09.04.2013, 19:31
Die Äußerungen von Sven Schütte über das jüdische Museum in einer internationalen Zeitung wie „Haaretz“ sorgen für Kopfschütteln. Der Leiter der Archäologischen Zone schadet mit seinen Antisemitismus-Vorwürfen der Stadt. - Anstoß, der Kommentar. Von Peter Pauls
In Israel war am Montag Holocaust-Gedenktag. Auf den Straßen verharrten die Menschen in stiller Erinnerung an sechs Millionen ermordeter Juden. Die Sirenen heulten landesweit. Etwa 200.000 Holocaust-Überlebende leben noch in Israel. Ein solcher Tag ist Mahnung zu klaren Gedanken, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu sein, sich keine Torheiten zu leisten. Das kann die Relativierung des Grauens sein, aber auch ein steter Antisemitismus-Vorwurf.
Kurz vor dem Holocaust-Gedenktag hat der Kölner Grabungsleiter Sven Schütte Schlagzeilen in Israels führender Zeitung „Haaretz“ gemacht. Damit erreicht man nicht nur auf einen Schlag die gesamte Führungsschicht des Landes, auch international hat Sven Schütte Köln auf die Nachrichtenagenda gehoben. Die englische Website von „Haaretz“ ist Weltmarke – wie etwa die „New York Times“. Das sollte wissen, wer die möglichen Folgen von Schüttes Gerede beurteilen will.
In Köln, so muss man Schütte in „Haaretz“ verstehen, wurzelt Kritik an Plänen und Ausführung für ein jüdisches Museum in latentem Antisemitismus, wie er halt gebräuchlich sei in Deutschland. Weiter schwadroniert der Ausgrabungsleiter von möglichen Kofferbomben, von Drohbriefen, versuchter Sabotage. Wofür braucht Köln noch ein Presseamt?
Viele Bürger haben sich in die Debatte um ein jüdisches Museum eingebracht – ernsthaft, mitunter kritisch. Müssen sie sich Antisemiten nennen lassen, etwa weil sie – wie der Architekt Busmann – eine zurückhaltende Bebauung des Rathausvorplatzes favorisieren? Sicher nicht. Schüttes mediales Wirken ist blanker Dilettantismus. Oder hat er für Köln gesprochen?
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Quelle: www.ksta.de/debatte/kommentar-zu-schuette-dilettantismus-in-koeln,15188012,22319240.html