Bildung

Lehrerwunderland Südtirol?

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
An den Südtiroler Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher, an den Landesrat für Schule und Kultur Philipp Achammer, an die Landesdirektorin und Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner

3.018 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

3.018 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

  1. Gestartet 2020
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 28.09.2020
  4. Dialog
  5. Beendet

Neuigkeiten



02.07.2020, 20:45

Korrigiere zum zweiten Mal einen Kasusfehler.


Neue Begründung: **Lehrerwunderland Südtirol?**
**Wir zeigen auf**
Dem vielbeschworenen Selbstverständnis Südtirols als begehrenswertester Lebensraum in Europa mit wirtschaftlicher Qualitätsführerschaft steht eine viel weniger ehrgeizige gesellschaftliche Realität gegenüber. Die ethnische Prägung des Landes mit dem strukturellen Nebeneinander von Sprachen, Bildung, Kultur, Soziales Sozialem und den Kontrasten von Stadt und Land erfährt einen viel bescheideneren Gestaltungsanspruch. Das zeigt sich in den Bereichen der Schule und Berufsausbildung, die trotz eigener Verwaltung und Autonomie eine zukunftsfähige und auf den empirischen Erfahrungen der Fachkräfte aufbauende Bildungspolitik vermissen lassen. Vieles erweist sich zudem nur als eine Blaupause des römischen Zentralismus.
Einerseits zwar aufwändige Investitionen in Schulbauten und mediale Repräsentation, daneben aber Reglementierung der Pädagogik und keinen Euro mehr für die professionelle und öffentliche Aufwertung der Lehrberufe. Und die mit aller Wucht hereingebrochene digitale Bildungsrevolution bedroht zunehmend die geistige, kulturelle und soziale Entwicklung der jungen Menschen durch die Herstellung von bestenfalls arbeitsmarktgerechten Ausgebildeten, möglichst kosten- und zeitoptimiert. Bisheriger Höhepunkt ist die Kompromittierung der Institution Schule durch die aktuellen ministerialen Vorgaben und die regionale Anpassung der Zeugnisschlussbewertung durch die Bildungsdirektion. Die behördlichen Vorgaben untergraben so nicht nur die Ausrichtung der erzieherischen Aufgaben auf Schulcurricula und kompetenzorientiertes Lernen, durch das aktuelle Bewertungschaos wird jedes Lernziel zu einem Gegenstand, der mit einer niedrigen Frustrationsschwelle leicht zu umgehen ist.
Vor Jahren bereits zeigte John Hattie auf, welches der Preis ist für eine primär medienbasierte Pädagogik und Übernormierung der Schule, nämlich Autoritätsverlust der Lehrpersonen, Entpersonalisierung des Lernens, Verzicht auf Anstrengung und Üben beim Lernen und ein Schwund der Kompetenzen und Leistungen. Und das Resultat ist ein Schulsystem, das – anstatt von den fachlichen Autoritäten mitgestaltet – unter dem Regime von PISA und INVALSI steht und außerstande ist, sich für die tatsächlichen Lern- und Bildungsprozesse zu interessieren.
Angesichts der gewandelten Anforderungen an die Lehrberufe und der Hegemonie der Bildungsplaner im Lande macht sich Resignation und Verbitterung breit. Aus der offiziellen Rhetorik merkt man auf Schritt und Tritt den geringen Stellenwert der Berufsgruppe der Lehrenden, der im medialen Dauerbrenner „Schule“ kaum je angemessen korrigiert werden kann. Das genau ist aber das Ziel dieser Initiative.
**Was aus dem Ruder läuft**
Das Berufsbild der Lehrerinnen und Lehrer und unser ethisches Selbstverständnis verpflichten uns zu einem anspruchsvollen Auftrag im Dienst der Gesellschaft. Dabei stehen wir zu Recht unter kritischer öffentlicher Beobachtung und Evaluation, deren Ergebnisse aber nicht selten positiv ausfallen. Nach den Erfahrungen mit dem Ausnahmezustand der Corona-Krise wird von vielen Seiten eingeräumt, dass die Institution Schule und die Lehrkräfte in Südtirol – quasi über Nacht – den außerordentlichen Herausforderungen weitgehend auf professionelle Weise gewachsen waren und sind.
Allerdings klingt die Sprache der Bildungspolitik und der Landesschuldirektion zu oft wie eine wohlfeile Rhetorik und Beschwichtigung. Seit Jahren wird eine gerechte Anerkennung und materielle Abgeltung der Leistungen der Lehrkräfte auf die lange Bank geschoben, werden die Verhandlungen zum Kollektivvertrag der Lehrkräfte immer wieder verzögert, während die meisten anderen Berufskategorien, insbesondere die Führungspositionen in Politik und Verwaltung, ansehnliche Lohnanpassungen und Nachzahlungen erhalten haben. Die soziale und meritorische Ausgewogenheit von Leistungen und Vergütungen ist der Baustein einer Zivilgesellschaft. Aber genau da läuft einiges aus dem Ruder.
Unter dem Druck der Haushaltspolitik und Steuereinsparung findet eine Prekarisierung der Kultur- und Sozialarbeit statt, und wir müssen eine Geringerbewertung der Bildungsarbeit hinnehmen, ohne dass dazu eine bemerkenswerte gesellschaftliche Diskussion stattfindet.
Wir fordern hiermit die Landesregierung auf, sich auf eine Anerkennung von vergleichbaren gesellschaftlichen Leistungen zu besinnen. Wir beanstanden die Übertragung komplexer gesellschaftlicher Aufgaben an die Schule, ohne dass sie an einer gerechten Verteilung des materiellen Wohlstands Anteil hat.
Juni 2020 Für die LehrerInneninitiative Südtirol:
Josef Klammer, Markus Klammer, Siegfried Klammer, Florian Leimgruber, Armin Monsorno, Monika Niederwieser, Josef Oberhollenzer, Konrad Steger, Anny Tauber

Unterschriften zum Zeitpunkt der Änderung: 1.493





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