28.08.2014, 02:19
Liebe gesundheitsbewußte Normalzeitler,
von vielen Wissenschaftlern rund um den Globus wird immer wieder das Thema des Schlafmangels und dessen Auswirkung auf unseren Organismus untersucht.
Verschiedene Untersuchungen an der Pennsylvania State Universität ergaben jetzt eindeutig, daß auch ein partieller Schlafentzug negative Auswirkungen auf das Körpergewicht haben kann. Sharon M. Nickols-Richardson und ihr Team fanden anhand einer Analyse von Patientendaten heraus, daß Schlafentzug den Hormonhaushalt beeinträchtigt. Das appetitanregende Ghrelin und das appetitzügelnde Leptin sind dann nicht mehr in der Balance, so das Forscherteam.
Hubertus Himmerich, Projektleiter beim Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum für Adipositas-Erkrankungen in Leipzig, bestätigt diese Ergebnisse: "Mangelnder Schlaf beeinflußt die Appetitregulation". Dem Experten nach haben Menschen, die nur vier oder fünf Stunden schlafen, weniger Leptin im Blut. Das Hormon, das die Energiezufuhr reguliert, werde in einem solchen Falle vermindert gebildet.
Doch haben die Deutschen tatsächlich chronisch zu wenig Schlaf?
Fakt ist, will man den Wissenschaftler des Rostocker Zentrums zur Erforschung des Demografischen Wandels Glauben schenken, daß zwischen 1999 und 2009 die Zahl der Fettleibigen in Deutschland rasant gestiegen ist. Sollte die Entwicklung im selben Maß voranschreiten, käme es zu einer Steigerung um bis zu 80 Prozent, so die Forscher.
Zu den Hauptursachen für den chronischen Schlafmangel gehört der so genannte "soziale Jetlag“ bedingt unter anderem durch die jahrelange "Sommer"-Zeitverordnung. Till Roenneberg, Chronobiologe der Ludwig Maxiliams Universität München hat ermittelt, daß der Durchschnittsdeutsche heute an Werktagen 38 Minuten weniger schläft als noch vor zehn Jahren.
Auch an der University of Wisconsin Madison widmet sich ein Forscherteam dem Thema des chronischen Schlafmangels. "Anstatt am Abend bei Müdigkeit schlafen zu gehen, bleiben Menschen auf, sehen fern oder haben ein sehr aktives soziales Leben", erklärt die Psychiaterin Chiara Cirelli. "Dabei versuchen sie den unter der Woche verlorenen Schlaf am Wochenende nachzuholen, indem sie die Stunden hochrechnen." Das sei allerdings unmöglich. "Selbst ein zehnstündiger Schlaf in einer Nacht kann das Defizit nicht aufholen", betont die Forscherin und warnt im Wissenschaftsmagazin PNAS davor, daß Schlafmangel für die menschliche Gesundheit deutlich dramatischere Folgen hat als bisher angenommen.
Die negativen Folgen- von kognitiven Störungen bis hin zu erhöhter Insulinresistenz - machen sich bereits nach wenigen Tagen mit zu wenig Schlaf bemerkbar. Für Cirellis Untersuchung wurden sowohl Freiwillige als auch Laborratten, die ähnliche Reaktionen auf Schlafentzug haben wie Menschen, herangezogen.
Eines ist klar: Kommt durch die langjährige, stets wiederkehrende Zeitumstellung auf die "Sommerzeit" der innere Biorhythmus und der damit verbundene Schlaf nachhaltig aus dem Tritt, ist es für das Körpersystem schwierig, abends in eine natürliche Ruhe zu finden. In einer Zeit, in der der äußere Streß im Alltag kontinuierlich zunimmt, sollten wir darauf achten, möglichst jeden inneren Streß, wie z. B. den eines aufgezwungenen widernatürlichen Rhythmus in Form der "Sommer"-Zeitverordnung, zu vermeiden.
Daher bitte ich Sie alle, engagieren Sie sich weiterhin für die Beibehaltung der gesund machenden und Gesundheit erhaltenden Normalzeit.
Mit gesundheitlichen Grüßen in der "verschobenen" Zeit
Ihr / Euer
Hubertus Hilgers
"In der Politik ist es wie im täglichen Leben: Man kann eine Krankheit nicht dadurch heilen, daß man das Fieberthermometer versteckt."
Yves Montand