29.12.2023, 08:22
Stellungnahme des BUND Region Hannover
zu den zu erwartenden Folgen des geplanten Südschnellwegausbaus
1. Die geplante Verbreiterung mit höheren erlaubten Fahrgeschwindigkeiten wird zu
mehr Beschleunigungs- und Bremsvorgängen führen und auf diesem Weg zu höherer
Lärm- und Abgasbelastung sowie zu erhöhter CO2-Emission, was aus Sicht des
Klimaschutzes zwingend zu vermeiden ist.
2. Der gesamte Bereich Leinemasch und Trassenwald ist eine für das Stadtklima wichtige
Kaltluftquelle. Durch die vorgesehenen Rodungen wird ein erheblicher Teil dieser
Kaltluftquelle zerstört, was insbesondere in den benachbarten Wohnbereichen zu
höheren Außentemperaturen führen wird. Es ist bekannt, dass hohe Außen-
temperaturen zu erhöhten Gesundheitsgefahren führen. Somit wird die
rodungsbedingte Verringerung der Kaltluftzufuhr die gesundheitliche Belastung der
Bevölkerung erhöhen mit der Folge, dass Wohlbefinden und Produktivität
beeinträchtigt werden, die Schlafqualität abnimmt und dass insbesondere bei
Personen mit Herz-/Kreislauferkrankungen oder Lungenerkrankungen die Gefahr
schwerer Komplikationen bis zum Hitzetod zunimmt. Es ist zu erwarten, dass die
bisherige Häufigkeit von Hitzetoten (in der BRD ca. 8000 in 2022) mit steigenden
Außentemperaturen im Sommer rasant zunehmen wird: Jede weitere
Temperaturerhöhung wird die Verschlimmerung der negativen Auswirkungen (im
Extremfall Krankenhauseinweisungen und Hitzetote) nicht linear, sondern nach den
biologischen Gesetzmäßigkeiten in Art einer Exponentialfunktion verstärken, wodurch
es rasch zu einer Vervielfachung kommt!
3. Die gesamte, erheblich verbreiterte Fahrbahn wird nach der jetzt geplanten
Ausführungsweise weitestgehend über den Tag hinweg von der Sonne beschienen
werden, während sie bislang großenteils beschattet ist. Somit wird sich der
Hitzeeintrag im Sommer massiv verschlimmern, was das Stadtklima zusätzlich spürbar
belasten wird – um so mehr durch das Fortschreiten des Klimawandels.
4. Der Trassenwald ist ein wichtiger Feinstaubfilter - Feinstaub entsteht durch Fahrzeuge
unabhängig von der Antriebsform v.a. durch Reifenabrieb. Die ohnehin hohe
Feinstaubbelastung in der Stadt wird sich also durch Rodung des Trassenwaldes
erhöhen. Feinstaub ist heutzutage die wichtigste Ursache für Atemwegserkrankungen
vor allem chronischer Art. Die Rodung des Trassenwaldes wird sich also auch in Form
einer erhöhten Gefährdung für das Entstehen neuer und für die Verschlimmerung
vorbestehender Atemwegserkrankungen auswirken.
5. In den Bereichen Leinemasch und Trassenwald sind gutachtlich zahlreiche geschützte
Tierarten nachgewiesen worden, kürzlich wurde durch ein BUND-Mitglied auch ein
Laubfrosch als Vertreter einer streng geschützten Art nachgewiesen und dokumentiert.
Durch die Baumrodungen wird somit wertvoller Lebensraum zerstört, für den in weitem
Umkreis kein Ersatz geschaffen werden kann. Ersatz durch Neuanpflanzungen wird
ohnehin erst nach Jahrzehnten wirklich wirksam. Des Weiteren wird massiv und
langwirkend die Biodiversität weiter eingeschränkt.
6. Die Leinemasch ist ein beliebtes und hoch frequentiertes Naherholungsgebiet. Laut
Planung ist im Bereich Leine-/Leineflutbrücke keine Installation von
Lärmschutzwänden vorgesehen. Damit wird die Lärmbelastung in einem der
wichtigsten Naherholungsgebiete der Landeshauptstadt nach dem Wegfall des
Trassenwaldes wesentlich erhöht werden mit allen negativen Folgen für die
Aufenthaltsqualität und für die Gesundheit und die Produktivität der Bevölkerung.
21. August 2023
Dr. med. Bernd Alt, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
Mitglied des Vorstands des BUND Region Hannover