Umwelt

Kein großflächiger Holzeinschlag im Frohnauer Wald - Berlins Wälder konsequent schützen

Petition richtet sich an
Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Ute Bonde, Leiter der Landesforstverwaltung Berlin Gunnar Heyne
2.527 Unterstützende 1.172 in Berlin Reinickendorf
53% von 2.200 für Quorum
2.527 Unterstützende 1.172 in Berlin Reinickendorf
53% von 2.200 für Quorum
  1. Gestartet 2021
  2. Sammlung noch > 5 Monate
  3. Einreichung
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

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11.12.2022, 17:42

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

Der Anteil gesunder Waldbäume in Berlin hat den Tiefststand seit Beginn der Erhebungen erreicht. Im Waldzustandsbericht 2022 werden noch vier Prozent als frei von Schäden eingestuft. Und die Berliner Forsten fällen weiter. So machen auch wir weiter Druck auf die Berliner Landespolitik. Wir haben uns vernetzt mit Experten in Sachen Waldschutz aus verschiedenen Teilen Deutschlands und führten mit einer Koryphäe der naturnahen Forstwirtschaft sowie Vertretern der Grünen und dem BUND Berlin eine begutachtende Begehung des Frohnauer Waldes durch. Die Fachleute haben uns auf ganzer Linie zugestimmt. Jetzt ist es wichtig, von allen Seiten den Druck auf die Berliner Forstpolitik zu erhöhen.

Der Berliner Wald ist einer dramatischen Bedrohung ausgesetzt: Großangelegte Ausdünnung, missverstandene Holzbauoffensive und der Einschlag uralter Laubbäume setzen seinen Fortbestand so wie wir ihn kennen aufs Spiel.

Entgegen dem Protest von Fachleuten und Initiativen, halten die Berliner Forsten und die Grüne Senatsverwaltung für Umwelt an großräumig-invasiven Fällungen in den Berliner Wäldern fest (Foto). Über 100-jährige klimastabile Laubbäume wie Rotbuchen fallen den Kettensägen in großer Zahl zum Opfer. Das Kronendach ehemals geschlossener Waldbestände wird so stark aufgerissen, dass das Waldinnenklima zerstört, der Wald in eine Parklandschaft verwandelt wird. Seit Aufnahme unserer Arbeit vor eineinhalb Jahren konnten wir den Eindruck gewinnen, dass die forstlichen Eingriffe - oft im Namen des „Waldumbaus“ - sogar noch intensiviert werden. Wo noch nicht geschehen, sollen dichte Netze von (teils geschotterten) Fahrtwegen für Forstfahrzeuge in den Wald geschlagen werden. Der Erntemaschinen-konforme Wald ist das Ziel. Unter dem folgenden Link haben wir für Sie Fotos aus dem Tegeler Forst abgelegt, dem die beschriebenen Maßnahmen im Januar diesen Jahres zu Teil wurden: kurzelinks.de/jx7d

Diese Behandlung widerfährt einem Wald, der seit Anbeginn der Dokumentation nie so krank war wie heute: Der kürzlich erschienene Berliner Waldzustandsbericht 2022 belegt: Nur noch 4% der Bäume sind gesund. 40% schwer und 56% leicht geschädigt. Im Jahr 2018 lag der Anteil an Waldbäumen ohne Schäden noch bei 27%.

Dennoch treibt der Berliner Senat mit dem „Schumacher Quartier“ nun ein schlecht durchdachtes Prestigeprojekt auf dem Gelände des Flughafen Tegels voran, dessen immenser Bedarf an Bauholz allein aus Berliner Wäldern gedeckt werden soll. Wenngleich sich die Waldinitiative keinesfalls gegen die Nutzung von Holz als langfristigem Baustoff ausspricht, müssen uns die Planungsdetails des Bauvorhabens alarmieren. Mit 150.000 m3 Holz entspräche der notwendige Einschlag in Berliner Wäldern allein für das „Schumacher Quartier“ dem Kahlschlag einer zweieinhalbfachen Fläche des Großen Tiergartens. Gleichzeitig warnen Forstfachleuchte und Experten aus dem Bausektor: Das Berliner Kiefernholz weist nicht die erforderliche Konstruktionsqualität auf. In der Folge müsste der Holzbedarf aus den im Angesicht des Klimawandels unbedingt zu schonenden alten Laubholzbeständen geschöpft werden.

Mit den besorgniserregenden Entwicklungen im Berliner Wald fügt sich die Hauptstadt nahtlos in die bundesweiten Dynamiken ein. Erreichte der Holzeinschlag in Deutschland 2020 den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, ist dieser Wert gleich im nächsten Jahr 2021 noch einmal überholt worden. Dabei hat sich der Export von Rohholz seit 2015 verdreifacht, womit Deutschland heute der weltweit fünftgrößte Holzexporteur ist und trotz seiner vergleichsweise geringen Landes- und Waldfläche in einer Liga mit den Global Playern Russland, Kanada und den USA spielt. Über 50% des exportierten Rundholzes gehen im Übrigen an die VR China, einen Staat, der den kommerziellen Holzeinschlag in den eigenen natürlichen Wäldern uneingeschränkt verboten hat. Währenddessen landet etwa 50% des in Deutschland geschöpften und verarbeiteten Holzrohstoffes in der Verbrennung, 40% wird zu Papier und Kartonagen verarbeitet. Über die Verwendung des in Berlin geschlagenen Holzes fehlt dem Land jegliche Kontrolle, nicht einmal Kenntnis liegt darüber vor.

Es muss verhindert werden, dass der kranke Berliner Wald weiter dem weltweiten Ausverkauf preisgegeben und für kurzlebige Einmalprodukte und die Umsetzung schlecht durchdachter, aber öffentlichkeitswirksamer Symbolprojekte wie dem „Schumacher Quartier“ geopfert wird.

Wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen. Bitte schreiben Sie uns bei Interesse an aktivem Engagement eine Mail an waldinitiative-berlin@protonmail.com. Wir bitten Sie außerdem, weisen Sie Bekannte auf unsere Petition hin und wenden Sie sich an die Senatsverwaltung für Umwelt, die den Berliner Forsten gegenüber weisungsbefugt ist (senatorin@senumvk.berlin.de). Lautstarker Protest ist einer unserer mächtigsten Hebel. In unserer nächsten Nachricht an Sie werden wir genauer auf die bevorstehenden Wahlen eingehen.


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