19.12.2016, 14:46
Nach den Informationen, die mir nun vorliegen, handelt es sich bei dieser Entscheidung um eine "postfaktische". Der Ministerpräsident ließ verbreiten (MDR Thüringen - Matthias Thüsing vom 02.12.2016): ""Seit 2006 hatte der Verein Zeit, Geld etwa über Crowdfunding aufzutreiben, eine Stiftung zu gründen und ein nachhaltiges Konzept auszuarbeiten". Keinen Schritt vorwärts sei der Verein gekommen. Mittlerweile habe der Steuerzahler die Unterhaltskosten auf der Burg aufgebracht. Irgendwann müsse einmal Schluss sein. Es ist die neue Linie der Staatskanzlei: Ungenutzte Schlösser sollen nun endlich privaten Interessenten, Unternehmen oder auch freien Trägern der Wohlfahrtspflege angeboten werde.""
Das ist leider was die Ordensburg Liebstedt betrifft eine glatte Lüge. Der Gildeverein hat seit Beginn seiner Arbeit auf der Ordensburg keinerlei Unterhaltungskosten vom "Steuerzahler" erhalten. Es wurden 2,3 Mio. € an Investitionen, Denkmalpflege und Werterhaltung aus Spenden, ehrenamtlicher Arbeit und Fördermitteln der Gemeinde Liebstedt, des Landkreises, Landes, Bundes und der EU investiert. Aber die Unterhaltung und der Betrieb der Burg als Museum mit mehreren ständigen Ausstellungen, die erst vom Verein geschaffen wurden, der Betrieb der Gastronomie und der Proben- und Verwaltungsräume für die Unterhaltung erfolgte ausschließlich durch den Verein aus eigenen Mitteln, unentgeltlich, Förderungen für ABM- und so genannten 1 € Jobs und Praktikanten. Andererseits hatte sich die landeseigene Entwicklungsgesellschaft (LEG) mbH als Grundstückseigentümerin verpflichtet, dem Gildeverein für die Verwaltung und Betrieb der Burg monatlich 500 € zu zahlen. Diese Zahlungen wurden bereits im Jahre 2011 eingestellt, als die Burg an einen Prinzen zur Lippe verkauft werden sollte. Mittlerweile stehen diese Zahlungen in Höhe von 35.000 € aus, hinzu kommen Zinsen in Höhe von 5.000,- €. Es kann also überhaupt keine Rede davon sein, dass das Land Unterhaltungskosten für die Burg aufbringen musste. Dem Ministerpräsidenten war auch bekannt, dass der Verein mit Unterstützern vor allem aus der Wirtschaft der Umgegend eine öffentlich rechtliche Stiftung (mit Beteiligung des Freistaates) oder eine bürgerlichen Rechtes bzw. eine gGmbH nach dem Vorbild des Deutschordensmuseums gGmbH Bad Mergentheim gründen wollte. Die LEG lehnte jede Beteiligung hieran, ob als Stiftung noch als gGmbH ab. Deswegen hat der Verein mit anderen Partnern als Gesellschaftern eine gGmbH gegründet, die den gleichen Kaufpreis für das Grundstück gezahlt hätte. Auch Konzepte liegen dem Ministerpräsidenten vor. Schließlich ist die Existenz des Betriebs der Ordensburg durch den Gildeverein seit mehr als 25 Jahren, mit täglichen Öffnungszeiten des Museums und seiner Ausstellungen, mit Veranstaltungen und Festen, mehr als ein Konzept, sondern gelebte ehrenamtliche Realität ohne Betriebskosten auf Kosten des Freistaates, sondern auf Kosten des Gildevereins.
Die Gilde hatte mir mitgeteilt, dass sie, falls sie in Form einer gGmbH mit anderen Gesellschaftern oder einer Stiftung die Ordensburg nicht erhalten würde, ihre Tätigkeit dort einstellen werde. Das war der Anlass meines Schreibens an den Herrn Ministerpräsidenten.
Sie können sich sicher meine Betroffenheit vorstellen und meine Sorge um die Menschen, die in Liebstedt seit mehr als 25 Jahren den Erhalt und die sinnvolle Nutzung der Burg für die Öffentlichkeit und als Denkmal des Ordens in Mitteldeutschland ermöglicht haben.
So entschloss ich mich zu einem Protest aufzurufen, den Sie sicher inzwischen kennen. Leider sind es wohl zu wenige Menschen, die sich hierfür interessieren, zumal in der Vorweihnachtszeit.
So werden wir alle wohl diesen herben Verlust hinnehmen müssen, der umso schmerzlicher ist, als er die Initiative der interessierten, heimatverbundenen Bevölkerung ins Herz trifft. Deswegen und nicht "nur" weil es wohl um den heute wichtigsten Ort zur Erinnerung an das friedvolle Wirken des Ordens in Thüringen ging.
Der Weihnachtgottesdienst in der Ordensburg am Heiligen Abend um 16:45 Uhr, wird die letzte Veranstaltung sein, die der Gildeverein als Gastgeber für die Kirchgemeinde ermöglicht hat. Ich werde mit meiner Frau dabei sein.