26.05.2020, 23:21
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
vielen Dank für Ihre Unterschrift. Wir werden das Quorum von 2.000 Stimmen nicht erreichen. Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt die sich ändernde Stimmung aufgreifen, wie sie sich in Gestalt der Öffnung in Sachsen und des Beschlusses in Hamburg über die Öffnung der Kitas zeigt. Nach meinem Eindruck ist Schleswig-Holstein wieder einmal eines der restriktivsten Bundesländer.
Die Zahl der Neuinfektionen lag am 26. Mai bei 3 in Schleswig-Holstein, einem Bundesland mit rund 2,9 Millionen Menschen (Stand 26.05., www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Coronavirus-in-SH-Uebersicht-ueber-die-Infektionen,corona410.html). Für ein ganzes oder teilweises Vorenthalten von Unterricht und Betreuung gibt es keinen rechtfertigenden Grund mehr.
Bitte unterstützen Sie unsere Petition daher, indem Sie E-Mails an das Land Schleswig-Holstein schreiben und auf Ihre und unsere Lage aufmerksam machen. Die Adresse ist poststelle@stk.landsh.de-mail.de .
Ich habe auch einen abgewandelten Text der Petition beim Petitionsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags eingereicht. Er müsste bald hier erscheinen - www.landtag.ltsh.de/oepetition/petitionsliste?execution=e4s1 - und kann auch dort unterzeichnet werden.
Vier Fachverbände haben sich am 19. Mai für eine sofortige Öffnung der Kitas und Schulen ausgesprochen: die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland (dgpi.de/stellungnahme-schulen-und-kitas-sollen-wieder-geoeffnet-werden/).
„Insbesondere bei Kindern unter 10 Jahren sprechen die aktuellen Daten sowohl für eine geringere Infektions- als auch für eine deutlich geringere Ansteckungsrate.“ Im Gegensatz dazu seien die sozialen und gesundheitlichen Folgen der Schul- und Kitaschließungen gravierend (www.nordkurier.de/aus-aller-welt/kitas-und-schulen-sofort-und-vollstaendig-oeffnen-1939425905.html).
Bereits im März bezeichnete der Professor Ansgar Lohse, Infektiologe am UKE, die Öffnung der Schulen als überfällig (www.abendblatt.de/hamburg/article228967001/Corona-Hamburg-Kitas-Schulen-Oeffnung-Kontaktverbot-UKE-Virus-Pandemie-Ansgar-Lohse.html).
Kinder sind nach Erkenntnissen der WHO und weitere Studien, die in dem o.g. Papier zusammengefasst werden, keine bedeutsamen Treiber für Übertragungen (www.n-tv.de/wissen/Tragen-Kinder-kaum-zur-Corona-Welle-bei-article21716973.html).
Schulschließungen haben demgemäß wahrscheinlich nur eine geringe Effektivität auf die weitere Infektionsausbreitung. Zu diesem Ergebnis kommen zahlreiche in dem Papier der vier Fachverbände zusammengefasste Forschungsarbeiten.
Dem nicht berechenbaren positiven Effekt der Schulschließungen stehen zahlreiche bekannte schädliche Wirkungen entgegen: Kinder werden ihrer gewohnten sozialen Kontakte beraubt. Kinder erhalten keinen Zugang zu Bildung. Eltern können ihrer Erwerbstätigkeit nicht nachgehen. Eltern können ihre Erziehungsaufgabe nicht mit der Aufsicht über die Kinder im „home office“ in Einklang bringen. Dass unsere Kinder seit vielen Wochen keinen geregelten Alltag mit den gewohnten Bildungs- und Erziehungsangeboten haben, führt dazu, dass sie sich benachteiligt fühlen, unausgeglichen sind, soziale Kontakte nicht pflegen können und in ihrer Entwicklung behindert werden.
Unsere Kinder haben jedoch ein verfassungsmäßig verbürgtes Recht auf Bildung. Sie stehen unter dem besonderen Schutz des Landes (Art. 10 I,III Landesverfassung). Es besteht allgemeine Schulpflicht (Art. 12 I). Es ist daher wichtig und angebracht, die Grundschulen und Kindertagesstätten sofort und ohne weitere „Stufen“ oder „Phasen“, die nur dazu dienen, die Öffnung bis nach den Sommerferien hinauszuzögern, wieder zu öffnen.
Wer in diesen Tagen an einem schönen Sommertag an der Alster in Hamburg, in einem Wildpark in Norddeutschland oder am Ratzeburger See ist, sieht, dass sich zahllose Erwachsene nicht an die Abstandsregeln halten.
Dass die Bundesländer – außer jetzt Sachsen - dem gegenüber ausgerechnet unseren Kindern den Weg zur Bildung und zu ihrem gewohnten Alltag verweigern, ist in äußerstem Maße ungerecht. Unsere Kinder können sich an die Regel der Hygiene halten. Sie sind besser und konsequenter darin als Erwachsene, Regeln zu befolgen. Die oben genannten Beispiele zeigen, dass gerade Erwachsene sich nicht an die Einschränkungen halten, deren Befolgung sie von Kindern verlangen. Auch viele ältere Bürger der Risikogruppe legen erkennbar gar keinen Wert auf Schutz.
Wir erleben die unvollkommene und äußerst zögerliche „Öffnung“ der Schule, in der nicht einmal richtiger Unterricht angeboten wird, als eine Diskriminierung unserer Kinder und Mütter.
Ich freue mich über Ihre Beiträge zur Diskussion, auch auf openpetition.org.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Bolm