02.08.2019, 12:27
Siehe Artikel im Echo:
www.echo-online.de/lokales/darmstadt/ytong-zapft-wasser-aus-der-grube-prinz-von-hessen_20324829
Beitrag in Kurzfassung
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DARMSTADT - Beim Wasserpegel der Grube Prinz von Hessen ist in diesem Jahr fehlen ein bis anderthalb Meter gegenüber dem Normalstand. und damit deutlich mehr als in den vergangenen heißen Sommern.
Ab Anfang Juni ging man der Frage nach, erhielt dazu von der Stadt aber nur ausweichende Antworten. Der Wasserspiegel reguliere sich durch Niederschläge einerseits, Verdunstung andererseits, hieß es damals.
Inzwischen ist klar: Für den niedrigen Wasserstand gibt es eine weitere Ursache. Der international tätige Baustoffhersteller Xella Deutschland (Duisburg) entnimmt für die Produktion seiner Ytong-Porenbetonsteine in Messel Wasser aus der Grube. Dias hat das Regierungspräsidium Darmstadt auf wiederholtes Nachfragen und Xella jetzt bestätigt.
Genehmigung aus dem Jahr 1967
Die Erlaubnis zur Wasserentnahme geht auf einen Jahrzehnte alten Vertrag mit der Ytong (heute Xella) zurück. Die Wasserbehörde habe damals Ytong 1967 das Recht erteilt, aus dem See ohne Frist Wasser zu entnehmen. Der Vertrag sei "aber nicht auffindbar", so das RP. "Was also dort noch geregelt wurde, bliebe bisher im Dunkeln", so die RP-Pressestelle. Nur in einigen Unterlagen und Zeichnungen sei von verschiedenen Wassermengen die Rede (30 Kubikmeter pro Stunde, 300 Kubikmeter pro Tag, 93 000 Kubikmeter pro Jahr).
Anglerverein fragte mehrfach nach
Über eine Wasserentnahme war unter Hinweis auf ein kleines Pumpenhaus am Ufer in der Vergangenheit auch von Badegästen immer wieder spekuliert worden.
Der Anglerverein Darmstadt, der das Gewässer gepachtet hat, hatte nach eigenen Angaben in der Vergangenheit mehrfach bei der Stadt nachgefragt, um Näheres über eine Wasserentnahme zu erfahren und ob es für den Fall von Niedrigwasser spezielle Vorkehrungen gibt. "Mehrere Rückfragen über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren blieben ohne befriedigende Antwort", sagte der stellvertretende Vorsitzende Günter Blitz. Es sei der Eindruck entstanden, "als seien wir lästig, weil wir kritische Fragen stellen". Es sei aber nicht tolerierbar, "dass die Stadt nur aufgrund ihrer dilettantischen Verwaltungsarbeit Gewässer, Pflanzen und Tiere ihrem Schicksal überlässt und auch die Nutzung der Grube Prinz von Hessen als Bade- und Naherholungsgebiet gefährdet".
Blitz und Vereins-Gewässerwart Patrick Heinz verlangen, die Wasserentnahme neu zu regeln und an heutige Verhältnisse anzupassen. "Dabei müssen ökologische Belange berücksichtigt werden, so wie es die Wassergesetze vorhersehen", sagte Heinz. VOM BRAUNKOHLE-ABBAU ZUM FREIZEITSEE
Die Grube Prinz von Hessen entstand beim Abbau von Braunkohle. Der Tagebau wurde 1924 aufgegeben, weil er sich nicht mehr lohnte. Danach füllte sich die Grube, die bereits 1920 von der Stadt übernommenworden war, mit Wasser.
Gespeist wird der 6,3 Hektar große, bis zu 13 Meter tiefe See östlich von Darmstadt von Grundwasser, sogenannten Quellschüttungen, und Niederschlägen
Der Anglerverein Darmstadt hat das Gewässer seit 1930 gepachtet, seit 1974 ist das Baden offiziell gestattet. (jon)