01.06.2023, 00:44
In Ihrem Artikel wurden viele treffende Gründe zur Erhaltung der Kirche genannt. Ein baugeschichtlicher Grund wäre aber noch in jedem Fall erwähnenswert:
Während und nach dem II. Vatikanischen Konzil (1963-1965) wurden eilfertig in den meisten katholischen Domen und Kirchen vor den altehrwürdigen prächtigen Wandaltären Tischaltäre installiert, wo der Priester mit dem Blick zu den Gläubigen den Gottesdienst zelebrieren konnte. Nicht überall war das baulich mögich, weil es keinen Platz dafür gab; so muss z. B. in Bad Kissingen in einer Kirche, wo der Priester noch wie in alten Zeiten mit dem Rücken zum Kirchenvolk an einem Wandaltar die Messe lesen muss.
Die Heilig-Kreuz-Kirche hatte dieses Problem nicht. Von Anfang an, d.h. seit 1953, gab es an erhöhter Stelle(!) einen Tischaltar. Die Blickfangfunktion der Wandaltäre übernahmen nun die hellen Hintergrundfester mit ihren Darstellungen von biblischen und religiösen Motiven und Symbolen. "Der Altar ist ein Tisch!" sagte der damalige Pfarrer Georg Schichtel immer wieder, auch als Religionslehrer an dem Kaiserin-Friedrich-Gymnasium. Er, der Sohn eines Holz- und Steinbildhauers, war mit seinen architektonischen Maßnahmen seiner Zeit weit voraus gewesen.
Soll jetzt dieses Gebäude aus der neuen Aufbruchzeit vor 70 Jahren mit all seinen Kulturgütern so einfach verschwinden?
Ulrich Hummel