235 Unterschriften
Der Petition wurde teilweise entsprochen
Petition richtet sich an: Präsidenten des Niedersächsischen Landtages
Wir wollen, dass die Bedürfnisse von Familien und Kindern in der Corona-Krise endlich berücksichtigt werden! Niemand darf zurückgelassen werden! Niemand darf allein sein!
Um dies zu gewährleisten fordern wir:
Einen transparenten, epidemiologischen Krisenplan, der mit Blick auf Familien in ihren individuellen Lebenslagen insbesondere den Infektionsschutz, Kinderschutz, Kinderrechte und die Berufstätigkeit der Eltern berücksichtigt. Dazu zählt auch ein praxistaugliches Konzept für Betreuungs- und Bildungseinrichtungen jeglicher Art im Hinblick auf die anstehende Erkältungssaison.
Eine Krisenpolitik „mit uns und nicht über uns“. Ein breites Spektrum von Experten und Vertretern (Elternvertreter, Schulräte, Alleinerziehenden Verbände, Kinderärzte, Kinderschutzbund usw.) sind grundsätzlich in Beratungs- und Entscheidungsgremien einzubeziehen, um medizinische, psychologische und pädagogische Aspekte neben virologischen Empfehlungen stärker zu berücksichtigen.
Die krisensichere, reguläre Öffnung aller Betreuungs- und Bildungseinrichtungen im vollen Umfang mit praxistauglichen Hygienekonzept und Hygieneausstattung sowie der Anwendung kinderfreundlicher Testverfahren. Darin eingeschlossen sind Einrichtungen mit besonderem Förderbedarf und Schutzstellen jeglicher Art. Schließungen der Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, dazu zählen neben Schulen und Kindergärten auch Einrichtungen der Jugendhilfe, sind im weiteren Verlauf der Pandemie als letztes Mittel anzusehen.
Eine Digitaloffensive im Bildungsbereich, damit das Land Niedersachsen auch bei weiteren, ggf. unvermeidbaren Schulschließungen seinem Bildungsauftrag gerecht wird. Home Schooling darf nicht bedeuten, dass Eltern die Aufgaben der Schulen übernehmen. Um digitale Beschulung kurzfristig zu ermöglichen, muss kurzfristig ein Konzept erarbeitet und finanzielle Mittel freigegeben werden, um die notwendige digitale Infrastruktur zu schaffen, aber auch den Lehrkräften ggf. Weiterbildungen dafür zu ermöglichen und diese dadurch zu entlasten.
Eine Personal- und Qualitätsoffensive im Betreuungs- und Bildungsbereich, damit kurzfristig in Pandemie-Zeiten ausreichend Ressourcen, Platz und Personal zur Verfügung steht. Dabei können Auszubildende und Studierende ebenso zur Unterstützung eingesetzt werden, wie leerstehende Räumlichkeiten genutzt werden um geteilte Gruppen zu ermöglichen.
Es müssen insbesondere Familien und Kinder in besonders schweren Situationen berücksichtigt werden. Darunter fallen alle Bereiche des Kinderschutzes, der Heilpädagogik und Jugendhilfe. Familien mit ohnehin schon erschwertem Zugang zu Bildung, dürfen nicht weiter ins Abseits geraten. Die Arbeitsbedingungen während der Pandemie für Jugendämter und Familienhelfersysteme müssen angepasst und verbessert werden, um sozial schwache Familien aufzufangen und Kinderschutz sicherzustellen.
Begründung
Gesellschaft und Politik haben die Aufgabe, die Belange und Bedürfnisse aller Beteiligten einer Gemeinschaft in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Verschiedenste Lebenslagen, Perspektiven und Auswirkungen müssen bedacht werden. Dies ist in den vergangenen Monaten nicht geschehen.
Die Lage für Familien im bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie ist als mehr denn prekär zu bezeichnen: Das Aussetzen des Erziehungs- und Bildungsauftrags durch geschlossene Kindertagesstätten und Schulen hat viele Eltern über Monate vor erhebliche Probleme gestellt. Insbesondere solche Eltern, die außer Haus weiterarbeiten mussten, aber auch solche, die im Home Office bleiben konnten: Kleinkindbetreuung und/oder Home Schooling und nebenbei arbeiten ist nicht miteinander vereinbar! Die daraus resultierende, fehlende Möglichkeit der Eltern oder des alleinsorgenden Elternteiles, der Erwerbstätigkeit im ausreichenden Umfang nachzugehen, bedeuten wiederum finanzielle Einbußen. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen, denn die Problemlagen sind so vielfältig wie Familien selbst. Die bittere Erkenntnis daraus ist, dass Familien, Kinder und der Schutz von Hilfsbedürftigen einen viel zu geringen Stellenwert in dieser Gesellschaft einnehmen.
Die permanente Überlastung in den Familien, die psychischen Auswirkungen auf die Kinder durch das plötzliche, langfristige Wegbrechen des sozialen Umfelds, fehlende Chancengleichheit im Bildungsbereich, existenzgefährdende Auswirkungen auf das Leben von allein sorgenden Elternteilen und ihren Kindern, Kinder mit Handicaps und dem nötigen heilpädagogischen Förderbedarf, die Verschlechterung der Situation in sozial und finanziell schwach ausgestatteten Familien wurden viel zu lange in wichtige Entscheidungsprozesse nicht miteinbezogen.
Das muss sich JETZT ändern. Spätestens im Herbst wird eine mögliche zweite Corona-Welle erwartet, zumindest aber ist eine Verschlimmerung der Lage sicher. Um Familien zu entlasten und Kinder zu schützen, brauchen wir eine verlässliche Bildungs- und Betreuungssituation sowie tatsächlich anwendbare Schutzmechanismen für Hilfsbedürftige.
In der Pandemie wurde Kindern dabei bisher im vielfachen Sinne eine besondere Rolle zu Teil: Zu Beginn der Pandemie als Treiber (Hauptinfizierende) eben dieser vermutet und auch dargestellt, wurden sie beinahe gesellschaftlich gemieden und ins Abseits befördert. Die am 10.07.2020 veröffentlichte "COPSY"-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) untersucht die Auswirkungen und Folgen der COVID-19 Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Sie wurde in wissenschaftlicher Kooperation mit Prof. Dr. Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin, dem Robert Koch-Institut sowie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durchgeführt. Die COPSY-Studie zeigt eine deutliche Verschlechterung des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen. Zwei Drittel der Befragten geben eine verminderte Lebensqualität an und ein geringeres psychisches Wohlbefinden. Ebenfalls zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen finden Schule und Lernen anstrengender als vor der Pandemie.
Die Technische Universität München führte bereits zwischen dem 22. April und 8. Mai 2020 eine erste große Studie zu Erfahrungen von Frauen und Kindern in Deutschland mit häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie durch. Die Studie, in der rund 3800 Frauen befragt worden waren, ergab, dass in 6,5% der teilnehmenden Haushalte Kinder Opfer häuslicher Gewalt geworden waren. Risikofaktoren wie ausfallende Helfersysteme (Familienhilfen, Jugendämter, aber auch Kita’s und Schulen), die fehlende Möglichkeit der adäquaten Suche nach Hilfe, Existenzsorgen, Überforderung und ähnliches wirken wie ein Verstärker auf problematische Lebenslagen in denen sich zumeist Schutzbedürftige befinden.
Wir wollen, dass die Bedürfnisse von Familien und Kindern in der Corona-Krise endlich berücksichtigt werden! Niemand darf zurückgelassen werden! Niemand darf allein sein!
Studie:https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapie-und-psychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsy-studie.html
https://www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/36053/
Unser Ziel sind 5000 Unterschriften innerhalb der nächsten 8 Wochen.
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Petition gestartet:
30.07.2020
Petition endet:
29.09.2020
Region:
Niedersachsen
Kategorie:
Familie
Neuigkeiten
-
Nachricht zu einer abgeschlossenen Petition
am 07.07.2021Liebe Unterstützende,
gute Nachrichten: Der Petition wurde teilweise entsprochen! Den genauen Abschlussbericht des Niedersächsischen Landtages finden Sie im Anhang als PDF.
Beste Grüße
das openPetition Team -
Petition eingereicht - Danke für die Unterstützung!
am 26.01.2021
openPetition hat die von Ihnen unterstützte Petition offiziell im Petitionsausschuss von Niedersachsen eingereicht. Jetzt ist die Politik dran: Über Mitteilungen des Petitionsausschusses werden wir Sie auf dem Laufenden halten und transparent in den Petitionsneuigkeiten veröffentlichen.
Als Bürgerlobby vertreten wir die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern. Petitionen, die auf unserer Plattform starten, sollen einen formalen Beteiligungsprozess anstoßen. Deswegen helfen wir unseren Petenten, dass ihre Anliegen eingereicht und behandelt werden.
Mit besten Grüßen,
das Team von openPetition -
Änderungen an der Petition
am 30.07.2020
Debatte
Eine differenziert und gut geschriebene Petition. Es wäre für die Kinder und ihre Familien eine mittlere Katastophe, wenn eine flächendeckende und mehrere Wochen andauernde Schließung von Schulen, Kindergärten etc. erfolgen würde.
Die Petition ist gut geschrieben. Und daher gibt es auch nur ein – aber sehr schwerwiegendes - Argument dagegen. Es lautet: Lehrer möchten mit Recht, dass sie und ihre Familien die Corona-Zeit ohne Gesundheitsschäden überleben. Das „ihre Familien“ ist insofern wichtig, als auch viele der Nicht-Risiko-Patienten unter Lehrern und Erziehern ältere Partner haben, gefährdete Kinder oder sich um ihre Eltern kümmern müssen. Wenn nach Befreiung dieses Teils des pädagogischen Personals die Wünsche des Petenten erfüllt werden können, dann mag man seine Wünsche erfüllen. Aber eben nur dann!