03.09.2015, 21:44
Auch im Jahr 2016 wird es wieder eine Preiserhöhung für Tickets der BVG und S-Bahn geben. Das führt zu scharfer Kritik.
Fahrgäste von BVG und S-Bahn müssen nächstes Jahr mehr Geld für ihre Tickets ausgeben. Wie berichtet, plant der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) eine Tarifanpassung zum 1. Januar 2016. Medienberichten zufolge sollen die Preise für Einzelfahrscheine aber nicht oder kaum steigen.
Es bliebe demnach bei 2,70 Euro für eine Einzelfahrt im Tarifbereich AB beziehungsweise 3,30 Euro im Tarifgebiet ABC. Für Fahrgäste, die Tickets für längere Zeiträume nutzen, wird es hingegen teurer. So soll der Preis für eine Monatskarte AB offenbar von 79,50 Euro auf 81 Euro steigen, im Tarifgebiet ABC von 98,50 Euro auf 99,90 Euro.
Der VBB wollte die genannten Zahlen nicht bestätigen und verwies auf die noch ausstehende Aufsichtsratssitzung Ende des Monats. Dann solle über die Details der Tarifanpassung beraten werde, Änderungen seien immer noch möglich.
Fahrgastverband und Grüne üben harsche Kritik
Erst zu Jahresbeginn waren die Ticketpreise um durchschnittlich 2,3 Prozent gestiegen. Wie damals ermittelt der VBB die Steigerung auch jetzt über einen sogenannten Index. Dieser wird zu 83 Prozent aus der Entwicklung der allgemeinen Verbraucherpreise sowie zu jeweils 8,5 Prozent über die Kraftstoff- und Strompreise ermittelt.
Der Fahrgastverband Igeb kritisierte, die Anwendung des Indizes als Grundlage für die Erhöhung der einzelnen Fahrpreise sei nicht nachvollziehbar. Falsch sei die Tariferhöhung zudem, da die Leistungen bei BVG und S-Bahn seit Monaten "mangelhaft" seien. Als Beispiel nennt der Verband den Lokführerstreik bei der S-Bahn sowie die Fahrzeugknappheit der BVG. Auch sollte der Tarif einfacher und verständlicher gestaltet werden.
Die Berliner Grünen fordern gar, dass der VBB-Aufsichtsrat die Erhöhung "mit deutlichen Worten" ablehnen müsse. "Es gibt keinen Grund für eine Fahrpreiserhöhung in Berlin", sagte der verkehrspolitische Sprecher, Stefan Gelbhaar. Als Grund nennt Gelbhaar die positive Umsatz- und Fahrgastentwicklung bei BVG und S-Bahn, die niedrigen Energiepreise und eine geringe Inflationsrate. Der Index fungiere als "beständige Fahrpreiserhöhungsmaschine".
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Berliner treffen Preiserhöhungen im Nahverkehr überdurchschnittlich stark. Laut einer Studie der "European Metropolitan Transport Authorities" macht ein Monatsticket im Tarifgebiet AB 3,3 Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts eines Berliners aus. In Stuttgart sind es nur 1,6, in Frankfurt am Main nur 1,2 Prozent (Stand 2013).