Kultur

Offener Brief an die Vertreter*innen von ICOM Deutschland

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Vorstand ICOM Deutschland

294 Unterschriften

Dialog abgeschlossen

294 Unterschriften

Dialog abgeschlossen

  1. Gestartet 2019
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Beendet

Petition richtet sich an: Vorstand ICOM Deutschland

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Reifenscheid-Ronnisch,

sehr geehrte Frau Dr. Hieke,

sehr geehrter Herr Prof. Dr. Dr. Walz,

sehr geehrter Herr Dr. Staubermann,

am 7. September 2019 haben Sie auf der Außerordentlichen Generalversammlung des ICOM in Kyoto einen Antrag auf Aufschub des Beschlusses über die neue Museumsdefinition vorgetragen. Aktuell ist die Abstimmung für die nächstmögliche Außerordentliche Generalversammlung geplant, die vermutlich im Herbst 2020 stattfinden wird. Wir möchten die Zeit bis zur Abstimmung nutzen, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und über die Haltung zu einzelnen Punkten in dem aktuellen Vorschlag für die neue Museumsdefinition zu diskutieren. Ebenso möchten wir unsere Einstellung zu den Inhalten Ihrer Kommunikation mit den Mitgliedern von ICOM Deutschland äußern.

Wir – das sind Mitglieder von ICOM Deutschland, die Sie vertreten. Wir sind außerdem MitarbeiterInnen deutscher Museen und Forschungseinrichtungen, FreiberuflerInnen, DozentInnen und StudentInnen im Bereich der Museumswissenschaften.

Auch wenn wir in diesem Schreiben Kritik äußern, ist unser Bestreben, ein kollegiales Gespräch mit Ihnen und weiteren VertreterInnen von ICOM Deutschland zu suchen! Wir sind überzeugt, dass eine gesunde Diskussion und ein Zusammenhalt – gerade in unseren politisch unruhigen Zeiten – mehr bringen, als eine Spaltung. Zu einer fruchtbaren Debatte gehört sicher auch ein konstruktiver und produktiver Streit, deshalb haben wir unser Schreiben in Form einer Streitschrift verfasst.

In ihrer schriftlichen Nachricht an die Mitglieder von ICOM Deutschland erwähnen Sie, dass in dem aktuellen Definitionsvorschlag „vor allem Begriffe wie Wissensvermittlung, Permanenz, etc. nicht auftauchen, dafür aber Modewörter, deren Sinn sich kaum erschließt, geschweige denn wirklich im Museumsalltag umsetzen lässt“. Über die Begriffe wie Permanenz und Wissensvermittlung können wir gerne diskutieren. Allerdings vertreten wir die Meinung, dass Konzepte wie Partizipation, Inklusion, Diversität und soziale Gerechtigkeit, die der aktuelle Vorschlag beinhaltet, in immer mehr Museen zum Kern des Sammelns, Kuratierens und Kommunizierens gehören und so bereits ein fester Bestandteil des Museumsalltags sind. Diese als „Modewörter“ abzutun würde die Arbeit der Museen weltweit um Jahrzehnte zurück werfen.

Ihre Kritik, der aktuelle Vorschlag beinhalte nicht mehr „grundlegende, seit Jahrzehnten unveränderte definitorische Elemente“ – dabei berufen Sie sich auf die Definition, die mit leichten Veränderungen 1946 (!) beschlossen wurde – widerspricht unserer Überzeugung, dass unsere Gesellschaft und somit die Museen in den letzten 70 Jahren sich drastisch gewandelt haben. Prozesse wie Dekolonisierung und Ermächtigung zur Selbstrepräsentation führten zu einer Diversifizierung von Wissen und Geschichtsbildern. Politische und klimatische Krisen lösten weltweit Migrationsbewegungen aus. Umgang mit diesen globalen Krisen forderte das Überwinden eines nationalzentrierten Denkens – eines Denkens, auf das Sie sich berufen, wenn Sie „eine pragmatische Definition“ fordern, „die sich möglichst für alle Nationen als schlüssig erweist“. Ein solches nationalzentriertes Denken und Handeln entspricht weder unserer Haltung noch unserer Museumspraxis. Daher schlagen wir vor, solche Formulierungen zu überdenken und gesellschaftliche Veränderungen in der Debatte über die neue Museumsdefinition stärker zu berücksichtigen!

Uns ist es ebenfalls ein wichtiges Anliegen, dass Sie sich von der aggressiven und diskriminierenden Sprache des Präsidenten von ICOM Europe Regional Alliance, auf dessen öffentliche Schreiben Sie auf ihrer Webseite wohlwollend verweisen, distanzieren. In der dortigen Berichterstattung über die positiven Reaktionen auf den aktuellen Definitionsvorschlag heißt es in Bezug auf ICOM US: „the chair of his respective national committee of ICOM, known for its recognized debility, comparing to what ICOM national committees are in almost all developed countries“. Im gleichen Satz wird der Präsident von American Alliance of Museums durch eine machtverherrlichende Bezeichnung als „the true leader of museums in that country“ beschrieben. Ebenfalls werden Personen Kompetenzen und Expertise aufgrund fehlender ICOM-Mitgliedschaft oder institutionellen Anbindungen abgesprochen. Ein solcher Ton entspricht weder unserer kollegialen Kommunikationskultur noch unseren Praxiserfahrungen.

Sie berichten, dass man Ihnen auf der Generalkonferenz in Kyoto einen eurozentristischen Blick und undemokratisches Verhalten unterstellte. Dies sind schwerwiegende Vorwürfe, von denen wir als Mitglieder von ICOM Deutschland betroffen sind, wenn Sie in unserem Namen kommunizieren. Wir schlagen daher vor, nach einer Plattform zu suchen, auf der wir gemeinsam unsere Haltung zum aktuellen Vorschlag der neuen Museumsdefinition erarbeiten können!

Mit freundlich-kollegialen Grüßen

Die Unterzeichnenden

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 07.11.2019
Petition endet: 06.01.2020
Region: Deutschland
Kategorie: Kultur

Neuigkeiten

  • Liebe Unterstützende,
    der Petent oder die Petentin hat innerhalb der letzten 24 Monate nach dem Einreichen der Petition keine Neuigkeiten erstellt und den Status nicht geändert. openPetition geht davon aus, dass der Dialog mit dem Petitionsempfänger beendet ist.

    Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement und die Unterstützung,
    Ihr openPetition-Team

  • Liebe Kolleg*innen und Unterzeichnenden,

    ein gesundes 2021!

    ICOM Change - so lautet der Titel eines neuen offenen Briefs, der jetzt online ist:

    www.openpetition.de/petition/unterzeichner/icom-change#petition-main

    Die Debatte um die neue Museumsdefinition geht in die neue Runde!

    Der Brief richtet sich an den Vorstand von ICOM Deutschland und fordert offene Diskussionsräume für eine längst überfällige neue Museumsdefinition. Museumsfachleute inkl. ICOM-Mitglieder, Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft verlangen von ICOM Deutschland, in diese Debatte einbezogen zu werden.

    Ihr könnt euch ICOM Change anschießen und den Offenen Brief unterzeichnen.

    Mit solidarischen Grüßen
    Alina Gromova

  • Liebe Kolleg*innen,

    ICOM Deutschland veranstaltet am 18.6 von 13:30 bis 16:30 ein digitales Mitgliederforum zur ICOM Museumsdefinition. Es ist extrem wichtig, dass möglichst viele (leider nur die ICOM Mitglieder) sich für das Forum anmelden, damit auch die Position, die wir mit diesem Brief vertreten, gehört und am Ende sichtbar gemacht wird.

    Die Plätze sind auf 240 begrenzt, eine schnelle Anmeldung an diese E-Mail-Adresse wäre deshalb wichtig: definition@icom-deutschland.de.

    Wir planen mit einem Input von Herrn Staubermann, dem Geschäftsführer von ICOM D. zur Chronologie der Museumsdefinitionsdebatte einzusteigen. Anschließend wird in Kleingruppen gearbeitet und über die Museumsdefinitionstexte debattiert. Das Ziel ist, im Auftrag des ICOM... weiter

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