03.03.2021, 15:48
Sehr geehrter Regierender Bürgermeister Herr Michael Müller,
mit diesem Schreiben wende ich mich DRINGEND an Sie als Regierender Bürgermeister von Berlin wegen der angekündigten Schließung des Vivantes Wenckebach-Klinikums.
Meine Anfragen an die Gesundheitssenatorin Frau Kalayci und die Bezirksbürgermeisterin Schöttler blieben leider unbeantwortet.
Ich habe die Online-Petition „Rettet das Vivantes Wenckebach-Klinikum-Tempelhof" gestartet und vom 10. Oktober 2020 bis 9. Dezember 2020 mehr als 4600 Unterschriften gesammelt. Wir Unterzeichner*innen fordern, dass Vivantes die Pläne der Schließung des Wenckebach-Krankenhauses noch einmal überdenkt.
In der Zeit der Unterschriftensammlung habe ich mit 247 Ärzten und Ärztinnen, Apothekeninhaber*innen und Physiopraxen telefoniert. Die meisten Ärzte mit denen ich gesprochen habe, waren entsetzt. Sie überweisen ihre Patient*innen, wenn es nötig ist, an das Wenckebach-Klinikum. Sie haben neben der stationären medizinischen Versorgungsmöglichkeit der Patient*innen auch die Angehörigen im Blick. Gerade bei älteren Patient*innen ist es wichtig, dass der Kontakt zur Ehefrau oder zum Ehemann während des Klinikaufenthaltes gehalten werden kann und dafür sind kurze Wege nötig.
Die Corona Pandemie zeigt, dass es nicht die Zeit ist, um Krankenhäuser zu schließen und Großkliniken zu begründen. Berlin ist mit Dezentralität immer gut gefahren.
Die wichtigsten Gründe sind: Sicherung der Grundversorgung. Das AVK wird auch nach dem Umbau/Ausbau nicht genügend Kapazität in der Rettungsstelle haben. Jede Rettungsstelle ist notwendig. Kurze Wege und schnelle Behandlungen sind wichtig und dies kann nur gewährleistet werden, wenn viele Rettungsstellen gleichmäßig über die (wachsende) Stadt verteilt sind. Das Wenckebach ist ein wichtiger und unverzichtbarer Teil der Notfallversorgung in Berlin.
Jede geschlossene Rettungsstelle verschlechtert die Notfallversorgung und belastet den stark ausgedünnten Rettungsdienst mit unnötig langen Transportwegen. Das Risiko von gesundheitlichen Schäden für die Patient*innen erhöht sich durch lange Transportwege immens.
Besteht zudem die Gefahr, dass sich bei einer Schließung Pflegekräfte aus der Pflege zurückziehen oder Arbeitsverträge mit Leasing Unternehmen abschließen und damit nicht für die regelhafte Pflege im Vivantes-Konzern zur Verfügung stehen.
Das Argument, dass AVK und Wenckebach-Klinikum hätten das gleiche medizinische Angebot ist vorgeschoben. Durch den Umzug der internistischen Klinik könnte an dieser Stelle eine HNO oder Augenklinik etc. entstehen, um das medizinische Angebot zu verbreitern. Generell gibt es auf dem gesamten Gelände genügend Potenzial, um Fachbereiche der Klinik weiter auszubauen.
Fachbereiche sowie die Rettungsstelle sollten nicht nur an einem Standort vorhanden sein, denn diese sind dann sehr schnell überlaufen, wie es fast täglich in den Medien berichtet wird.
Wenn die Rettungsstelle des Wenckebach-Klinikum an das AVK verlagert wird, stellen wir uns mit Angst die Frage, was ist, wenn es z.B. in der Arnulfstraße oder am Priesterweg die Straße wegen Wasserrohrbruch oder Unfall gesperrt wird. Der Süden des Bezirks musste dies in der letzten Zeit öfter erleben. Wie werden Patienten zum AVK transportiert? Es würde nur noch über große Umwege die Möglichkeit bestehen, das AVK anzufahren.
Generell verfügt Berlin über 39 Rettungsstellen, ganze 3 davon liegen in Tempelhof-Schöneberg und sind stets gut ausgelastet – leider meistens auch überlastet, so dass lange Wartezeiten entstehen.
Jede Rettungsstelle, die wegfällt, heißt längere Fahrt- und Wartezeiten für den Notfall-Patienten in Notfallsituationen sollte eine Rettungsstelle schnellstmöglich erreichbar sein, um das Leben von Notfallpatient*innen zu retten bzw. die Überlebenschancen zu verbessern. Deshalb ist es notwendig Rettungsstellen flächendeckend zu haben und nicht auf wenige Standorte zu verteilen.
Das Wenckebach-Klinikum hat in Fragen der verkehrlichen Erreichbarkeit einen Standortvorteil, der nicht unbeachtet bleiben kann. Es ist über mehrere Straßen zu erreichen, sei es über die Albrechtstr. / Kaiserin-Augusta-Str. / Friedrich-Wilhelm-Str. / Wenckebachstr.
Wir leben in einer Großstadt mit sehr dichtem Verkehr. Die Berechnungen via GKV-Kliniksimulator, die der Vivantes-Konzern für die Erreichbarkeit einer Rettungsstelle, genutzt und auf der Website veröffentlicht hat, werden dem Verkehrsgeschehen nicht gerecht.