24.04.2016, 10:47
Gestern hatte ich ein längeres und sehr aufschlussreiches Gespräch mit einer langjährigen Mitarbeiterin unseres Theaters, das ich hier nach Gedächtnisprotokoll in Auszügen wiedergeben möchte, zeigt es in sehr eindrucksvoller Weise, was es bedeutet, unter permanentem Spardruck über Jahre hinweg hervorragende Arbeit leisten zu müssen.
“Regelmäßig, und das seit Jahren, haben wir das Gefühl, diesem Druck nicht länger standhalten zu können. Das musst du dir vorstellen: da versuchst du, mit den Kollegen an einem Strang zu ziehen, um die nächste Produktion stemmen zu können, wirst dabei ständig mit Meldungen über die nächsten Sparmaßnahmen bombardiert, machst Deine Arbeit trotzdem immer weiter, hörst am Ende der Premiere den tosenden Applaus und freust dich über diese wunderbarste Form der Anerkennung, und am nächsten Tag steht wieder in der Zeitung, was der Rat der Stadt mit deinem Theater vorhat.
Einerseits stumpft man mit der Zeit ab, man verkriecht sich unter seiner Theaterglocke, um ja nicht noch mehr Hiobsbotschaften mitzubekommen, und andererseits fühlst du dich gemeinsam mit den anderen rund 300 Kollegen so allein gelassen. Es geht ja immer irgendwie weiter, und du verdrängst die massiven Bedrohungen von außen.
Heute fühlen sich die meisten von uns das erste Mal seit vielen Jahren richtig gut, geradezu beflügelt, weil es diese tolle Petition gibt.
Wir haben das erste Mal seit vielen Jahren das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein. Als ich sah, dass schon mehr als 3000 Menschen die Petition unterzeichnet haben, konnte ich das kaum glauben. Da draußen gibt es so viele Menschen, die uns unterstützen, die unser Theater lieben und wollen, dass wir unsere Arbeit weiter machen können.
Das ist ein wunderbares Gefühl und eine ganz wichtige Erfahrung, die uns in diesen Zeiten neue Kraft gibt.“