt die Wissenschaftssenatorin für das Land Berlin, Frau Gote, maßgebliche Verantwortung. Aber sie schweigt. Mit unserer Petition wollen wir die Senatorin in die politische Pflicht nehmen, damit die Universitäten nicht mehr im Regen stehen und die Berliner Universitäten weiterhin erstklassige Forschung betreiben können.
Erstunterzeichner:innen:
Prof. Dr. Dorothea Weltecke, Institut für Geschichtswissenschaften der HU Berlin
Prof. Dr. Gabriele Metzler, ebenda
Prof. Dr. Thomas Sandkühler, ebenda und Dekan der Philosophischen Fakultät
Prof. Dr. Manuela Bojadžijev, Institut für Europäische Ethnologie der HU Berlin und Prodekanin für Internationale Angelegenheiten der Philosophischen Fakultät

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

Link zur Petition

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 22.06.2022
Petition endet: 21.09.2022
Region: Berlin
Kategorie: Wissenschaft

Neuigkeiten

  • Liebe Unterstützende,
    der Petent oder die Petentin hat innerhalb der letzten 12 Monate nach Ende der Unterschriftensammlung keine Neuigkeiten erstellt und den Status nicht geändert. openPetition geht davon aus, dass die Petition nicht eingereicht oder übergeben wurde.

    Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement und die Unterstützung,
    Ihr openPetition-Team

  • Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Unterzeichner:innen unserer Petition,

    Dorothea Weltecke und ich möchten uns bei Ihnen allen herzlich für Ihre Unterstützung unseres Anliegens bedanken, die Berliner Wissenschaftspolitik in Bewegung und zum Sprechen zu bringen. Unsere Petition hat bisher rund 30 Unterschriften erhalten - viel zu wenige für ihre Einreichung bei Hofe, aber doch genug, um uns in unserer Absicht zu bestärken, hier am Ball zu bleiben. Die von OpenPetition vorgegebene Überschrift trifft die Sachlage also nicht ganz: die Petition ist nicht bereit zur Übergabe, wir wollen sie aber auch vorerst noch nicht zurückziehen und hoffen auf weitere Unterstützung. .

    Alles Gute und nochmals vielen Dank
    Th. Sandkühler, auch im Namen von... weiter

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