14.09.2019, 01:39
Das Viadukt sanieren - aber richtig
Heute fehlende Zierteile müssen wieder hergestellt werden
In Zukunft wird das sanierte historische Chemnitzviadukt an der Annaberger Straße einen wichtigen Stellenwert in der baulichen Denkmallandschaft der Stadt Chemnitz haben und sogar überregional für Chemnitz stehen.
Für mich als Initiator und Förderer der Viadukt-Rettung ist es daher entscheidend wichtig, dass das Viadukt nicht nur saniert wird, sondern, dass es auch in seiner historischen Schönheit authentisch wieder hergestellt wird. Bestimmte technische Anforderungen an die Konstruktion machen dort Veränderungen erforderlich aber das Viadukt war auch mit Verzierungen versehen, die heute fehlen und die teilweise erst in der jüngeren Vergangenheit abgebaut wurden. Ich verwende bewusst, den Begriff Schönheit, denn Schönheit war es, welche die Idee der Architektur des technischen Bauwerkes bestimmte. Dieser Anspruch an Schönheit war am Viadukt bis in das Detail abgebildet.
Man muss das Chemnitzviadukt als ganzheitlichen künstlerischen Entwurf verstehen. Es kann nicht sein, das wir uns im Rahmen der geplanten Sanierung intensiv mit der Beleuchtung des Viaduktes beschäftigen aber über die Rekonstruktion, heute fehlender Details am Viadukt nicht reden oder hinnehmen, das die Bahn der Meinung ist, diese Teile des Viadukts nicht wieder herstellen zu müssen.
Jeder kennt vom vorbeifahren die als Bogenwiderlager der Stahlkonstruktion bezeichneten, mächtigen Fundamente des Viadukts an der Annaberger Straße. Diese sahen ursprünglich anders aus und waren wie auf dem Foto und der Zeichnung anbei mit einem kunstvoll gestalteten Aufbau versehen. Dieser muss im Rahmen der Rekonstruktion wiederhergestellt werden, ebenfalls die markanten Verzierungen in den Geländern an den Schauseiten des Viadukts über den Bögen. Weiter fehlen zierende Bauteile auf dem Viadukt, die dessen grazile Architektur nach oben vollendeten.
Wir haben heute die Möglichkeit der Rekonstruktion und die anstehende Sanierung des Viadukts gibt die einmalige Chance dazu. Die fehlenden Teile sind anhand von Fotos und Plänen genau dokumentiert. Wie sehe es aus, wenn das Viadukt in Zukunft nach einer solch umfassenden Restaurierung gerade in den Details unvollständig wäre? Fotografien von 1946 zeigen, das die beschriebenen Teile erst danach abgebaut wurden, vermutlich in der DDR. Die Verzierungen der Geländer sind erst vor einigen Jahren entfernt wurden. Über Jahrzehnte ist das Viadukt gering geschätzt wurden. Heute sehen wir es anders.
Architektur ist Kunst, genauso wie Musik oder Malerei. Hier würde man Werke auch nicht unvollständig aufführen oder zeigen. Als Gesamtkunstwerk und als überregional bedeutendes Beispiel einer Denkmalsanierung, das es zweifellos sein wird, muss das Viadukt auch in seinen Details wieder hergestellt werden.
Bürgerinitiative stadtbild chemnitz