30.11.2017, 12:07
Es wurde noch ein Zitat von Peter Brandt eingefügt, welches die (aktuelle) Situation der SPD untermauern soll.
Neuer Petitionstext: Die SPD, die traditionsreichste Partei Deutschlands, ist eine Partei ohne eigenes Profil geworden. Kaum noch in der Lage, neue Herausforderungen aufzunehmen und progressive Politik zu artikulieren, fungiert Sie als reine Mehrheitsbeschafferin der CDU.
Die Sozialdemokratie ist damit existenziell bedroht. Das Schicksal ihrer niederländischen und französischen Schwesterparteien, die bei den letzten Wahlen in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwunden sind, rückt in greifbare Nähe.
Auf dem SPD-Parteitag 2003 in Bochum forderte Peer Steinbrück, dass die SPD „gerade in schwierigen Zeiten den Mut, die Courage und die Entschlossenheit haben“ müsse, „die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland zu gestalten.“
Doch mit Entschlossenheit hat sich die SPD damals auf den Weg in eine ideologische Sackgasse gemacht. Sachzwänge der Globalisierung und der Demographie, so der Irrglaube, ließen eine sozialdemokratischen Idealen orientierte Politik nicht mehr zu. Die eigenen Regierungserfahrungen und die Erkenntnisse einer progressiven Ökonomik wurden hinweggefegt, und die SPD geriet an den Rand des Abgrunds.
„Die Sozialdemokraten sind Opfer des neoliberalen Globalisierungskonzeptes geworden, dem sie sich selbst weitgehend ergeben haben.“ – Peter Brandt, Sohn von Willy Brandt
Will die Sozialdemokratie überleben, muss sie nicht weniger schaffen, als den Aufbruch in eine mit dem New Deal vergleichbare Erneuerung. Dieser Aufbruch bedeutet zugleich die Rückkehr zu den traditionellen sozialdemokratischen Werten. Kernstück eines solchen Projektes ist ein neues Verständnis von Wirtschaft. Das ist der Schlüssel zur Lösung der existenziellen Krise.
Will die SPD „Gestaltungskraft“ erreichen, wie sie in ihrem Arbeitsprogramm #SPDerneuern schreibt, muss sie jetzt entscheiden, an welches Bild der Wirtschaft sie in Zukunft glauben will: An eine durch den Staat entsprechend der sozialen und ökologischen Erfordernisse regulierte und auf der Makroebene gesteuerte Marktwirtschaft oder an eine orientierungslos in die Zukunft taumelnde Wirtschaft, die keiner der großen gesellschaftlichen Herausforderungen gewachsen ist.
Zwölf Jahre nach den „Reformen“ der Agenda 2010 ist es an der Zeit, die gesellschaftlichen Realitäten zur Kenntnis zu nehmen: Anhaltende Massenarbeitslosigkeit und gravierende wirtschaftliche Diskrepanzen in der Europäischen Währungsunion, für die Deutschland einen Großteil der Verantwortung trägt. Ein nicht mehr funktionierendes Rentensystem, enorme Ungleichheit, Altersarmut, Kinderarmut, ein wachsender Niedriglohnsektor, immer weniger unbefristete und gut bezahlte Jobs, marode Infrastruktur, klamme Kommunen, überbordende Spekulation eines außer Kontrolle geratenen Finanzsektors, sinkende Investitionen der Unternehmen trotz blendender Gewinnsituation und viele ungelöste ökologische Aufgaben.
Diesen Realitäten muss sich die SPD stellen. Dafür braucht sie eine Rückbesinnung auf sozialdemokratische Grundwerte. Der im Arbeitsprogramm #SPDerneuern versuchte Aufbruch ist jedoch eine Kehrtwende auf halbem Wege. Das Programm kritisiert die Ideologie der „Staatsverachtung“ der man sich „teilweise (…) nicht entschieden genug entgegengestellt“ habe. Man erkennt sogar, dass der „ungebändigte Neoliberalismus (…) zu eklatanten Fehlentwicklungen geführt“ hat. Doch was sind die konkreten Konsequenzen aus der Erkenntnis der „Einschränkung der Staatstätigkeit zugunsten des Marktes“? Was heißt es, die „eigene Politik der letzten 20 Jahre“ hinterfragen zu wollen?