21.07.2021, 13:21
Liebe Unterzeichner!
Zur Stadtratssitzung am 14.07.2021 habe ich eine Bürgeranfrage zum Verkehrsversuch in der Camsdorfer Straße eingereicht. Leider konnte meine Anfrage aufgrund der Vielzahl von Bürgeranfragen und der begrenzten dafür zur Verfügung stehenden Zeit in der Sitzung nicht behandelt werden. Die schriftliche Beantwortung meiner Bürgeranfrage liegt jedoch mittlerweile vor. Die Bürgeranfrage und ihre Beantwortung sind unter folgender Adresse einsehbar:
rathaus.jena.de/de/sitzungskalender
Einfach auf „Stadtrat der Stadt Jena“ klicken (14.07.2021) und anschließend unter TOP 6.7 auf Anfrage bzw. Beantwortung.
Es schien mir notwendig, auf einige Punkte der Beantwortung näher einzugehen, daher habe ich einen offenen Brief verfasst, den ich hier im Wortlaut widergeben möchte:
Sehr geehrter Herr Nitzsche, sehr geehrter Herr Gerlitz,
vielen Dank für die Beantwortung meiner Bürgeranfrage.
Erlauben Sie mir zwei Anmerkungen:
1.
Das Kernproblem in der Camsdorfer Straße ist die Kombination aus zu schmalen Gehwegen und extrem schmaler Straße. Das darf nicht getrennt voneinander betrachtet werden.
Sicherlich wird der aktuelle Richtwert von 2,50 m für Gehwegbreiten auch an anderen Straßen unterschritten. Allerdings ist der Gehweg in der Camsdorfer Straße an manchen Stellen nur 1,25 m breit und unterschreitet somit deutlich auch die von Ihnen vorgebrachte, bis 2006 gültige Regelbreite von 1,75 m. Das hat zur Folge, dass Fußgänger keinen Sicherheitsabstand zur Straße einhalten können und mitunter (im Begegnungsfall oder sobald die Mülltonnen draußen stehen) auf die Straße ausweichen müssen, insbesondere wenn sie mit Kinderwagen oder Rollator unterwegs sind.
Das war schon immer problematisch. Im August 2020 jedoch wurde die Camsdorfer Straße für den Gegenverkehr freigegeben und somit eine neue Verkehrssituation geschaffen. Die ohnehin schwierige Situation hat sich dadurch auch für Fußgänger drastisch verschärft.
Für eine beidseitig befahrene Straße mit einem solchen Verkehrsaufkommen ist die Camsdorfer Straße extrem schmal (5,25 m an der schmalsten Stelle, viele Stellen unterschreiten die 5,50 m). Selbst der Fachdienstleiter sprach in der OTZ vom 01.06.2021 davon, die Breite der Straße läge „in einem Grenzbereich“. Das führt dazu, dass auch die Autofahrer keinen Sicherheitsabstand mehr zu den zu schmalen Gehwegen einhalten können. Oftmals fahren sie so nah am Bordstein entlang, dass der Seitenspiegel über den Gehweg ragt, mitunter weichen sie sogar über den Gehweg aus.
Die beidseitige Befahrung der Camsdorfer Straße ist also nicht nur für die Autofahrer eine besondere Herausforderung, sie erschwert auch die Nutzung der ohnehin zu schmalen Gehwege und stellt eine Gefährdung für Fußgänger dar, insbesondere für Kinder und Senioren.
2.
Wir freuen uns, dass die Verwaltung bereit ist, uns in die Evaluation des Verkehrsversuchs mit einzubeziehen. Jedoch müssen wir darauf bestehen, dass weitere Kriterien bei der Evaluation berücksichtigt werden.
Wir hatten es zwar befürchtet, sind aber doch erstaunt, dass die Auswirkungen des Verkehrsversuchs auf Lebensbedingungen und Wohnqualität der Anwohner bei der Evaluation offenbar überhaupt keine Rolle spielen. Dazu gehören beispielsweise die Auswirkungen auf Park- und Haltemöglichkeiten für Anwohner und Dienstleister sowie auf sichere Nutzung von Grundstücks- und Tiefgaragenzufahrten, ebenso die Auswirkungen auf Luftschadstoff- und Lärmbelastung.
Zudem sollten unbedingt auch die oben beschriebenen Auswirkungen auf Sicherheit und Nutzbarkeit der Gehwege ein Kriterium der Evaluation sein.
Bei allem Verständnis für die schwierige Verkehrssituation in Jena-Ost: Die beidseitige Befahrung der Camsdorfer Straße dauert bald ein Jahr an und hat trotz diverser Nachbesserungen für die Anwohner ausschließlich und teils zu gravierenden Verschlechterungen geführt. Bitte verschließen Sie davor nicht länger die Augen!
Mit freundlichen Grüßen
Frederik Nitsche