13.10.2021, 13:38
rp-online.de/nrw/staedte/kempen/buergerdialog-in-grefrath-zur-entwicklung-in-muelhausen_aid-62334391
Grefraths Bürgermeister Stefan Schumeckers (CDU) hatte am Montag die Mülhausener Bürger eingeladen, bei der möglichen Neugestaltung der Ortsmitte von Mülhausen mitzuwirken. Das Motto hieße „Unser Mülhausen anpacken!“ Schumeckers legte dazu einen ersten Entwurf vor, wie der Ortskern gestaltet werden könnte. Dieses Angebot nahmen knapp 150 Besucher an, die sich auf dem Platz an der Marienschule zwischen St. Heinrichskirche und der dortigen Kita versammelten. Ein großer Plan am Zaun der Kita zeigte das städtebauliche Entwurfskonzept, das die Gemeinde Grefrath mit Hilfe eines Planungsbüros entworfen hatte.
Erste Baumaßnahmen wurden in jüngster Zeit bereits fertiggestellt, wie die neue Bushaltestelle an der Grefrather Straße, oder sie befinden sich im Bau, wie die Verschwenkung der Hauptstraße an der Stelle, wo bis vor Kurzem die Traditionsgaststätte „Hotel zur Post“ (Renkes) gestanden hatte. Durch die Verschwenkung können die Bürgersteige auf beiden Seiten verbreitert werden, die bis dahin eine gefährliche Engstelle aufwiesen. Östlich der Hauptstraße werden künftig mehrere Wohneinheiten mit Zugang von der Gartenstraße entstehen.
Eine weitere Veränderung der Ortsmitte wäre möglich, wenn der Baustoffhandel an der Kreuzung Hauptstraße / Grefrather Straße aufgegeben werden würde. Dafür gibt es bisher zuverlässige Signale der Firma. Damit wäre es auch möglich, die große derzeitige Lagerfläche des Baustoffhandels an der Grefrather Straße neu zu gestalten. Hier sieht der Gemeindeentwurf Wohnmöglichkeiten, eventuell in Tiny Houses, vor sowie eine größere Parkfläche für Pkw.
Die Parkmöglichkeit auf dem Platz an der Marienschule müsste entfallen, um dort neu gestalten zu können. Hier sieht der Gemeindeentwurf einen kleinen „Dorfplatz“ ganz in der Nähe des Müller- und Esel-Denkmals zwischen Kirche und Kita vor. Im östlichen Anschluss daran könnte ein sogenannter Multifunktionsplatz entstehen, auf dem auch weiterhin ein Festzelt aufgebaut oder der als Platz für Open-Air-Events genutzt werden könnte. Westlich und östlich des Kita-Gebäudes würden dem Entwurf zufolge neue Wohneinheiten entstehen, die bis zu zweieinhalb Stockwerke hoch gebaut werden könnten.
Gegen dieses Konzept der Gemeinde gab es im Bürgerdialog teils heftiger Widerstand, aber auch Zustimmung, denn „es würde sich etwas zum Besseren bewegen“, war häufig zu hören.
In den Bürgerbeiträgen ging es immer wieder um die Größe von Dorf- und Multifunktionsplatz. Die Plätze seien zu klein, zu dicht an der Bebauung gelegen. Für ein Festzelt wie für ein Martinsfeuer wäre der Platz wegen der Enge ungeeignet. Dem widersprach Bürgermeister Schumeckers und rief dazu auf, alternative Konzepte einzubringen. Gerade die erwartet Schumeckers aus der Bürgerschaft, um, wie er spaßig sagte, „Mülhausen aufzuhübschen“.
Was auffiel: dass der Gebäude-Altbestand im städtebaulichen Konzept der Gemeinde nicht integriert wird. An der Hauptstraße wie südlich der Kirche befinden sich noch immer die alten Gebäuden der ehemaligen katholischen Volksschule Mülhausens aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Bis 1954 konnten sie für den Unterricht genutzt werden, bevor die benachbarte Marienschule gebaut wurde, die heute die Kita St. Heinrich beherbergt. Die alten Schulgebäude befinden sich zum größten Teil noch im Originalzustand. Ein Teil der Gebäude, die seit Aufgabe des Schulbetriebs bis heute als Lagerhallen des Baustoffbetriebs dienen, könnten nach einer Restaurierung Wohn- oder öffentlichen Zwecken zugeführt werden. Die Vorschläge reichten von einem Bürgerhaus bis zur Einrichtung einer Bäckerei oder eines Cafés. Das gemeinsame Ziel der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes könnte damit berücksichtigt werden.
Im Grundtenor des Bürgerdialogs überwog auf allen Seiten die Hoffnung, etwas Innovatives und Besseres zu schaffen, als in der Ortsmitte einen asphaltierten Parkplatz zu erhalten. Bürgermeister Schumeckers rief die Bevölkerung auf, Ideen, Anregungen und Wünsche einzubringen, denn „Mülhausen soll sich was trauen“. Hierfür steht Bürgern bis zum kommenden 15. September die E-Mail-Adresse info@grefrath.de zur Verfügung.