Dialog
Umwelt

Gegen die Deponienlandschaft in Anhalt-Bitterfeld

Petition richtet sich an
Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Petitionsausschuss des Landes Sachsen-Anhalt
3.935 Unterstützende 3.249 in Anhalt-Bitterfeld

Sammlung beendet

3.935 Unterstützende 3.249 in Anhalt-Bitterfeld

Sammlung beendet

  1. Gestartet 2016
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

02.10.2019, 11:52

Rutschen Böschungen an Roitzscher Grube?
Südufer-Verein schlägt Alarm

Roitzsch - In Roitzsch wächst die riesige Bauschutt-Deponie der Papenburg AG immer weiter in die Höhe. Daneben rollt der Verkehr auf der Bundesstraße 100 rund um die Uhr.
Tausende Autos und hunderte Lkw pro Tag. Wenige hundert Meter entfernt, hinter dem Tor und den Zäunen mit den Schildern „Privatgelände“, beginnt dann die Idylle. Am Ufer der Roitzscher Grube stehen Wochenendhäuschen, Bungalows mit eigenem Steg im Wasser, Sonnenliegen

auf der Veranda. Hier ist das Revier des Vereins „Roitzsch Südufer“. Diese Idylle ist nach Ansicht einiger Anlieger in Gefahr - sie sorgen sich um das Steilufer, auf dessen Kopf die Bundesstraße verläuft.
Anfang der 90er Jahre hat die vormalige Interessengemeinschaft der Bungalow-Besitzer den kompletten See von der Chemie AG Bitterfeld gekauft. Mit der Übernahme hatten sie auch die Probleme auf dem Tisch, die das Grundwasser über Jahrzehnte in der ehemaligen Braunkohlegrube Freiheit II verursachte.
„Unsere Stromkosten für das Abpumpen des Wassers betragen zwischen 80 000 und 90 000 Euro im Jahr“, erklärt Annegret Gutjahr, die Vorsitzende des Südufer-Vereins. Im Durchschnitt werden pro Stunde hunderte Kubikmeter Seewasser in den Strengbach gepumpt, damit der Wasserspiegel konstant gehalten wird. Im Untergrund strömt ständig neues Grundwasser in den See.

Schon 1970 beschäftigten sich Geologen mit der Standsicherheit der Böschungen an der Grube. Diese sei gegeben, hieß es damals - allerdings unter der Voraussetzung, dass der Wasserstand konstant bei 72 Metern über Normalnull gehalten wird. Daran hat sich bis heute im Prinzip nichts geändert.
„Wir befürchten, dass sich der Grundwasserspiegel durch den Einfluss der Deponie auf der anderen Seite der Bundesstraße ändert“, sagt Gutjahr. Das könnte Folgen für die Wasserhaltung und die Wasserqualität im See haben und damit auch für die Böschung an der B 100. „Kleinere Abrutschungen gibt es dort auch jetzt immer mal wieder“, sagt Gutjahr.
Die B 100 verläuft bei Roitzsch auf einer Länge von etwa 1,8 Kilometern auf einem wenige hundert Meter breiten Sockel natürlichen Bodens. Auf einer Seite geht es steil zum See hinab, auf der anderen Seite ist die Deponie-Landschaft um die berühmt-berüchtigte „Freiheit III“ und die neu entstehende Papenburg-Halde. Ende der 80er Jahre wurde die Straße schon einmal einige Meter vom See weg verlegt weil offenbar die Standsicherheit der Böschung gefährdet war.
Die heute für die Bundesstraße zuständige Landesstraßenbaubehörde (LSBB) hat dazu allerdings keine Unterlagen, wie sie auf Anfrage mitteilt. Derzeit gebe es keine Hinweise auf eine Gefährdung der Standsicherheit. Zuletzt sei die Straße in den Jahren 2012 und 2013 saniert und dabei auch bis in eine Tiefe von zwei Metern untersucht worden. „Die damaligen Ergebnisse ergaben keine Hinweise auf Probleme der Standsicherheit der Bundesstraße für den seit Ende der 80er Jahre genutzten Trassenbereich“, heißt es von der LSBB.
Auch gebe es derzeit keine Hinweise auf Änderungen oder eine Gefährdung des Straßenzustands. Die Behörde verlässt sich dabei auf ihre Mitarbeiter, die auch den Bereich an der Roitzscher Grube mehrfach wöchentlich als „motorisierte Straßenaufsicht“ begutachten.
Derweil befürchtet unter anderem die Bürgerinitiative Pro Roitzsch, die sich gegen den Bau der Deponien wendet, eine Zunahme des Schwerlastverkehrs auf der Bundesstraße. Bei einer öffentlichen Anhörung zur Erweiterung einer bestehenden Abfallanlage der Strabag AG gab es sogar Bedenken von Anwohnern, dass die Straße durch mehr Lkw so belastet wird, dass sie in den See abrutscht.
Doch das Land rechnet im Gegenteil sogar mit etwas weniger Verkehr. Statt täglich 877 Lkw wie im Jahr 2015 sollen laut Verkehrsprognose im Jahr 2030 nur noch 800 Lastkraftwagen über diesen Abschnitt der B 100 rollen.

Quelle: MZ-Bitterfeld-Wolfen / Von Tilo Krippendorf / p30.09.19,

www.mz-web.de/bitterfeld/rutschen-boeschungen-an-roitzscher-grube--suedufer-verein-schlaegt-alarm-33243284

Das Luftbild zeigt die Bundesstraße mit Blickrichtung Südwest. Links liegt die Roitzscher Grube, rechts entsteht die neue Deponie.
Foto: Tilo Krippendorf


Helfen Sie mit, Bürgerbeteiligung zu stärken. Wir wollen Ihren Anliegen Gehör verschaffen und dabei weiterhin unabhängig bleiben.

Jetzt fördern