25.08.2019, 18:08
Guten Tag zusammen,
beim letzten Mal hatte ich den offenen Brief an den OB ohne Kommentar verteilt. Hier nun die Antwort des OB und die Stellungnahme der BI dazu.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Philipp,
vielen Dank für Ihre umgehende Antwort (siehe unten).
Zu Ihrer Antwort möchten wir folgt Stellung nehmen. Ihre Antwort nimmt inhaltlich nicht Stellung zu den von uns vorgebrachten Aspekten des Klimaschutzes. Vielmehr wird auf eine Gesamtbilanz im Zusammenhang mit Flächenverbrauch und den damit zusammenhängenden Pendlerverkehren verwiesen.
BI Luisenhöfe
Wie Sie sicher verfolgt haben, haben wir uns bisher als eine konstruktive BI aufgestellt, welche die geplante Bebauung nicht verhindern will, sondern die im Block vorhandenen Qualitäten, welche durchaus wichtig für das Viertel und die ganze Stadt sind, in der Bebauung berücksichtigt wissen will.
Autofreies Quartier
Wenn wir Ihrer Argumentation folgen, bieten wir mit unserem Vorschlag ein komplett autofreies Quartier zu entwickeln, einen sehr konkreten Vorschlag an, um motorisierte individuelle Pendlerverkehre zu vermeiden. Die Lage des Quartiers in der Stadt ist hierfür geradezu idealtypisch. Die Stadt hat bereits in der Vergangenheit über gesonderte Verträge, neben der geltenden Stellplatzverordnung, Regelungen zum Stellplatznachweis vereinbart. Dies könnte hier wieder geschehen.
Stadt der kuzen Wege
Des Weiteren schlagen wir mit dem Erhalt bzw. Weiterbau des Kaldegeländes eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten vor. Hier kann man das Konzept der Stadt der kurzen Wege konkret umsetzen.
Vermeidung von Pendlerströmen
Die Themen Leerstand aktivieren, Ausbaupotentiale nutzen, Baulücken schließen, gute öffentliche Verkehrsanbindungen für die Vorstadt und den ländlichen Raum herstellen, entsprechende Infrastruktur in der Städteregion und dem angrenzenden Ausland - mit großen Leerstand dort – mit dem Ziel eine Polyzentralität zu schaffen…um eine weitere Zersiedlung am Rand Stadt zu vermeiden, wollen wir hier nicht weiter beleuchten.
Fläche mit wesentlicher Klimafunktion
Entgegen der von Ihnen, um Ihre Worte zu gebrauchen, als unsachgemäß bezeichneten Vermischung von Mikroklima bzw. Luftreinhaltung und Klimaschutz sind wir der Meinung, dass der Klimaschutz aus vielen Bausteinen besteht. Lokale Kaltluftentstehungsgebiete und die Filterung der Luft in Bezug auf die Schadstoffbelastung leisten nicht nur lokal ihren Beitrag zum Klimaschutz in der Stadt. Über das Projektgebiet Luisenhöfe hinweg erfolgt die Kaltluftversorgung der Innenstadt. Es ist z.B. überhaupt nicht geklärt, was für Folgen eine Bebauung auf diese Strömung und somit eine weitere Aufheizung der Innenstadt hat. Wir stützen unsere diesbezügliche Argumentation auf das Klimafolgen-Anpassungskonzept der Stadt Aachen, welches nach unserer Auffassung eine Makrobilanzierung ausschließt. Die Blockinnenfläche wird dort als Grünfläche mit wesentlicher Klimafunktion (Seite 34) festgeschrieben. Das Klimafolgen-Anpassungskonzept ist das Gutachten, welches dem FNP*2030 zu Grunde liegt.
Reallabor in Zeiten des Klimanotstands
Unser Anliegen ist es, Projekte wie die Luisenhöfe mit Weitblick zu planen. Hierbei ist die Thematik Kaltluftversorgung der Stadt sowie Luftreinhaltung ein, wenn auch gerade immer wichtiger werdendes, Thema. Diese zukünftige Bebauung wird wahrscheinlich für die nächsten hundert Jahre in der geplanten Form mit all ihren Auswirkungen auf das Stadtklima, auch im weiteren Sinne, beeinflussen. Wir begreifen die Luisenhöfe als Chance, als Reallabor städtebaulich nachhaltige Planungen in Zeiten des Klimanotstands jetzt umzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Poth, Joachim Palm, Heike Schütz, Christian Bauer, Ingrid Getz, Karsten Schellmat, Paul Dunkel, Karl Hamacher
Sehr geehrte Damen und Herren,
danke für Ihre Stellungnahme zum Projekt Luisenhöfe.
Die Abwägung aller relevanten Sachverhalte erfolgt im laufenden Verfahren.
Allerdings weise ich darauf hin, dass immer häufiger das Thema Klimaschutz unsachgemäß vermischt wird mit Fragen des Mikroklimas und der Luftreinhaltung. So kann z.B. eine Innenentwicklung im Oberzentrum mit hoher Dichte zwar negative Auswirkungen auf das Mikroklima des betreffenden Viertels haben (Kaltluftbewegung etc.), was jeweils intensiv geprüft wird, aber zugleich führt diese Verdichtung dazu, dass an anderer Stelle eine Entwicklung (Neubaugebiet) auf der grünen Wiese mit erheblich größerem Flächenverbrauch und zusätzlichen Verkehrswegen nicht nötig ist. Für den Klimaschutz ist die Gesamtbilanz entscheidend und nicht das Mikroklima.
Auch die Luftreinhaltung ist differenzierter zu betrachten: Aachen muss kein großflächiges Dieselfahrverbot befürchten. Grenzwerte überschreiten wir nur punktuell im Bereich Hansemannplatz und Römerstraße, nur bei NO2 und mit deutlich positiver Tendenz.
Mit freundlichem Gruß
Marcel Philipp
Oberbürgermeister