Region: Berlin
Tierschutz

Kein amtstierärztlich verordnetes Abtöten von gesunden Bienenvölkern in Berlin

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Abgeordnetenhaus von Berlin, Bezirksämter

2.124 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

2.124 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

  1. Gestartet 2018
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 20.10.2019
  4. Dialog
  5. Teilerfolg

Neuigkeiten

24.01.2019, 00:40

Mir wurde ein spannender Vortrag zugeschickt: Mark Goodwin (übersetzt durch Walter Haefeker) hat vor einigen Jahren in Graz über den Umgang mit AFB in Neuseeland berichtet. Dort wurde die staatlich gesteuerte und finanzierte AFB-Bekämpfung eingestellt, alle Gesetze über diese Bienenseuche zunächst abgeschafft und die Aufgabe auf den hiesigen Imkerverband übertragen, der diese Bekämpfung dann über ein selbst erarbeitetes Konzept plante und die Durchführung finanzierte.
Mit Hilfe der behördlichen Fachleute wurden sogar Gesetzesvorschläge erarbeitet um das erarbeitete Konzept umzusetzen, dessen Erfolg anschließend auch über ein Monitoring geprüft wurde.
Ziel des Konzeptes war die komplette Eliminierung der Erkrankung (was Neuseeland dank seiner isolierter Lage auch erreichen kann).

Interessante Aspekte aus dem rund einstündigen Vortrag:
- die eigene Erarbeitung und Finanzierung führte zu mehr Akzeptanz der Maßnahmen.
- Alle Imker und Imkerinnen müssen sich zentral registrieren.
- Alle Imker und Imkerinnen werden in der AFB-Erkennung geschult und müssen einen Test ablegen (Wer Lust hat, kann schon mal einen fünf-Minuten-Schnelltest unter afb.org.nz/beekeeper-quiz__m119/?__m=119%2F machen den man auch als Nicht-Neuseeländer schaffen kann...).
- Die Imker und Imkerinnen müssen einen AFB-Management-Plan für ihre Imkerei vorlegen.
- Alle müssen ihre Stände selber kontrollieren und darüber jährlich berichten (über eine Online-Meldung).
- Die Kontrolle erfolgt visuell (ggf. auch über Laborproben) über Durchsehen aller Brutwaben (siehe Video oben) und zwar immer dann, wenn geplant ist, etwas aus dem Volk zu entnehmen oder zu verbringen.
- Ein Bienenvolk ist erst krank wenn es klinische Symptome hat!
- Bei positiven Funden wird präzise erfasst, wie viele positive Zellen gefunden werden - dabei bewegt man sich offenbar in der Regel bei unter fünf Zellen je Volk.
- Klinisch kranke Völker müssen binnen 7 Tagen abgetötet werden. Dies wird zentral innerhalb dieser Frist gemeldet. Das Abtöten erkrankter Völker genügt um die Krankheit zu kontrollieren.
- Alle anderen Völker eines Standes ohne Klinik dürfen weiter leben und erhalten keine Sanierung oder besondere Behandlung.
- Bei häufigen Ausbrüchen an einem Stand/in einer Imkerei erhält diese gezielt Beratung vor Ort.
- Es werden keine gezielten Untersuchungen von Völkern/Ständen in der Umgebung erkrankter Völker durchgeführt.
- Die Desinfektion erfolgt analog zu den in Deutschland verbreiteten Methoden; jedoch auch nur bei schwer symptomatischen Völkern konsequent.
- Das Verfahren führte dazu, den Anteil an AFB-erkrankten Völkern drastisch zu senken sowie den Nachweis von AFB-Sporen in heimischen Honig erheblich zu reduzieren.
- Es wurden viele Untersuchungen an infizierten Völkern durchgeführt, die z.B. zeigten, dass 1/3 der erkrankten Völker (Anstieg der symptomatischen Zellen) von selber heilten (siehe auch: afb.org.nz/progression-of-afb/)

Übrigens sind Eric I und II in Neuseeland vorhanden und das Programm zeigte Erfolg - während 1994-1998 noch 3 bis 8% der Imkereien AFB-positive Völker hatten fiel dies bis 2008-2013 auf 1 bis 4%.

Wenngleich nicht alles mit der Situation in Deutschland vergleichbar sein dürfte (vermutlich höhere Dichte an Imkereien, mehr AFB-Druck von außen usw.) - die gründliche Schulung der Imker und Imkerinnen über die Erkrankung dürfte mit ein wichtiger Garant für den Erfolg gewesen sein. Beeindruckend auch, dass dabei nicht mal so sehr auf das Monitoring mit teuren Futterkranzproben gesetzt wird obwohl diese ja nun weitaus sensibler sind - womöglich aber auch einfach zu sensibel?


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