Region: Der Senat von Berlin, Kulturverwaltung
Kultur

Für die Benennung des Platzes vor der Akademie des Jüdischen Museums Berlin nach Moses Mendelssohn

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Der Semat von Berlin, der Regierende Bürgermeister

3.291 Unterschriften

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

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Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

  1. Gestartet 2013
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Neuigkeiten

17.05.2013, 14:17

Der Streit um "problematische" Straßennamen

07.05.2013 | 21:18 | ANNE-CATHERINE SIMON (Die Presse)

Ob Südafrika, Deutschland oder Wien: Das Umbenennen von Straßennamen ist heikel, zeigt eine Tagung – und oft skurril.
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Wien. 1, 2, 3 – wie einfach ist es, Straßen durchzunummerieren wie in New York. Und wie lukrativ, ihre Namen zu verkaufen an Toyota oder andere Vielbieter wie in den USA, Russland und auch Deutschland da und dort.

Wo immer dagegen Straßennamen verdienstvollerweise zur öffentlichen Erinnerung benutzt werden, bedeutet das Mühe, Streit und Skurrilitäten. Wie im deutschen Münster, wo ein wichtiger Platz bis 2012 nach Paul von Hindenburg benannt war (der Hitler zum Reichskanzler ernannt hat). Die Politiker gingen in ihrem Zwist bis zu einer Volksbefragung – nun heißt er Schlossplatz. In Berlin weigern sich die Grünen derzeit, den Platz vor dem jüdischen Museum nach dem Aufklärer Moses Mendelssohn zu benennen – weil er gegen die Frauenquote verstößt (wie in Wien will man die Straßennamen verweiblichen). Als Lösung hat man ernsthaft Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz oder Eheleute-Mendelssohn-Platz vorgeschlagen...

Wo man hinsieht, dasselbe: Straße um Straße bemühen sich Südafrika, seine Apartheidhistorie, und Belgien, seine Kolonialvergangenheit loszuwerden, Parteien und Bürgerinitiativen befehden sich erbittert in der Frage, wie und wie weit man das machen soll.


Fünf Namen in 100 Jahren

Die Erzählungen, die darüber Anfang der Woche auf einer internationalen Tagung zur Straßennamen-Umbenennung in Wien zu hören waren, erinnern verblüffend an Österreich, das schon so viele Umbenennungswellen hinter sich hat. „Allein der Platz vor der Votivkirche hat im Lauf der letzten hundert Jahre fünf Namen gehabt“, erzählt Historikerin Birgit Nemec: Maximiliansplatz, Freiheitsplatz, Dollfußplatz, Hermann-Göring- Platz und Rooseveltplatz.

Über faule Kompromisse konnte auch der Zeithistoriker Florian Wenninger viel erzählen: Da Ferdinand Porsche ein hochrangiger Nazi war, benannte man etwa die Ferdinand-Porsche-Straße in Klagenfurt um – in Porsche-Straße. Und weil der St.Wolfganger Arzt Franz Xaver Rais eine Jüdin denunziert hatte, man aber niemanden vergrämen wollte, machte man die Dr.-Franz–Xaver-Rais-Promenade zur Doktor-Promenade. Auch die parteipolitische Instrumentalisierung gibt es überall, zuletzt in Wien anhand von Dr.-Karl-Lueger-Ring und Dr.-Karl-Renner-Ring zu beobachten. Kaum ist aus Ersterem der Universitätsring geworden, will die ÖVP nun den Dr.-Karl-Renner-Ring umbenennen.

Die Liste potenziell „problematischer Namen“ ist endlos, soll man sie alle eliminieren? Wie es in Wien weitergeht, hängt nicht zuletzt vom Bericht der Wiener Historikerkommission ab, die für die Stadt 4100 Straßen nach „problematischen Namen“ durchforstet hat. Am Dienstag wollte man auf der Konferenz das Ergebnis vorstellen, aber Kommissionsleiter Oliver Rathkolb gab sich zerknirscht: Es dauere bis Juni. „Hätte ich vor zwei Jahren gewusst, was für eine Sisyphusarbeit das wird, hätte ich Nein gesagt.“


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