25.10.2016, 00:47
Dieser Brief geht an alle zuständigen Stellen in Deutschland!
"Überall in Deutschland werden Krankenhäuser geschlossen, diese Entwicklung ist von der Gesundheitspolitik durchaus so gewollt. Natürlich ist auf Grund der Entwicklung auch ein Abbau der Kapazitäten nachzuvollziehen, nur wird unseres Erachtens nach vergessen, dass damit auch die Notfallversorgung wegfällt.
Es werden so Strukturen weggenommen, ohne dass es adäquate Möglichkeiten gibt, diesen Verlust auch aufzufangen.
Außerdem wird in der falsche Reihenfolge vorgegangen! Erst werden über Marktbereinigungsmechanismen ganze Krankenhäuser geschlossen. Das natürlich nicht in Ballungsgebieten, sondern es trifft die kleinen nicht konkurrenzfähigen Krankenhäuser. Und erst dann werden die nötigen Kapazitäten im Rettungsdienst, der natürlich zusätzlich belastet wird, aufgebaut. Auch die Installation der wohnortnahen Notfallversorgung ist nicht gewährleistet.
Es sollen noch weitere bis zu 450 KH geschlossen werden.
+ dazu kommt das Problem der Hausärzlichen Versorgung, die sich im ländlichem Bereich noch verschärfen wird.
+ die Zentralisierung der hausärzlichen Notdienste, siehe 116117,
und die Terminservisstellen zur Vermittlung von Facharztterminen.
Und da wundert man sich, dass die Notfallaufnahmen völlig überlastet sind?
Wenn alles zentralisiert wird, dann zentralisieren sich die Patienten auch!
Das Personal wird nicht mehr.
Es fehlt jegliches Konzept, um diese Defizite adäquat aufzufangen.
Es gibt nirgendwo in Deutschland eine "24/7 Tage die Woche Notfallversorgung" ohne Krankenhaus.
Die Politik spricht davon, dass das Problem der Unterversorgung auf dem Land fürchterlich ist und man alles dafür mache, das zu ändern.
Wir sehe das eher andersherum!
Durch die Zentralisierung der Versorgung, die ja forciert wird, kommt es zur Unterversorgung auf dem Land! Auffällig ist, dass vorwiegend kleinere Städte sich in den BIs zusammengeschlossen haben.
Überall wird davon gesprochen, dass Kapazitäten abgebaut werden, aber in großen Städten wie Hamburg oder Berlin werden weitere Betten aufgebaut. Die Zentralisierung auf große Häuser mit den Spezialisierungen ist gewollt. Patientenströme werden gelenkt.
Begonnen hat das ganze 2004, mit der Einführung des DRG-Abrechnungssystems, die Gelder, die die Krankenhäuser für den einzelnen Fall bekommen. Das setzt falsche Anreize. Für die Herzkatheterabteilung, Dialyse und die Endoprotketik zum Beispiel gibt es hohe Abrechnungspauschalen, aber das, was vor Ort gebraucht wird, wie die Notfallversorgung, die internistische Abteilung, die Entbindungsabteilungen wird denkbar schlecht abgerechnet.
Die Häuser sind gezwungen, eine bestimmte Größe zu generieren (mindestens 400 Betten), damit sie überhaupt kostendeckend (Casemix) arbeiten können. Sie versuchen, sich zu spezialisieren, egal ob es benötigt wird oder nicht, um das nötige finanzielle Auskommen zu haben und die Notfallversorgung und andere nicht kostendeckende Abteilungen quasi nebenbei mit abdecken zu können.
Zudem haben die Länder einen Riesen-Investitionsstau angehäuft. Damit Krankenhäuser überhaupt die nötige bauliche Substanz haben, wird aus den DRG-Fallpauschalen Geld herausgenommen, um die Häuser überhaupt in einem Zustand zu halten, damit sie konkurrenzfähig sind. Dafür sind diese Gelder gar nicht gedacht.
Da wird dann auch maximal an der Personalschraube gedreht. Das wiederum bedeutet weniger Zeit für den einzelnen Patienten, Arbeitsverdichtung für die Mitarbeiter und öffnet der Privatisierung Tür und Tor.
Laut dem neuem KSHG wird Qualität ganz groß geschrieben, aber tatsaechlich wird dort "Qualität" immer mit "Quantität" in Verbindung gebracht.
In den Beispielen geht es meist um spezielle operative Bereiche zB Pankreas, aber was ist mit dem restlichen großen internistischen Bereich?
Wenn diesem Qualitätsindikator "Quantität" so viel Gewicht verliehen wird, geraten andere Eigenschaften von Kliniken ins Abseits: etwa eine wohnortnahe Basisversorgung oder qualifiziertes Personal. Für uns ist das nur ein weiterer Schlüssel, um erneut kleine Kliniken zu schließen!
- Wir wollen, dass die Rahmenbedingungen bei Bund und Land geändert werden, um die wohnortnahe Krankenversorgung zu gewährleisten.
- Wir wollen eine vernünftige Finanzierung für das, was die Menschen brauchen, und das ist die wohnortnahe Grundversorgung und Notfallversorgung.
Krankenhausversorgung ist Daseinsvorsorge, eine Feuerwehr wird ja auch nicht geschlossen, wenn es mal einen Monat nicht brennt.
Gerne hätten wir einen Termin, um mit Ihnen einmal über diese Problematik zu sprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Sonnenberg
(Bündnis pro Krankenhäuser wohnortnah)"